Blutportale
wichtiger Teil davon. Gegen den kann noch nicht einmal dieser Widerling Groening etwas sagen. Außerdem sind auf diesen indischen Abenden immer eine Menge Leute, die gerne gut leben und sich das etwas kosten lassen. Nicht nur Blumen - das ist alles potenzielle Kundschaft für uns.« Saskia betrachtete die Anlage. »Wow! Unser Florist scheint im Geld zu schwimmen!« Ihr Blick richtete sich auf das am Ende des breiten Weges aufragende Gebäude, dessen Eingang mit Fackeln beleuchtet war. Sie hörte schon jetzt indische Musik, wie man sie aus BollywoodFilmen kannte, und hinter den mit Vorhängen verdunkelten Scheiben tanzte buntes Licht. Sie sah die Umrisse von vielen Menschen, die sich im Takt der mitreißenden Rhythmen bewegten. »Das gehört doch nicht ihm, Saskia - du weißt doch, dass er hier nur der Housesitter ist.« »Ja, ja«, lachte sie. »Hörst du das?« Sie machte ein paar schlängelnde Tanzschritte. »Das wird eine Party nach meinem Geschmack!«
»Ja, ja. Und ich muss achtgeben, dass du dich nicht überanstrengst«, sagte Patrick gespielt leidend, »mit dem Loch im Bein.«
Saskia winkte ab. »Geht schon. Dafür habe ich doch diese Tabletten geschluckt - eigentlich sollen die schließlich gegen die Schmerzen wirken.« Er wusste nichts vom wahren Grund für die Verletzung; offiziell war sie mit einem Küchenmesser abgerutscht und hatte sich dabei selbst am Bein erwischt, und von den Wunden auf ihrem Oberkörper ahnte er nichts. Sie schaute kurz auf ihren hellgrünen Pullover, unter dem sich die Verbände verbargen; die dicke Schicht aus Mullbinden hob sich sogar leicht empor, wenn man wusste, dass sie da waren, doch es ging nicht anders. Sonst wäre die Salbe am Stoff hängengeblieben.
Saskia freute sich, dass Patrick sich sorgte. Leider war er aber nicht ihr Typ, und zudem brachte es kein Glück, wenn man Beruf und Privatleben vermischte. So blieb Patrick - obwohl sie seit einiger Zeit sogar Tür an Tür im selben Haus wohnten - ein guter Freund und ein hervorragender Souschef, der sie würdig vertrat, wenn sie ihre Duelle führte. In ihrem rastlosen Leben gab es im Moment sowieso keinen Platz für eine ernsthafte Beziehung. Gemeinsam traten Saskia und Patrick durch die Tür in die Eingangshalle - und brauchten erst einmal einen Moment, um den Anblick zu verarbeiten, der sich ihnen hier bot: Statuetten der unterschiedlichsten Größen standen in Nischen und auf Podesten, schrill-bunte, kitschige Bilder von indischen Göttern zierten die Wände, zwischen denen Wimpelketten gespannt waren; auf dem polierten beigefarbenen Marmorboden lagen jede Menge Blütenblätter, fast zu schön, um auf sie zu treten. In der Luft hingen der schwere Geruch von Sandelholz und der Duft unzähliger exotischer Gewürze.
»Man könnte meinen, es wäre ein Palast«, entfuhr es Patrick, der sich genauso staunend umsah wie Saskia. Schon kam eine Kellnerin in einem gelben Sari auf sie zu und reichte ihnen zwei Gläser Sekt.
»Namaste«, wurde Saskia von einem Mann gegrüßt, der einen hellen Anzug im indischen Stil trug und eine Gästeliste in der Hand hielt. »Darf ich Ihre Namen erfahren?«
»Saskia Lange und Begleitung vom Restaurant Bon Goût«, stellte sie sich vor und reichte dem Mann die handgeschriebene Einladung. Dabei merkte sie, wie ihr leicht schwindelig wurde; der Farbenrausch und die Nebenwirkung der Schmerzmittel waren vielleicht doch etwas viel für sie? Patrick hakte sich vergnügt bei ihr unter; als sein Arm dabei gegen eine ihrer Wunden drückte, gab ihr dies einen Stich, der nicht mehr enden und sich durch ihren Körper bohren wollte. Saskia zuckte zusammen. Die verdammten Pillen schienen ihre eigentliche Aufgabe viel zu früh zu verlieren, obwohl die Nebenwirkungen keine Anzeichen machten, zu verfliegen. War es vielleicht doch besser, nach Hause zu gehen? Ach was, schalt sie sich selbst. Geht schon. Saskia stürzte ihren Sekt hinunter und grinste dann den Elefantenkopf einer Gottheit an. Trotz der neuen Schmerzen lag ihr das Töröö schon auf der Zunge.
»Seien Sie im Namen von Herrn Gul herzlich willkommen«, sprach der Mann und geleitete sie zu einer hohen Tür. »Haben Sie einen schönen Abend und lassen Sie sich ins Reich der Maharajas entführen.«
Saskia blickte in einen saalähnlichen Raum, der in seinen Abmessungen einer Grundschulturnhalle ähnelte. Rechts führte eine Marmortreppe nach oben zu einer Galerie, von wo ein DJ und Gäste mit Cocktailgläsern in der Hand auf die tanzende Menge
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