Blutrot - Die Farbe der Lust - Page, S: Blutrot - Die Farbe der Lust
Regung zu zeigen. Keine Wut. Keine Verzweiflung. Nicht Entsetzen noch Angst. Und verdammt, er würde sich selbst nicht zugestehen, vor Schmerz zu schreien .
Er wusste, sein Vater hatte viel Geld beim Glücksspiel verloren. Und Bastien hatte einen Fehler gemacht – er hatte ein junges Milchmädchen geschwängert. Obwohl sein Vater eine Reihe Bastarde über ganz England verteilt hatte – bei gesellschaftlichen Anlässen gelang es ihm meist, ein oder zwei weitere zu zeugen – bestrafte er Bastien für diesen Fehltritt .
Erneut traf ihn ein Peitschenhieb. Mit geschlossenen Augen zerrte er an den Seilen, hielt mühsam einen Schmerzensschrei zurück. Sein Kopf zuckte zurück, der verdammte Schmerz riss ihn förmlich auseinander .
Verdammt, er war fünfundzwanzig. Zu alt, um sich von seinem Vater auspeitschen zu lassen – und obwohl er gefesselt war und sich nicht bewegen konnte, fühlte er sich, als hätte er die Erlaubnis erteilt, ausgepeitscht zu werden. Was, zur Hölle, war nur mit ihm los? Warum ließ er das zu? Warum war er überhaupt zurückgekommen?
Er lag da, unfähig sich zu rühren, voller Scham und Schuldgefühle und einer Wut, der er sich nicht hingeben wollte. Und er unterwarf sich wie ein Schwächling .
Einige Worte seines Vaters drangen zu ihm durch .
„Verdammt noch mal, ich kann nicht glauben, dass ich so einen Perversling großgezogen habe. Einen anderen Mann so zu berühren – das ist doch krank!“
Und die Peitsche sauste erneut nieder. Also hatte sein Vater irgendwie von Zayan erfahren. Er wusste dann wohl auch über Bastiens Ausflüge in jene Etablissements Bescheid, in denen Liebkosungen zwischen Männern die Regel waren .
Sein Vater hatte Orgien gefrönt, war ein wohlbekannter Kunde in den meisten Bordellen von London, schlug seinen erwachsenen Sohn erbarmungslos – aber nannte ihn einen Perversen .
Und aus irgendeinem verrückten Grund lag Bastien auf seinem Bett, das Gesicht in die Matratze gedrückt und von den Worten seines Vaters eingeschüchtert .
Zorn und Hass wuchsen in ihm. Aber auf sich selbst …
In dieser Nacht kehrte er nach London zurück. In der Drury Lane bezauberte er die Mätresse des Duke of Ormston, die sich ihm nur allzu willig hingab. Er vögelte die kleine Schauspielerin Maria in ihrer Garderobe. Noch heute konnte er sich daran erinnern, wie ihr Hintern nass und hart gegen seinen Bauch klatschte und an die Furcht in ihren Augen, die er im Spiegel sah, als Ormston plötzlich die Tür aufriss.
Der alte Ziegenbock sah seinem Vater sehr ähnlich und war bei Weitem zu alt für ein freches, neunzehnjähriges Weibsstück wie Maria. Bastiens Explosion, tief in Marias enger Möse, war die beste seines bisherigen Lebens. Das lag an seinem drohenden Tod. Er war so mit billigem Brandy vollgepumpt, dass er sich kaum auf den Füßen halten konnte; noch viel weniger war er in der Lage, geradeaus zu schießen. Dennoch akzeptierte er Ormstons Herausforderung, sich beim Tagesanbruch zum Duell zu treffen. Er benannte seinen Sekundanten und war hinaus in die Nacht gewankt – die Tatsache seines bevorstehenden Todes legte sich schwer auf seine Seele.
Er kam nie zum Duellfeld. Schaffte es nicht weiter vom Theater weg als einen Block – er schaffte es nicht mal bis zu seiner Kutsche. Zwei Straßenräuber hielten ihn fest, während ein dritter ihn mit seinem Messer aufschlitzte. Dumpf erinnerte er sich, dass er sich in diesem Moment fühlte wie eine Weihnachtsgans.
Dann fiel er mit dem Gesicht zuerst in den Straßendreck und die Pferdeäpfel. Er hatte vorgehabt, wenigstens mit ein bisschen Anstand im Duell zu sterben und nicht in der Gosse elend zu verrecken.
Zayan war alles andere als erfreut, ihn in diesem abstoßenden Zustand zu finden. Offensichtlich hatte Bastien sich in der Gosse ausgekotzt und er lag in seinem eigenen Dreck und hatte sich besudelt.
Sogar in diesem Moment, als das letzte Blut langsam aus seinen Adern rann und im Dreck versickerte, hatte Bastien um seine Demütigung gewusst. Tiefe, kalte, bittere Scham erfasste ihn.
Aber dann wiegte Zayan seinen Kopf, hielt ihn in seinen Armen. Er dachte, sein Liebhaber würde ihn ein letztes Mal liebkosen, bevor er starb. Er hatte sich geschämt, als ihm Tränen in die Augen stiegen. Nicht einmal seine Mutter hatte ihn je gewiegt oder seine Wange liebevoll gestreichelt.
Bevor die Welt vor seinen Augen dunkel wurde, sah er Zayans Zähne, die wuchsen und zu langen, geschwungenen Fangzähnen wurden. Er dachte, es sei
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