Blutprinz (German Edition)
ähnlich die Vampire doch den Menschen waren.
„Wie ich dir in Bratislava erzählt habe, versucht jemand den Rat zu bekämpfen und wir wissen nicht wer es ist. Er agiert aus dem Untergrund, betreibt Propaganda gegen die Gesetze und schürt Unruhe und Zwietracht unter den Vampiren. Er ruft zum Widerstand auf und sammelt Mitstreiter um sich. Vindicto e bellum. Bevor ich dich zum ersten Mal traf, arbeiteten wir an neuen, noch strengeren Gesetzen, die dafür sorgen sollten, dass jeder Vampir sich an die Regeln des Rates halten muss. Und es verstößt gegen genau diese Gesetze, dass ich eine Menschenfrau liebe.“
Das letzte Wort hatte er nur noch geflüstert.
„Und deshalb können wir auch nicht zusammensein, sosehr ich es mir auch wünsche, weil sie meine Liebe zu dir gegen mich und gegen mein Volk verwenden.“
Natalie wusste nicht, was sie zu diesem schweren Dilemma sagen sollte. Er sah sie lange an, bevor er weitersprach.
„Sie würden es nur akzeptieren, wenn du zu einem Vampir werden würdest.“
Sie schluckte schwer. „Durch Metamorphose?“
„Ja. Aber das würde ich nicht zulassen. Es ist gefährlich.“
Eine Gänsehaut lief über Natalies Rücken. Der Gedanke daran, wie ihre Lippen ein mit Blut gefülltes Glas berührten, bereitete ihr Übelkeit. Doch dann fiel ihr Blick auf André, wie er gezeichnet vom inneren Kampf am Fenster lehnte. Sie stand auf, ging zu ihm hinüber und legte ihm die Hand auf die Schulter. Mit der anderen Hand strich sie über seinen Nacken und seine Wangen, so als wolle sie ein Raubtier besänftigen.
„Es tut mir leid, dass ich aus Bratislava abgereist bin. Ich glaube ich verstehe nun, was du mir im Schloss deiner Vorfahren wirklich sagen und zeigen wolltest.“
Seine Miene war wie versteinert, aber Natalie spürte, wie sein Verlangen tief in ihm eine Schlacht gegen die Vernunft schlug. Seine Hand umfasste ihren Nacken.
„Es kann kein Morgen für uns geben.“
Er küsste sie. Ein Gefühl der Schwerelosigkeit umfing sie. Wie auf einer Wolke aus Tausenden Händen versank die Welt in Nichtigkeit. Für einen Moment schloss Natalie die Augen und als sie sie wieder öffnete, sah sie, dass er sie ins Schlafzimmer getragen hatte. Ihr Kopf fiel auf ein weiches Kissen. Andrés Atem berührte ihre Brüste und nun, da sie es wusste, konnte sie seine Fänge spüren, wie sie behutsam ihre Haut berührten und der Gedanke von einem Vampir geliebt zu werden war mit einem Mal verführerisch und durchflutete jede Faser ihres Körpers mit Verlangen.
André fühlte sich unwohl. Er war ein junger, unerfahrener Vampir von gerade mal zwanzig Lebensjahren und schielte zu seinem Vater. Dieser nickte und Alessandra zuckte nur kurz mit den Lippen, als die Frauen die Pulsadern an ihren Handgelenken mit Nadeln perforierten. Entspannt lag sie auf der Liege, während ihr Blut in einem dünnen Strom über die Marmorrinnen floss und in die beiden Tonschalen tropfte. Auf ihrem Gesicht ruhte ein Lächeln. Sie schaute in Andrés Augen und er konnte das tiefe Vertrauen spüren, das sie ihm entgegenbrachte. Eine dritte Frau trat an das Podest, reichte André einen goldenen Dolch. Seine Finger umschlossen das Metall. Die Frau kniete nieder, schöpfte mit einem Kelch Blut aus den Tongefässen und reichte André auch diesen. Er führte den Kelch an seine Lippen, trank das warme Blut. Erneut füllte die Frau den Becher und dieser Vorgang wiederholte sich so lange, bis nur noch die gebrannte Oberfläche der Tongefäße von Alessandras Blut benetzt wurde. André fühlte ihre Lebensenergie durch seine Adern fließen. Mit gemischten Gefühlen beobachtete er, wie Alessandra allmählich schwächer wurde. Ihr Lächeln verlor an Kraft und ihr Herzschlag wurde langsamer. Sie schloss die Augen und ihr Kopf fiel zur Seite.
Mit einer raschen Handbewegung drückte André den Dolch gegen seine Pulsader und schnitt tief hinein. Behutsam öffnete er Alessandras Mund, hielt sein Handgelenk über ihre Lippen. Sein Blut tropfte in ihren Rachen. Ihre Augenlieder bewegten sich, ihre Arme und Beine zuckten. André sah, wie sich ihr Körper gegen das Blut und die Metamorphose wehrte.
Diejenigen, die zu der Versammlung gekommen waren, um die Wiedergeburt Alessandras zu bezeugen, bildeten einen engen Kreis um die Liege. Andrés Vater stimmte ein leises Lied in lateinischer Sprache an und die anderen begleiteten seinen Gesang mit melodischem Summen. Es klang wie das Heulen des Windes, der sich im Raum ausbreitete und in der Kuppel
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