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Blutrose

Blutrose

Titel: Blutrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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Ausflug, der so schrecklich schiefgegangen war.«
    »Was für einem Ausflug?« Die Angst versteifte Clares Rückgrat. Mara und ihr Fußballteam. Sie hatte die ermordeten Jungen besser gekannt als jeder andere.
    »Sie war mit ihnen beim Zelten oder so«, erzählte Mrs Thomson. »Sie hatte ein schrecklich schlechtes Gewissen, weil sie die Jungs einfach so in der Wüste allein gelassen hatte. Ich habe sie zu beruhigen versucht, und ihr gesagt, dass das in Ordnung war, und wenn sie ihren Freund, diesen Juan Carlos, sonst nicht sehen konnte, warum dann nicht? Sie war so verliebt in ihn und wusste genau, dass ihnen nicht mehr viel Zeit blieb.«
    Clare erinnerte sich daran, wie sie Mara Thomson das letzte Mal gesehen hatte und Mara, eng an Juan Carlos geschmiegt, seine Fish and Chips geteilt und förmlich geglüht hatte, nachdem er was auch immer mit ihr angestellt hatte, um sie so hungrig zu machen.
    »Haben Sie sie vermisst gemeldet?«
    »Das habe ich versucht. Van Wyk meinte, das käme bei Reisenden und Freiwilligen öfter vor. Sie lernen jemanden kennen und fahren woanders hin. Nach Botswana. Vielleicht Kapstadt. Dass die Mütter in Panik geraten, weil sie in Afrika sind. Er meinte, ich solle vierundzwanzig Stunden warten.« Sie schluckte ein Schluchzen hinunter. »Aber ab wann soll ich anfangen zu zählen, Dr. Hart? Als sie nicht aus dem Flugzeug kam, dachte ich sofort das Schlimmste. Ich dachte …«
    Die Panik schlug zu und ließ Lily Thomson zusammensacken.
Es war ihr nicht möglich, ihre Gedanken noch einmal auszusprechen, so als würden ihre schlimmsten Befürchtungen wahr, sobald sie zu Worten wurden.
    »Bitte finden Sie meine Tochter, Dr. Hart. Ich bin hier so weit weg. Sie sprechen Englisch. Sie verstehen mich. Sie kannten sie.«
    Lily Thomson registrierte es im selben Moment. Genau wie Clare, diesen kurzen Wechsel in die Vergangenheitsform.

    Clare lief los zu George Meyers düsterem Haus, wo Mara ein Zimmer gemietet hatte. Sie klammerte sich an die Hoffnung, dass sie Mara und Juan Carlos in einem Gewirr von verhedderten Laken und salzigen Gliedern vorfinden würde. Als sie ankam, war alles totenstill bis auf die Küche. Clare warf Oscars Angelrute um, die neben der Hintertür lehnte. Sie richtete sie auf und löste sie gerade aus der aufgerollten Wäscheleine, in der sie sich nun verfangen hatte, als Gretchen, in ihren himmelblauen Bademantel gehüllt, die Tür öffnete.
    »Ja?« Gretchen rammte eine Zigarette in ihren nach der Nacht noch lippenstiftfleckigen Mund. Qualm kringelte sich zur Decke empor.
    George Meyer und Oscar saßen einander gegenüber am Küchentisch, und Oscar starrte auf das blasse Auge eines Spiegeleis. Dann sah er zu Clare auf, und sein Gesicht erstrahlte. George Meyer hingegen erbleichte.
    »Dr. Hart, kommen Sie doch herein«, sagte er. »Wie können wir Ihnen helfen?«
    »Ich bin auf der Suche nach Mara«, sagte Clare, noch während sie in die Küche trat.
    »Die ist abgereist.« Gretchen pfefferte die Zigarette in ihre fast leere Kaffeetasse.
    »Und wann?«
    »Das muss gestern gewesen sein«, sagte Meyer. »Mit dem Lufthansa-Flug.«

    »Sie haben sie nicht gesehen?«
    »Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Ich habe sie am Sonntagabend gesehen. Da hat sie mit Oscar und mir zu Abend gegessen, und danach ging sie mit ihrem spanischen Freund aus.«
    »Wie wollte sie zum Flughafen kommen?«
    »Ich habe ihr angeboten, sie zu fahren, aber sie meinte, das hätte sie schon geklärt«, sagte Gretchen. »Schauen Sie oben nach; ihr Zimmer ist leer. Sie hat alles mitgenommen.«
    »Wann ist sie abgefahren?«, fragte Clare.
    »Weiß ich nicht.« Gretchens drahtdünne Lippen schnurrten um die nächste Zigarette zusammen. »Ich arbeite bis tief in die Nacht. Da habe ich noch geschlafen.«
    Oscar hustete so stark, dass der dünne Brustkorb unter dem Hemd bebte. »Kannst du mir Maras Zimmer zeigen?«, fragte Clare. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht?« Sie wandte sich an George Meyer.
    Er schüttelte den Kopf.
    Oscar ließ seine Hand in ihre gleiten und führte sie durch den Flur in Maras Zimmer.
    Ohne Maras Habseligkeiten wirkte das Zimmer kleiner, als Clare es in Erinnerung hatte. Die Deckenbeleuchtung brannte noch, auch wenn die Birne im Tageslicht fahl wirkte. Ein Haufen schmutziger Bettwäsche lag in einem Bündel am Boden. Auf dem Nachttisch stapelten sich ein paar zurückgelassene Taschenbücher und eine alte Ausgabe des People Maga zine . Clare setzte sich auf das Bett. Der kleine Junge setzte sich

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