Blutrot - Die Farbe der Lust - Page, S: Blutrot - Die Farbe der Lust
war, dass sie das Fenster fest verschlossen hatte. Yannick konnte nicht einfach die Gestalt wandeln und aus dem Fenster direkt hinaus in die Nacht fliegen. Er musste immerhin so lange warten, um ans Fenster zu treten und es zu entriegeln.
Natürlich war er stärker als sie, und mit einem lauten Quietschen riss er den Riegel hoch und stieß das Fenster auf. Dann drehte er sich zu ihr um. „Du wärst nur eine Belastung für mich.“
„Nun, dann solltest du dich auf alle Fälle beeilen, zu deiner Zerstörung zu gelangen. Wie willst du Zayan bekämpfen, wenn du allein bist, mein Lord?“
Ihre wütende Erwiderung verfehlte nicht die erwünschte Wirkung. Statt die Gestalt zu wandeln, hielt Yannick inne. Seine dunklen Brauen hoben sich über den Augen, die plötzlich gefährlich funkelten. „Mein Lord?“, wiederholte er.
„Nun, du bist doch ein Lord, oder nicht? Du verfügst über mich, vollgestopft mit der Arroganz eines Adeligen! Ich soll hierbleiben und zulassen, dass du dem Monster unbewaffnet gegenübertrittst!“ Ihre Finger kämpften mit den Knöpfen, und sie ließ einige am Bauch und an ihrem Hals offen. Da sie darunter nackt war, konnte man ein wenig nackte Haut sehen, aber die Wichtigsten waren geschlossen.
„Und was willst du gegen Zayan ausrichten?“, fragte er.
Sein herablassender Tonfall ließ sie die Zähne zusammenbeißen. „Du hast all deine Macht gegen ihn geschleudert, aber es hat ihn nicht aufgehalten. Mein Pflock hat ihn zurückgetrieben.“
In blinder Hast steckte sie die Füße in ihre Halbstiefel – natürlich falsch herum. Ohne sich darum zu scheren, bückte sie sich und zog ihren Handkoffer unter dem Bett hervor.
„Du bist die mutigste Frau, der ich je begegnet bin, Althea, aber dein Pflock hat gegen Zayan nichts ausgerichtet. Er hatte andere Gründe, sich zurückzuziehen.“
„Den Schrei, den er ausstieß, als ich den Pflock in ihn stieß, habe ich immer noch im Ohr.“
Yannick starrte auf den Koffer, den Althea auf das Bett wuchtete. „Er kann nicht wie andere Vampire zerstört werden.“ Er sprach langsam, als dächte er nach. Dann blickte er auf. Sie erschrak, als sie die rasende Wut in seinen glühend silbernen Augen sah. „Wollte dein Vater etwa, dass du ihm hilfst, Zayan zu zerstören? Hat er geplant, dich in so große Gefahr zu bringen?“
„Ich jage nun mal Vampire. Ich habe keine Angst, Zayan gegenüberzutreten.“
„Du verdammte Närrin!“ Er trat zu ihr und griff so fest nach ihrem Handgelenk, dass es schmerzte. Sie hielt ein Wimmern zurück und versuchte, ihm ihre Hand zu entziehen.
„Willst du die Wahrheit wissen? Ich fürchte Zayan. Wie kann dein Vater dich in so große Gefahr bringen? Und wie kannst du dich selbst auf etwas einlassen, das du nicht mal verstehst? Du hast den Verstand verloren, mit dem du einst geboren wurdest.“
Das saß. So dachte er über sie? Sie kämpfte nicht länger gegen seinen harten Griff und starrte in sein unbewegtes Gesicht. Er hatte nicht mal vor ihr als Jägerin Respekt. Er glaubte, dass sie nicht mehr war als eine dumme Frau. Gut genug, um auf dem Rücken zu liegen und ihm Lust zu schenken.
„Mein Vater plant, mich nach London zu schicken.“
„London wäre genau der richtige Ort für dich.“
Sie entschied, seine Worte zu ignorieren. „Um einen Ehemann zu finden. Selbst wenn ich den Wunsch hätte, das zu tun, könnte ich das sicher nicht länger in Erwägung ziehen, meinst du nicht? Nicht nach dem, was ich mit dir getan habe.“
Er fuhr sich mit der anderen Hand über das Kinn. „Du bist immer noch Jungfrau.“
Sie schlug mit der freien Hand nach ihm. Der Schlag saß: Laut klatschte die Ohrfeige, die sie ihm gab. Ihre Hand schmerzte, aber sie zwang sich, keinen Schmerzenslaut von sich zu geben. Und schon als sie die Hand sinken ließ, tat ihr leid, was sie getan hatte.
Er zuckte nicht mal mit der Wimper. Nicht, dass sie das von ihm erwartet hätte. Sie hatte ihm nicht wehtun wollen. Es war der schwache Versuch, ihm etwas mitzuteilen, das sie nicht in Worte fassen konnte.
Es schmerzte sie, weil er beiläufig beiseiteschob, was sie für ihn fühlte.
Schließlich ließ er ihr Handgelenk los. Selbst im schwachen Licht der Kerze konnte Althea erkennen, wie rot ihre Handfläche vom Schlag war. Aber sie ignorierte es und wies auf den Koffer. „Öffne ihn und wähle deine Waffen.“
„Das ist Wahnsinn“, fauchte er, aber er trat an ihr Bett, während sie die Schuhe vertauschte und hastig
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