Blutorks 3 - Blutorks 3
Kopfdrehung reichte aus, um das wie Hefeteig aufgequollene Gesicht des Offiziers erbleichen zu lassen.
»Nicht dass ich mir irgendetwas wünschen würde, das den herzoglichen Plänen zuwiderläuft«, versicherte Thannos eilig, »aber immerhin hat mir diese grüne Bestie das Nasenbein zertrümmert!«
Mitleid heischend deutete er auf das blau angelaufene Etwas, das unförmig in der Mitte seines Gesichts prangte. Die rot verschorften Narben, die es bedeckten, tanzten bei jedem Wort, das zwischen seinen zersprungenen Lippen hervordrang.
»Schon gut!« Garske winkte entnervt ab. »Du bist hier, um Genugtuung zu erhalten. Aber genieße sie gefälligst ein wenig leiser.«
Der Offizier nickte eifrig und zog es von nun an vor, das Geschehen schweigend zu verfolgen.
Unten auf dem von hölzernen Übungs- und Strafgeräten bestandenen Sandplatz nahmen inzwischen die Gladiatoren vollständig Aufstellung; nur der Schattenelf war noch im Verlies verblieben. Unter den wachsamen Augen ihrer Aufseher traten die Männer zu drei Seiten eines Karrees an, dessen offene Seite durch eine tief im Boden klaffende Schlangengrube begrenzt wurde.
Leises Klappern und Zischen klang daraus hervor. Der Marschtritt hatte die bisher träge vor sich hin dämmernden Nattern aufgeschreckt. Unruhig schlängelten sie übereinander, zu einem abstoßenden Gewimmel vereint, das den sandigen Grund beinahe vollständig bedeckte.
Auf der links von der Loge aus gesehenen Seite standen Urok und Tarren unter den Gladiatoren und ihnen gegenüber, nur durch die Länge des Kampfplatzes getrennt, drei in Wolfshäute gehüllte und mit starken Blessuren übersäte Krieger. Das mussten die Kerle sein, die Urok vor den Augen des Herzogs prüfen sollten.
Grindels Wulstlippen spalteten sich zu einem spöttischen Grinsen, als Urok erstaunt zu ihr in die Höhe sah. Nach einem unauffälligen Blick in die Runde, der ihr zeigte, dass sich alle in der Loge auf das Geschehen in der Arena konzentrierten, zog sie einen kleinen Zweig unter ihrem Lederwams hervor, den sie von dem Granatapfelbaum in Garskes Ziergarten abgebrochen hatte. Ungefähr eine Handspanne lang und sich nach oben hin verästelnd, ähnelte seine Form weit genug der eines kahlen Baums, um darauf durch das Abkratzen der Rinde an den richtigen Stellen und das Abknicken zweier Zweige eine Botschaft entstehen zu lassen.
Wie zufällig hielt sie den Zweig in die Höhe, bis in Uroks Augen das Erkennen aufflackerte, dann vernichtete sie den verräterischen Beweis auf die denkbar einfachste Weise: Sie ließ ihn im Mund verschwinden und zermahlte ihn zwischen den Zähnen, bis nur noch ein Faserbrei übrig war, der sich mühelos hinunterschlucken ließ.
Frische Triebe gehörten normalerweise nicht zu Grindels Lieblingsspeise, aber hungernde Orks hatten schon ganz andere Dinge gegessen. Garske, der ihr in diesem Moment aus den Augenwinkeln heraus einen Blick zugeworfen hatte, tadelte Inome spöttisch: »Du musst unser kleines Scheusal besser füttern! Sonst frisst sie uns im Mohnrausch noch den ganzen Garten ab!«
Danach wandte er seine Aufmerksamkeit wieder dem Ausbilder der Gladiatoren zu, ohne zu ahnen, was sich gerade unter seinen Augen abgespielt hatte. Wie furchtbar dumm die Hellhäuter doch waren. Abgesehen von Inome, deren Lippen ein wissendes Lächeln umspielte.
Auch über die große Entfernung hinweg vermochten Uroks scharfe Augen jede einzelne Markierung auf Grindels Zweig zu erkennen. Mein Geist ist frei , teilte ihm die Madak-Kriegerin dadurch mit. Und: Du findest eine Verbündete an meiner Seite.
Direkt neben ihr saß zwar niemand anderes als Herzog Garske, aber die Schrift der Orks war nicht so genau wie die der Menschen, sodass derartige Botschaften großzügig auszulegen waren. Es hätte nicht des kurzen Blickkontakts zwischen Grindel und der blonden Barbarin an Garskes anderer Seite bedurft, um Urok Klarheit zu verschaffen.
»Inome!«, murmelte Tarren neben ihm, leise seufzend wie ein liebeskranker Troll. Da die herzogliche Loge ansonsten nur mit Männern besetzt war, wusste Urok somit auch, wie die Menschenfrau hieß und warum Tarren so gut über Benir und alles andere, was in der Arena geschah, informiert war.
»Vier Gladiatoren sind bereit, in die Schatten zu gehen!«, verkündete inzwischen Ordon, an den Herzog gewandt, mit lauter Stimme.
»Dann lasst sehen, was sie zu bieten haben«, gab Garske gelangweilt zurück, doch allein die Anwesenheit des Lichtbringers bewies, dass der Ausgang
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