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Blutrose

Blutrose

Titel: Blutrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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hinter der Tür hervor, ohne sich dabei auch nur einmal zu Maras leerem Zimmer umzudrehen. Aus dem Bad im ersten Stock war Wasserrauschen zu hören.
    »Würden Sie uns jetzt entschuldigen, Dr. Hart?«, sagte Meyer. »Ich muss zur Arbeit.«
    George Meyer griff nach seinen Schlüsseln und brachte Clare ans Gartentor. »Sei ein braver Junge, Oscar«, sagte er, als der Junge sein Fahrrad hinter dem Haus hervorschob.
    »Rufen Sie mich an, wenn Sie etwas von Mara hören.« Clare sagte es zu George, doch ihre Hand ruhte auf Oscars Wange. Sie spürte, wie er nickte.

42
    Clare nahm die Abkürzung entlang dem müllbehangenen Stacheldrahtzaun, der den Hafen von der Stadt trennte. Sie rief Tamar an, landete aber sofort auf der Mailbox, auf der sie die
Neuigkeit aufsprach, dass Mara verschwunden war. Dann betrat sie das Polizeirevier. Um sieben Uhr morgens war der Parkplatz bis auf van Wyks weißen Pickup noch leer gefegt.
    Sobald sie die Tür aufdrückte, protestierte ihr Laufschuh quietschend gegen den Linoleumboden. Van Wyk starrte vertieft auf den Computerbildschirm und hatte die Hand auf der Maus. Ein Klick, und das Fenster auf dem Schirm schloss sich. Genau wie seine Miene.
    »Was für eine Überraschung, Sie hier zu sehen, Dr. Hart.« Das Knistern verriet Clare, dass er den Computer auf Standby geschaltet hatte. »Nach dem gestrigen Tag. Aber falls Sie Captain Damases suchen, sind Sie sehr früh dran und heute wohl vergeblich hier.«
    »Ich bin immer früh dran.« Clare fragte sich, was van Wyks plötzliches Interesse an der Büroarbeit ausgelöst hatte. »Aber ich wurde heute Morgen ebenfalls angerufen. Also wollte ich vorbeikommen und mit Ihnen darüber sprechen.«
    »Die Presse?«, fragte van Wyk. »Will jemand ein weiteres Interview mit unserer… Expertin aus Südafrika? Ich würde sagen, Ihr Fall ist mausetot. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir diesen alten Bettler in der Wüste aufgespürt haben.« Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, mit gespreizten Beinen, dass der Stoff seiner Uniformhose über den Schenkeln spannte. Die Tür schloss sich mit einem leisen Klicken hinter Clare und ließ sie zusammenzucken.
    »Es war Maras Mutter«, sagte sie. »Mrs Thomson.«
    Eine Pause, einen Herzschlag lang. »Was soll ich der Mutter sagen? Dass ihre Tochter mit einem Seemann durchgebrannt ist?«
    »Ist Ihnen nicht der Gedanke gekommen, dass ihr etwas zugestoßen sein könnte?«, fragte Clare.
    Van Wyk streckte die Arme vor und betrachtete prüfend seine Fingernägel. »Wenn sie tot ist, wird ihr Leichnam irgendwann
auftauchen, und dann schicken wir sie in einer Kiste heim. Falls sie am Leben ist, wird sie irgendwann kein Geld mehr haben und nach Hause fliegen. Letztendlich bleibt sich das gleich.«
    »Für Sie vielleicht. Nicht für die verzweifelte Frau, die mich angerufen hat.«
    Van Wyk schnellte aus seinem Stuhl hoch. Seine Pupillen waren stecknadelklein. »Mara hat uns nichts als Ärger gemacht. Sie hat Anzeige gegen mich erstattet, nachdem wir eines ihrer Straßenkinder beim Stehlen im Hafen erwischt hatten. Ihr habe ich es zu verdanken, dass ich in diese beschissene überflüssige Einheit abgeschoben wurde. Und jetzt soll es meine Aufgabe sein, nach dieser dummen kleinen Ausländerschlampe zu suchen, die ihre Beine nicht zusammenhalten kann?«
    »Sie wird vermisst, Sergeant«, sagte Clare.
    Van Wyk stand dicht vor ihr. Clare hielt seinem Blick stand.
    »Sie gehören nicht hierher, Dr. Hart.« Seine Finger schlossen sich um ihre Handgelenke. Die Knochen verschoben sich, als er die Hand drehte. »Genauso wenig wie Mara, also halten Sie sich aus Dingen raus, die Sie nichts angehen.«
    »Wagen Sie es nicht, mir zu drohen.« Schnell und zielsicher ließ Clare ihr rechtes Knie hochschnellen.
    Van Wyks Augen wurden glasig vor Schmerz, er ließ sie los, und im selben Augenblick flog die Bürotür auf.
    »Morgen, Clare.« Karamata klang fröhlich und empfing den neuen Tag in frisch gestärkter Kleidung. »Morgen, van Wyk. Sie sind hier …« Sein Blick schwenkte von Clare auf van Wyk. »Ist was?«
    »Alles okay«, brachte van Wyk heraus. »Ich habe fast die ganze Nacht durchgearbeitet. Dr. Hart und ich haben gerade über die Ermittlungen gesprochen, nicht wahr?« Er ließ Clare keine Zeit zum Antworten und ging durch den Gang davon, wo sein großer, schlanker Leib durch eine Flutwelle von frühmorgendlichen Ankömmlingen schnitt.

    Clare schüttelte ihre Handgelenke aus. Sie zwang

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