Blutprinz (German Edition)
projizieren. Dies geschah mithilfe eines digitalen Projektors, der hoch über Zacharias Kopf an der Decke hing und mit dem Internet verbunden war. Da Zacharias so gut wie nichts von diesen modernen Dingen verstand, war er auf einen Techniker angewiesen, dessen Clan sich dazu entschlossen hatte, Zacharias Plan zu unterstützen. Der junge Techniker gehörte zu einer neuen Generation Vampire, die danach strebten, als Freaks getarnt an der Seite der Menschen zu leben. Sie besuchten die Universitäten, feierten Partys unter Menschen, tranken massenhaft Alkohol und mischten sich unter die Versammlungen menschlicher Möchtegernvampire, um ihren Blutdurst auf natürliche Weise zu stillen. Zacharias verabscheute diese jungen Vampire genauso, wie er das hochnäsige Gehabe der Reinblüter verachtete. Aber im Moment war er auf jede Unterstützung angewiesen. Es war ein außerordentlich genialer Schachzug von Jorog gewesen, das weltweite Netzwerk zu nutzen, das diese jungen Halbblüter aufgebaut hatten. So war es Zacharias gelungen, globale Unruhe zu stiften, ohne dass der Verdacht auf ihn fiel. Die Agenten, die Gerald Vermont befehligte, waren auf diese Weise beschäftigt. Für Zacharias bedeutete das mehr Spielraum, um seinem Plan zu folgen und den Schürhaken noch tiefer in die Glut zu stoßen. Natürlich wusste er, dass sein Vorhaben auf einem wackligen Gerüst stand. Sobald das Feuer einmal brannte und der Keil zwischen Halbblüter und Reinblüter getrieben war, würde dies zu einem Krieg unter den Vampirfamilien führen. Ein Krieg, der auf den Straßen dieser Welt ausgetragen werden und letztendlich die Aufmerksamkeit des alten Feindes auf sie ziehen würde. Doch Zacharias war bereit, dieses Risiko einzugehen, um André Barov zu stürzen und sich an ihm zu rächen.
Pünktlich um drei Uhr erhob Mathis Leclerc in Vertretung von André Barov das Wort und entschuldigte die Abwesenheit des Ratsvorsitzenden mit dem Vorwand, André Barov habe unaufschiebbare Dinge zu erledigen.
Mit Genugtuung nahm er das aufgeregte Raunen der Menge wahr. Flüchtig schielte er hoch zum Projektor. Noch machte das Gerät nicht den Anschein, als täte sich etwas.
Die nächste Stunde verstrich mit langwierigen Berichten über die weltweiten Unruhen. Lucia Luego und Javier Alfaro sprachen von ersten Vampirjäger-Orden, die zusammengekommen waren, um den Berichten in den Tageszeitungen und Fernsehnachrichten auf den Grund zu gehen. Wie erwartet, schien es der Innere Rat für eine Verschwörung revolutionärer Gegner der neuen Ordnung zu halten. Aber Gerald Vermont berichtete auch über einen im Hintergrund agierenden Drahtzieher, der zu feige war, seine Meinung vor dem Rat kundzutun. Zacharias kämpfte gegen den Zorn an, den Geralds Worte in ihm entfachten. Mit Feigheit hatte sein Kampf wenig gemein. Zacharias verglich es mit taktischer Kriegsführung, Partisanenkämpfen gegen einen übermächtigen Feind, der keine Kritik duldete. Dieser Rat war eine Farce, eine Bühne, auf der sich die Reinblüter als die einzig wahren Vampire darstellten. Als die Beschützer der gesamten Schattenwelt, in der die Vampire lebten und sich wie Ratten vor den Menschen verbargen. Dass die meisten im Rat beschlossenen Gesetze nur Halbblüter betrafen und sie in ihrer Freiheit und ihren Kräften beschnitten, darum scherten sich die alten Familien einen Dreck. Acht Familien gehörten diesem Inneren Rat an, zweiunddreißig weitere hatten das Recht im Großen Rat zu stimmen und die restlichen der insgesamt anwesenden vierundsiebzig Clanoberhäupter, seine eigene Familie eingeschlossen, hatten nur die Möglichkeit ihre Meinung zu sagen, ohne an den Abstimmungen beteiligt zu sein.
Eine Stimme im Kreis der Auserwählten musste man sich verdienen, mit Gesetzestreue und einem entsprechenden Stammbaum.
Der Innere Rat beendete die Berichte über Unruhen und ging zum eigentlichen Thema der Pariser Versammlung über. Den neuen Gesetzesentwürfen. Diese sahen härtere Strafen für Gesetzesüberschreitungenvor, besonders nachdem sich die Kerker füllten und die Heilanstalten, in denen sie die menschlichen Opfer der Blutorgien und Vampirangriffe verwahrten, aus allen Nähten platzten.
Es waren Mathis Leclerc und Lorenzo de Angelos, die gemeinsam anstelle von André Barov die neuen Bestimmungen präsentierten und die Notwendigkeiten der strengeren Bestimmungen mit den Ausschreitungen der vergangenen Tage und Wochen bekräftigten.
Eine wilde Diskussion entbrannte, die besonders durch
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