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Blutportale

Blutportale

Titel: Blutportale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Abend voller unschöner Überraschungen. Ist er ein Kunde oder sogar ein Freund von Will? Egal. Sie würde jetzt sofort zu ihm gehen und ihm sagen, wie knapp es für ihn ausgegangen war und dass sie sich auf eine Revanche freute. Hastig trank sie ihr Bier aus - doch als sie wieder nach dem Mann schaute, war er verschwunden. Aber Saskia wusste, dass sie sich nicht getäuscht hatte.
    »Bin gleich zurück«, murmelte sie und stieß sich vom Tisch ab, um in die Menge einzutauchen. »Guten Abend, Herr Levantin.« Der Empfangschef deutete eine Verbeugung an. »Ich dachte schon, Sie kommen gar nicht mehr.«
    »Wie könnte ich mir das entgehen lassen?«, gab er zurück und reichte einer Sari-Dame seinen schwarzen Mantel. Er beugte sich vor, ließ sich von einer anderen Dame einen roten Punkt auf die Stirn malen und bestand auch noch auf einem funkelnden Bindi.
    »Das steht Ihnen gut, Herr Levantin«, fühlte sich der Empfangschef verpflichtet zu sagen. »Das Bindi?«
    »Durchaus. Sie sehen aus wie ein junger Gott.«
    Er lächelte. »Das habe ich in der Vergangenheit schon mehrmals gehört«, gab er lachend zurück. »Irgendwann werde ich eingebildet sein.« Er erntete bewundernde Blicke der Sari-Dame, wie es sich gehörte, und nahm sich ein Glas Sekt, dann trat er durch die Tür in den Festsaal. Er nippte an seinem Glas und schmeckte wie immer ... nichts. Seine Geschmacksnerven reagierten auf andere Substanzen, doch er mochte das Prickeln, das ein anderes war als das von Mineralwasser; feiner und dabei doch durchaus stimulierend.
    Während er sich umschaute, schenkte er jedem Betrachter sein gewinnendes Lächeln, dem so leicht niemand widerstand. Und wenn doch, kamen andere Kräfte ins Spiel, so wie gerade eben beim Empfangschef. Natürlich gab es auf dessen Liste keinen Eintrag mit dem Namen Levantin, aber es hatte wenig Anstrengung bedurft, ihn dazu zu bringen, das Häkchen hinter einem ganz anderen zu setzen und hocherfreut zu sein, den unerwarteten Gast wie einen alten Freund zu begrüßen.
    Levantin sah sich um und suchte Saskia Lange in der Menge, die gleich einer bunten See wogte und rauschte, umspült von der aufdringlichen Bollywood-Musik, deren Trommeln in seinen Ohren schmerzten. Er war kein Freund von hoher Lautstärke.
    Der Blick aus den gelblichen Augen richtete sich auf die Kali-Statue ihm gegenüber an der Wand. Er prostete ihr zu, als sei die Gottheit wirklich seine alte Bekannte, und wandte seine Aufmerksamkeit wieder den Gästen zu.
    Seit einer Woche verfolgten er und seine Leute diese Frau auf Schritt und Tritt, doch noch immer gab es keinerlei Anzeichen dafür, dass die Erhöhung etwas an ihr verändert hatte. Dass sie wirklich seine größte Hoffnung seit Hunderten von Jahren sein durfte. Dabei hätte sich schon längst etwas regen müssen, spätestens nach zwei Tagen. Täuschte er sich doch? War er damals einer anderen Frau begegnet? Saskia Lange hatte keine Zwillingsschwester oder eine Verwandte, die ihr derart glich, um sie miteinander zu verwechseln; Levantin hatte das bereits checken lassen.
    Also war er bereit, ihr eine weitere Woche zu gewähren. Sollte sie dann immer noch nicht erwacht sein als das Geschöpf, das ihm dienen konnte, würde sie bei einem der üblichen Unfälle sterben, die seit Jahrhunderten alle Versager ereilt hatten. Oder er würde sie selbst zertreten, bestrafen für ihre Anmaßung, ihn im Duell mehrmals verletzt zu haben. Ihn! Er würde ihren Leib langsam, ganz langsam vernichten und ihr erst dann den Tod gönnen, wenn sie selbst schon nicht mehr darauf hoffte, auf diese Art erlöst zu werden.
    Levantin bemerkte erneut eine ungewöhnliche Präsenz; also hatte er sich doch nicht geirrt, als er sie in der Auffahrt zum ersten Mal wahrnahm. Erstaunt schloss er die Augen, blendete die Geräusche um sich herum aus und konzentrierte sich. Irgendwo in diesem Haus war etwas Besonderes verborgen. Worum es sich handelte, vermochte er nicht zu sagen, aber es war da. Untrüglich vorhanden und seine Neugier anstachelnd.
    Tiere und sehr kleine Menschenkinder hatten noch ein Gespür für so etwas, aber die Erwachsenen nicht. Ausnahmefälle waren sehr selten, die meisten niederen Kreaturen vertrauten ausschließlich ihren fünf Sinnen und den sogenannten Naturgesetzen. Von den Gesetzen der anderen Dimensionen, die ihre zerbrechliche Welt berührten oder gar überlagerten, ahnten sie nichts, obwohl ihre Vorfahren sie einst hatten fühlen können. Levantin überlegte: Sollte er zuerst Saskia

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