Blutprinz (German Edition)
durch die Entwicklung der Waffentechnologien während der Kriege, sehr stark geworden.“ Er goss erneut Tee nach. „Nach uralten Gesetzen obliegt den Barovs das Recht über die Vampire zu herrschen, der Blutfürsten-Ring bezeugt dieses Recht.“
André hob seine Hand mit ausgestreckten Fingern. Das Licht spiegelte sich in dem roten Jaspis.
„Wie mein Vater habe ich von diesem Recht jedoch niemals direkt Gebrauch gemacht. Doch ich wollte diese Macht auf eine andere Weise nutzen und mit dem Einfluss des Ringes etwas Neues aufbauen. In einem Zeitraum von zwanzig Jahren nach dem zweiten Weltkrieg waren sehr viele von uns gestorben. Einige starben im Kampf mit Jägern, andere durch Streitigkeiten unter den Familien und noch mehr gingen an der neuartigen Krankheit Aids zugrunde. Aids brach unter den Vampiren bereits als Seuche aus, als die Menschen noch kaum davon wussten. Wir waren unserem Untergang nahe, unfähig noch weitere Jahre zu überstehen, sollte sich nicht etwas ändern.“
„Ich dachte immer, Vampire sind unsterblich oder untot.“
André lachte und schüttelte den Kopf. „Nein, wir sind nicht unsterblich, keineswegs. Unser Dasein ist Fluch und Segen zugleich. Der Körper eines Vampirs braucht Blut, um zu leben. Durch das menschliche Blut nehmen wir Lebensenergie in uns auf, wodurch einige von uns sehr alt werden können. Aber ohne Blut sterben wir.“
„So wie das Insulin für einen Zuckerkranken …“
„Ja, so in etwa“, antwortete André. „Aus medizinischer Sicht könnte man sagen, unsere Körper produzieren keine roten Blutkörperchen, weshalb das Blut eines Vampirs, der lange nicht getrunken hat, wässrig aussieht.“
Das Blut der Vampirin kam Natalie in den Sinn.
„Die meisten der Mythen über Vampire sind nichts weiter als Mythen. Ich mag zwar keinen Knoblauch, aber er vertreibt mich nicht.“ Ein Lächeln umspielte seine Lippen. „Auch Silber richtet nicht mehr oder weniger Schaden an, als jede andere Waffe, die meinen Körper durchdringt. Aber um zu meiner Geschichte zurück zu kehren: Nachdem ich die Herrschaft übernommen hatte und das Chaos anwuchs, suchte ich die Familienoberhäupter der fünf mächtigsten Vampirfamilien auf und wir schlossen Frieden. Daraufhin gründeten wir den Vampirrat, dem sich zwei weitere Familien anschlossen. Gemeinsam schmiedeten wir Pläne für Gesetze, nach denen unsere Familien leben sollten, um den drohenden Untergang abzuwenden. Bald wurden auch andere Familien in unser Vorhaben eingeweiht und der Rat wuchs. Noch heute bilden die acht Gründerfamilien den Inneren Rat, eine Art Ministerium.“
„Und was veränderten diese Gesetze?“, fragte Natalie.
„Sehr viel. Aufgrund dieser Regeln traten wir endgültig in den Schatten. Wir konzentrierten uns darauf, mehr Einfluss in der Welt der Menschen zu erringen. Unser Blut erhielten wir von nun an aus den Blutbanken der Welt, durch Kontaktleute. Auf diese Weise wurden wir für unsere alten Feinde, die Vampirjäger, unsichtbar und jene, die für unseren Tod bezahlten, drehten den Geldhahn zu. Wir sind praktisch zu Aliens geworden. Einem Mythos, dessen reale Existenz aus den Köpfen der Menschen nahezu verschwunden ist und nur noch in Büchern und Geschichten lebt. Auf diese Weise konnten wir das Schlimmste abwenden.“
„Wer sind diese Jäger?“
„Menschen, ausgebildete Kämpfer. Sie wurden einst von Organisationen wie den Kirchen dafür bezahlt uns zu jagen. Doch dank des Rates und unserer Gesetzte haben sich die Jägerorden aufgelöst.“
„Ich verstehe nun einiges besser. Aber was hat das alles mit mir zu tun, außer dass ich Ähnlichkeiten mit einem vor zweihundertunddreißig Jahren verstorbenen Mädchen habe?“
Sie sah einen Schatten über sein Gesicht huschen. „Der Rat und seine Gesetze sind besonders unter den jüngeren Halbblütern nicht sonderlich beliebt. Diejenigen, die in der Zeit des nahenden Untergangs noch nicht gelebt haben, verstehen die Wichtigkeit dieser Gesetze nicht“, erklärte er mit Wehmut. „Natürlich wissen wir, dass beispielsweise die Blutkonserven den Durst nie ganz stillen und besonders die Kräfte der Halbblüter schwächen. Viele meinen, dass wir über die Menschen herrschen sollten, dass wir vom Schicksal dafür auserkoren sind.“ Er seufzte tief. „Viele Gegner der neuen Gesetze haben noch nie gegen einen Vampirjäger gekämpft. Sie wissen nicht, wovon sie reden.“
In seiner Stimme schwang unterdrückte Wut und an seinen Worten erkannte Natalie, wie
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