Blutrot - Die Farbe der Lust - Page, S: Blutrot - Die Farbe der Lust
Bastien.
Altheas Brust hob und senkte sich. Sie rang um Luft. Bastien, der noch immer in ihr war, lag auf ihr, seinen Kopf an ihren Hals gekuschelt. Er leckte über die beiden Wunden. Wie durch ein Wunder schmerzten sie nicht mehr.
Fühlte sie sich anders? Fühlte sie sich … tot?
Sie fühlte sich von Bastiens Gewicht nicht erdrückt, obwohl ihre Haut besonders empfindlich war. Auf ihrer Haut spürte sie das Kitzeln jedes einzelnen goldenen Haars von Bastien, das sie berührte. Sie spürte die Linien von Yannicks muskulösem Körper unter sich intensiver als zuvor.
Die Kerzen schienen heller zu brennen.
Alles um sie herum – das Bett, die Gemälde an den Wänden – waren klar und scharf, sogar ohne ihre Brille. In der Luft hing ein anderer Duft. Ihre Nase nahm den reichhaltigen Blutgeruch auf. Sie trank ihn, als wäre er das beste Parfüm. Ein Rhythmus trommelte in ihrem Kopf. Sie konnte die Herzen schlagen hören – Bastiens, Yannicks und ihr eigenes.
Prüfend fuhr ihre Zunge über die Zähne.
„Vampirzähne bilden sich erst in der nächsten Nacht“, murmelte Yannick. Sein Penis war noch in ihr, schlaff, aber dennoch groß genug, um ihr den Atem zu rauben. Mit einer Bewegung der Hüfte glitt er aus ihr heraus. Bastien rollte von ihr herunter und kletterte aus dem Bett.
Sie schloss die Augen. Wie lange war es noch bis Sonnenaufgang?
Kaltes Wasser rann an ihrer Schenkelinnenseite herab. Überrascht öffnete sie die Augen. Mit einem nassen Waschlappen säuberte Bastien sie. Seine Berührungen waren liebevoll und sanft, als er ihre Vagina wusch.
„Dreh dich auf den Bauch, mein Täubchen“, befahl er. Sie gehorchte, aber ihre Glieder fühlten sich inzwischen seltsam schwach an, als würden sie taub. Sie lag auf der zerwühlten Tagesdecke, während Bastien ihren Hintern wusch. „Ein heißes Bad muss warten.“
Yannick gähnte. „Himmel, bin ich erschöpft. Leer. Bald ist Sonnenaufgang.“
Sie gähnte ebenfalls. „Ich bin so müde …“
„Das ist die Veränderung. Und der Tagesanbruch. Wir sollten schlafen gehen …“
„Aber es hat funktioniert, oder? Sie hat nicht gelogen? Ihr beide werdet nicht sterben?“
„Wir werden das erst wissen, wenn die Sonne aufgeht, Liebes.“ Yannick reckte sich und stand auf. „Ich werde heute nackt schlafen, denke ich.“ Er streckte seine Hand nach ihr aus. „Schlaf heute mit mir, Engel – wenn wir überleben.“
„Nein.“ Bastien warf den Waschlappen in das Wasserbecken, das auf dem Bett stand. „Schlaf bei mir, Althea.“ Dann lachte er. „Zur Hölle, du kannst sie heute Nacht haben, Brüderchen. Du bist der Ältere. Aber morgen schläft sie bei mir.“
Schlafen? In einem Sarg? Aber in Yannicks Armen könnte sie es – sie wusste, dass sie es konnte.
Yannick drückte die Handfläche gegen die Wandvertäfelung, und nach einem Klicken schwang eine unsichtbare Tür auf. Dahinter herrschte Dunkelheit, obwohl sie zwei matt schimmernde Särge ausmachen konnte, die auf dem Boden standen. Bastien löschte die Kerzen in Yannicks Schlafzimmer. Völlige Finsternis umgab sie. Aber innerhalb weniger Augenblicke gewöhnten sich ihre Augen an die Dunkelheit und sie konnte sehen. Es war wie in ihrem ersten Traum, in dem die Zwillinge sie gemeinsam geliebt hatten. Obwohl Bastien in der Dunkelheit stand, sah sie sein goldenes Haar, den rötlich schimmernden Mund und das Nest goldener Locken zwischen seinen Schenkeln. Yannick war silbern und wie ein Schatten. Blass schimmerte das Haar, seine silbrigen Augen waren von dunklen Wimpern beschattet.
„Wenn die Vorhänge geschlossen sind, können wir etwas länger warten – ein paar Minuten haben wir nach Sonnenaufgang Zeit, ehe wir schlafen müssen.“
Ihr Herz schlug bis zum Hals. Jedes Pochen zählte auf ihrem Weg zur Wahrheit. Die Männer traten von ihr zurück, vermutlich um sie zu beschützen, aber sie packte erst Yannicks Hand, dann Bastiens. Diesem Schicksal würden sie gemeinsam begegnen.
Die Zwillinge befreiten sich aus ihrem Griff. „Wir müssen für deine Sicherheit sorgen, Liebes.“
Sie betraten den geheimen Raum. „Du bleibst hier“, befahl Yannick.
Sie war so müde, dass sie sich gegen die Wand lehnen musste, um stehen zu bleiben. Nur ein paar Minuten … es konnte nur noch wenige Minuten dauern …
Einst hätte sie es für unmöglich gehalten, sich in einen Vampir zu verlieben. Einst hatte sie gedacht, es wäre unverzeihlich und sündhaft, zwei Liebhaber zu haben.
Wie sollte sie jetzt
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