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Blutrose

Blutrose

Titel: Blutrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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schon früher zugehört hatte, aber sie wusste nicht, wo sie anfangen sollte. Schließlich gab sie auf und schob das Essen auf ihrem Teller herum. Sie sah Riedwaan an und gleich wieder weg.
    »Über etwas anderes als die Arbeit zu reden verdirbt dir den Appetit?«
    »Nein«, sagte sie. »Ich habe nur einen Knoten im Magen.«
    »Bedeutet die Tatsache, dass du mit mir isst, dass mir vergeben wurde?«
    »Dräng mich nicht.« Clare griff nach ihrem Weinglas. »Ich habe mich noch nicht entschieden.«
    »Ich bin nicht gut, wenn ich auf Bewährung gesetzt werde«, warnte Riedwaan. »Das bringt meine schlechtesten Seiten heraus.«
    »Du bist nicht …«
    Clares Handy läutete. Sie sah aufs Display. »Ich muss rangehen«, sagte sie. »Es ist Constance.«
    Riedwaan schüttelte ärgerlich den Kopf, aber Clare hatte das Gespräch bereits angenommen. Er wartete eine Sekunde ab, doch sie konzentrierte sich ganz und gar auf die Zwillingsschwester, die ihr ins Ohr murmelte und sie dadurch von ihm weg an einen Ort zog, an den er ihr nie würde folgen können.

    Er nahm seine Zigaretten und ging an die Bar.
    Der Barkeeper schenkte ihm mitfühlend einen doppelten Whisky ein.

41
    Die Dunkelheit dünnte bereits aus, als Clare lächelnd erwachte und sich in Riedwaans Armen wiederzufinden glaubte. Dann fiel ihr ein, dass sie allein ins Bett gegangen war. Sie stand auf und zog die Vorhänge zurück. Ein nasser Westwind wehte. Sie schlüpfte in ihren Jogginganzug und eine wasserdichte Jacke, zog den Reißverschluss der Seitentasche über ihrem Handy zu und verließ das Zimmer. Sie lief nach Norden in Richtung Hafen. Nachdem sie die Burning Shore Lodge passiert hatte, fand Clare ihren Rhythmus und löschte endlich alle Gedanken an Riedwaan aus.
    Sie spürte den Schweiß auf ihrem Rücken und zwischen ihren Brüsten. Sie wurde langsamer, weil der Pfad schmaler wurde, wo er sich zwischen der Lagune und einem neuen Hotel durchschlängeln musste. Weggeworfenes Baumaterial und anderer Schutt übersäten den Weg. Sie winkte dem kleinen rothaarigen Jungen zu, der zusammengekauert auf einer Bank saß.
    »Hallo, Oscar!«, rief sie im Vorbeilaufen. »Du bist aber früh wach.«
    Zur Erwiderung hob er eine Hand, ohne das tiefernste Gesicht zu verziehen.
    Ihr Handy begann zu läuten, und sie riss es aus der Tasche.
    »Riedwaan?« Er hatte ihr versichert, dass er gleich nach dem Aufstehen anrufen würde.
    Nichts als ein leeres Echo antwortete ihr.
    »Hallo?«

    Keine Antwort. Die Kälte strich über Clares Haut. Als das Handy wieder läutete, duckte sie sich hinter eine Mauer.
    »Hallo?«
    »Ist da Dr. Hart?« Eine ihr unbekannte Stimme. Aus weiter Ferne. Fremd.
    »Ja.«
    »Verzeihen Sie die Störung. Ich weiß, es ist früh.«
    »Wer ist da?«, fragte Clare.
    »Sie ist nicht angekommen«, sagte eine Frau.
    »Wer ist nicht angekommen?«
    »Mara.« Die Frauenstimme brach. »Hier ist Lily Thomson. Maras Mutter.«
    »Woher haben Sie meine Nummer?«, fragte Clare.
    »Ich habe auf der Polizei angerufen. Der Mann, mit dem ich gesprochen habe, dieser van Wyk« – sie mühte sich mit dem fremd klingenden Namen ab –, »meinte, es sei noch zu früh, um etwas zu unternehmen. Als ich nach Ihnen gefragt habe, hat er mir Ihre Nummer gegeben.«
    »Wo sind Sie jetzt?«
    »Wieder zu Hause, wo sonst?«, erwiderte Lily Thomson. Clare sah den freudlosen Hof der Wohnsiedlung vor sich, der Mara entflohen war. »Ich war in Heathrow.«
    »Ja?«, drängte Clare und spürte dabei ein unangenehmes Prickeln im Nacken.
    »Sie ist nicht gekommen. Eigentlich sollte sie mit diesem Flug kommen. Mehr weiß ich nicht, und mehr kann ich auch nicht herausfinden, weil sie nicht an ihr Handy geht.«
    »Wäre es möglich, dass sie es sich anders überlegt hat?«
    Lily Thomson klammerte sich an Clares Strohhalm. »Das habe ich mir auch gesagt: Sie hat es sich anders überlegt. Also habe ich auf ihrem Handy angerufen.« Ihre Stimme brach wieder. »Aber sie antwortet nicht.«
    Clare sah Lily Thomson in ihrer frühjahrsgeputzten Wohnung vor sich. Die Supermarktblumen auf dem Küchentisch.
Maras schmales, mit gestärkten weißen Laken bezogenes Bett, das Schokoladestück auf dem Kissen, die aufrecht sitzenden Teddys.
    »Mara hat mir erzählt, dass Sie aus Südafrika herübergekommen sind«, fuhr Lily Thomson fort. »Wegen der Ermittlungen. Sie war außer sich wegen dieser Jungen. So ist sie eben, meine Mara: immer verantwortungsbewusst, immer bemüht, die Welt zu verbessern, vor allem nach diesem

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