Blutportale
Geschäft ab. Und«, er zwinkerte ihr zu, »ich habe eine Schwäche für schöne Frauen. Du schuldest mir immer noch einen Kaffee, erinnerst du dich?« »Wie könnte ich das vergessen.« Saskia lächelte unverbindlich; das war ein Flirt nach ihrem Geschmack, und sympathisch war Will obendrein. Dass er noch keine Frau hatte, wunderte sie. In dem Outfit könnte er selbst sie fast schwach werden lassen. Aber nur fast.
»Das ist wirklich eine tolle Party«, machte Patrick nun auf sich aufmerksam. »Wirklich mit allem Drum und Dran - sogar mit Security.«
»Wissen Sie, bei einem Anwesen wie diesem hier muss man leider Vorsichtsmaßnahmen treffen.« Will war nur mit Saskia per du, ein übliches Geschäfts-Du, das sich irgendwann nach dem zwanzigsten Auftrag oder der fünften Einladung auf einen Kaffee, die dann doch nie wahrgenommen wurde, ergeben hatte.
»Ihren Arbeitgeber hätte ich auch gerne«, lachte Patrick. »Meine Chefin«, er deutete breit grinsend auf Saskia, »würde mich wahrscheinlich nicht einmal in ihre Wohnung lassen, wenn es in meiner brennen würde. Ich muss Ihren also unbedingt mal kennenlernen.«
Auf einmal wirkte Will merkwürdig gedankenverloren. »Das wäre vielleicht nicht die beste Idee. Darf ich Ihnen ein Geheimnis anvertrauen? Er weiß nicht, was hier heute passiert ... und mein schlechtes Gewissen bringt mich um. Ich erwarte sekündlich seinen Anruf und meinen Rausschmiss.«
»Er weiß wirklich nichts?« Saskia lachte. »Das passt gar nicht zu dir, Will.«
Er schüttelte den Kopf, und sie erkannte, dass sein Unbehagen echt war. »Ich möchte lieber gar nicht wissen, welcher Dämon mich geritten hat.«
»Vielleicht ein ehemaliger Bewohner dieses Hauses, der spukt?«, zog sie ihn auf, um seine düstere Stimmung zu vertreiben.
Er schlug entsetzt die Hände zusammen. »Fängst du auch noch damit an?«
Saskia war verwirrt. »Das ... also, das sollte ein Scherz sein. Entschuldige bitte. Und ich drücke dir die Daumen, dass dein Arbeitgeber hiervon nichts mitbekommt.« Dann räusperte sie sich verlegen.
Patrick rettete die Situation, indem er schnell einwarf: »Es wäre toll, wenn das Bon Goût nächstes Mal beweisen dürfte, was wir unter indischer Küche verstehen.«
Dankbar nahm Saskia den Ball auf: »Es wäre mir eine Freude, Will.« Mit einem herausfordernden Lächeln setzte sie dann noch hinterher: »Und eine besondere Freude, die Konkurrenz auszustechen, von der du offensichtlich so viel mehr hältst.«
»Sei bitte nicht beleidigt, dass ich dich nicht gefragt habe«, sagte Will beschwichtigend. »Anil ist ein Freund aus dem Kalari-Club, aber wenn wir nächstes Jahr wieder im India feiern, geht der Auftrag an dich, versprochen.«
»Prima!« Saskia strahlte - und entdeckte in diesem Moment Groening in der Menge, der sich gerade mit zwei Frauen unterhielt. Ihre gute Stimmung verflog schneller, als ihr lieb war. Will bemerkte die Veränderung nicht. »Es war mir doch noch nie möglich, einer schönen Frau einen Wunsch abzuschlagen. Nun entschuldigt mich bitte. Ich komme nächste Woche zu dir essen, einverstanden?« Will nickte ihnen zu, schenkte Saskia dabei einen Blick, der eindeutig zu lang war für jemanden, an dem man ein ausschließlich berufliches Interesse hatte, und schlenderte zum nächsten Tisch.
»Den hast du verzaubert«, meinte Patrick und tunkte ein Stückchen Brot in die Currysoße, die seine Lippen bereits gelblich eingefärbt hatte. »Da könnte man glatt eifersüchtig werden.« »Ach, lass mich bloß in Ruhe«, erwiderte sie unwirsch. »Ich habe uns schließlich gerade einen Auftrag an Land gezogen, oder hast du das nicht mitbekommen?« Sie wollte sich zur Seite drehen, um den widerwärtigen Gastrokritiker nicht mehr sehen zu müssen, aber das hätte bedeutet, an Patrick vorbei direkt in Richtung von Kali zu schauen - und das wollte sie nicht riskieren. Wütend starrte sie auf den Teller vor sich.
»Was habe ich denn gemacht, dass du mich so anpfeifst?« Er hielt mit dem Kauen inne. Komm runter, Saskia. »Entschuldige«, seufzte sie, »aber ich habe dieses Arschloch Groening gesehen.«
»Ehrlich? Wo denn? Vielleicht sollte ich mal vorbeigehen und ihm ganz versehentlich meinen Teller übers Jackett kippen?«, fragte Patrick düster.
»Tu dir keinen Zwang an«, grinste Saskia. »Er steht da vorne, siehst d...« Sie deutete in die Menge - und stockte, als sie meinte, in der feiernden Menge ein weiteres bekanntes Gesicht auszumachen. Der Maitre?, durchfuhr es sie. Ein
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