Blutrot - Die Farbe der Lust - Page, S: Blutrot - Die Farbe der Lust
Schläge ausgesetzt. Doch bei seinen Worten wuchs ihre Wut erneut. „Es ist wohl kaum ihr Fehler, dass ein Vampir sie angegriffen hat.“
In ihrer Stimme lag jene Verachtung, die sie für seine Art schon immer empfunden hatte.
Aber er lächelte bloß, zeigte ihr seine spitzen Eckzähne. „Sie ist ein Mädchen vom Lande. Ein lebenshungriges Mädel, wenn ich sie mir so ansehe. Ich denke, sie kam hierher, weil sie einen Mann zu einem Stelldichein treffen wollte und hat dann etwas völlig anderes bekommen, als sie erwartet hat.
„Ich verstehe nicht. Du meinst ein Mann – ein sterblicher Mann – hat ihr das angetan?“
„Nein, ich glaube, Zayan hat ihr das angetan.“
„Offensichtlich hat er ihr Blut nicht getrunken.“
„Sie war sein Köder, Engelchen.“
„Woher wusstest du, dass du hier nach ihr suchen musstest.“
Er antwortete nicht, weil er sich darauf konzentrierte, sein Blut in den Mund des armen Opfers zu tropfen. Sie unterdrückte ein Schaudern, während sie ihn beobachtete. Der Gedanke, wie sein Blut so frei floss, ließ sie schwindeln. „Woher wusstest …“
„Ich hab dich gehört, Süße.“ Seine Stimme war kalt wie der eisige Nordwind in den Karpaten. „Was willst du damit sagen? Dass ich ihr das hier angetan habe?“
„Nein, das hätte ich nie in Erwägung gezogen.“ Es stimmte. Der Gedanke war ihr zu schrecklich.
„Aber jetzt denkst du, dass es die perfekte Erklärung wäre, nicht wahr?“
„Nein. Ich denke nur, wenn du das hier getan hast – und du hättest es tun müssen, bevor du heute Nacht zu mir kamst – wäre sie inzwischen vermutlich tot.“
„Das stimmt wohl“, räumte er ein. Seine Stimme klang nicht mehr so eisig. „Ich habe die umliegenden Felder durch Bastiens Augen gesehen. Es waren genug Details, um diesen Platz wiederzuerkennen.“
Er nahm sein Handgelenk vom Mund des Mädchens weg. Althea sah, wie sich der Hals des Mädchens leicht bewegte. Es schluckte. Noch einmal. Die Brust hob und senkte sich mit stärkerer Kraft.
Althea lehnte sich erleichtert seufzend zurück.
Yannick öffnete seinen Umhang am Hals. „Ich werde sie darin einwickeln, ihrer ist schon völlig durchnässt.“
Ihr Herzschlag beschleunigte sich. Er war so besorgt um das arme Opfer und kümmerte sich so gut darum. Sorgfältig breitete er den Umhang auf dem Boden aus. Das musste er wohl auch tun, wenn er das Blut seiner Opfer trank, überlegte sie.
„Du denkst darüber nach, ob ich das auch tue, wenn ich auf die Jagd gehe, nicht wahr?“
Sie schluckte, weil er ihre Gedanken aussprach und fragte sich, wie entsetzt sie wohl dreinblickte. „Ich … ich habe nie gesehen, wie du Blut trinkst.“
„Ich tue es, das versichere ich dir. Aber ich habe nie dafür getötet.“ Yannick hob das Mädchen so behutsam hoch, dass er auf Althea wirkte wie ein ehrenhafter Ritter und nicht wie ein Dämon. Er legte das Mädchen auf den Umhang und wickelte es darin ein.
Althea half ihm mit den Beinen des Mädchens. „Wir müssen sie ins Warme bringen. In das Gasthaus, meinst du nicht? Ich habe keine Ahnung, wer sie ist und wo sie wohnt.“
Er nickte. „Kannst du … nein, du wirst sie nicht allein tragen können.“
„Du willst, dass ich sie in Sicherheit bringe, während du Zayan allein jagst.“ Verdammt, er hatte offensichtlich genug von ihr. Ging es ihm nur um ihre Sicherheit? Oder tat er das, weil er nicht glaubte, dass sie fähig war, Vampire zu jagen? Vom Stolz angestachelt verlangte sie: „Wie wäre es, wenn du sie zum Gasthaus bringst und ich Zayan verfolge?“
„Ich bezweifle nicht, dass du so was tun würdest, du Kratzbürste. Aber woher weißt du, wo du nach ihm suchen musst?“
„Du könntest es mir sagen, mein Lord.“
Zu ihrer Überraschung lachte er rau auf. „Ich bin mir nicht ganz sicher. Ich kann ein Herrenhaus sehen, vermutlich war es einst das Heim eines Barons. Es muss dringend renoviert werden.“
Sie war erst seit wenigen Tagen in Maidensby, aber sie hatte die Zeit sinnvoll genutzt und alles über das Dorf herauszufinden versucht. „Chatham Manor ist in der Nähe. Ich habe es nie gesehen, aber soweit ich weiß, ist die Familie vor Jahren ausgestorben. Seitdem ist das Haus verlassen.“
„Und woher weißt du all das?“
Die Bewunderung in seiner Stimme ließ sie leise lächeln. „Getratsche unter den Hausmädchen im Gasthaus, die sich über das Aussehen, das Alter und die finanzielle Situation des neuen Besitzers ausließen.“ Sie streichelte die kalte Wange
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