Blutprinz (German Edition)
damit war der Überraschungsmoment auch schon zu Ende. Umso heftiger fuhren die Krallen nieder und schlangen sich dieses Mal um beide Beine. Mit einem Ruck verdrehte das Wesen ihren Fuß und mit einem lauten Krachen brach der Knöchel in Natalies rechtem Sprunggelenk. Schmerz explodierte in ihrem Bein und schien ihr die Sinne zu rauben. Das Wesen zeigte keine Gnade. An den Beinen schleppte die Schreckenskreatur Natalie ins Schlafzimmer. Strampelnd wie ein kleines Kind versuchte sie sich mit dem unverletzten Bein loszureißen. Vergebens. Sie fand sich auf ihrem Bett wieder und wich zurück, als die Bestie um sie herum schlich. Ihr Pyjama hing nur noch in wenigen Fetzen um ihren Körper. Eine Kralle stach in Natalies Schulter, bis Blut aus der Wunde quoll. Sie erstarrte.
Grausames Lachen erfüllte das Zimmer, während das Wesen sich die Kralle ableckte. Wie ein lebloser Mantel sank das Scheusal auf ihr Bett und die Folter nahm kein Ende. Gierig kratzten die Krallen über ihre Brüste, ritzten in ihre Haut und schnitten über ihren Bauch, wobei es sich immer wieder an den blutigen Klauen labte und dabei kurz abgelenkt war. Natalie griff nach der Nachttischlampe, umfasste entschlossen den hölzernen Griff, und schlug der Bestie mit aller Wucht auf den Kopf. Die Glühbirne und das Glas des Lampenschirms zerbrachen, schnitten wie Dolche in das Fleisch der geifernden Fratze. Ein dünner Strom wässrigen Blutes quoll aus der Wunde.
Einen Moment hielt Natalies Peiniger inne, betrachtete schielend voller Überraschung die Schnittwunden und eine Sekunde später wurde Natalies Kopf mit einem heftigen Schlag gegen die Zimmerwand geschleudert. Eine Pranke schloss sich um ihren Hals, nahm ihr die Luft zum Atmen. Sie strampelte, schlug auf die Hand ein, bis ihre Kräfte nachließen und das Bild vor ihren Augen zu verschwimmen begann. Kurz bevor sie das Bewusstsein verlor, löste sich der Würgegriff und Natalie konnte wieder atmen und rechnete mit allem. Doch anstatt sich an ihrem wehrlosen Opfer zu vergehen, riss die Kreatur Natalie an den Haaren hoch.
„So macht es keinen Spaß. Ich will, dass du schreist und um Gnade flehst.“
Als wäre sie angewidert, ließ die Kreatur sie zurück aufs Bett fallen. Reglos lag Natalie da und betete, sie würde die Kraft haben, nicht zu winseln oder noch mal zu schreien. Selbst wenn sie sterben musste, würde sie alles versuchen, dieser Schreckenskreatur keine weitere Freude zu bereiten. Vielleicht hatte sie jenen Punkt erreicht, an dem man sein Schicksal akzeptierte und wusste, dass man sterben würde, oder es war einfach nur Trotz. Wie lange konnte sie gegen dieses Ding ankämpfen?
Wütend riss die Bestie Natalie erneut hoch, schleuderte sie mit einem Stoß vom Bett. Natalie landete auf dem Rücken und schlug mit dem Kopf gegen den Kleiderschrank. Zu wissen, womit sie diese Bestie ärgern konnte, erfüllte sie mit neuer Kraft. Wenn sie schon sterben musste, dann nicht ohne sich gewehrt zu haben. Sie rollte zur Seite und wankend kam sie auf die Beine. Sie griff nach der Nagelschere, die auf dem kleinen Schminktisch lag. Sein Zorn machte die Kreatur anscheinend unvorsichtig. Sie nutzte einen ungestümen Vorstoß der Bestie und rammte ihr die Schere in die Pranke. Zischend wich der Angreifer zurück, wedelte mit dem Arm und verpasste Natalie einen Peitschenhieb ins Gesicht, der sie durch die Tür bis in den Flur schleuderte.
Benommen hob Natalie den Kopf. Alles drehte sich. Sie schmeckte Blut und konnte ihren Unterkiefer nur unter großen Schmerzen bewegen. An den Haaren wurde sie über den Boden zurück ins Schlafzimmer geschliffen und wie ein k.o. gegangener Boxer erneut auf das Bett geworfen. Noch bevor ihr Kopf die Matratze berührte umschloss sie erlösende Dunkelheit.
Als sie die Augen wieder aufschlug tat jeder Millimeter ihres Körpers weh. Das Martyrium schien jedoch längst nicht vorbei zu sein, denn allem Anschein nach hatte das Ungeheuer darauf gewartet, dass Natalie wieder zu sich kam. Mit den Überresten ihres Pyjamas war sie mit den Armen an die hölzernen Bettpfosten gefesselt.
Das Ungeheuer strich mit den Pranken über ihren Körper und seine hässliche Fratze bewegte sich nur einen Finger breit entfernt über ihre Haut. Der heiße, faulige Atem brannte wie Feuer in den Wunden. Je mehr sie sich wehrte, desto öfter stachen die Klauen in ihre Haut, bis sich die bleiche Zunge aus dem Höllenschlund bewegte und mit rauen Strichen ihr Blut ableckte. Natalie zerrte an den
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