Blutrot - Die Farbe der Lust - Page, S: Blutrot - Die Farbe der Lust
zuband.
„Verschlossen.“ Er fluchte. Gerade wollte sie sich diesem Problem zuwenden, aber bevor sie den Schlüssel gefunden hatte, brach dieser arrogante Mistkerl die Schlösser auf.
„Wenn ich mit dir da rausgehe, muss ich mich anziehen. Du siehst, es ist alles Zeitverschwendung.“ Er wühlte sich durch ihr Arsenal an Pflöcken und Pfeilen.
„Sich zu streiten ist auch pure Zeitverschwendung.“
„Ich bezweifle, dass irgendetwas davon Zayan stoppen kann.“
Althea hob das Halsband auf, das immer noch auf dem Boden lag. Es hatte Bastien nicht aufgehalten. Sie befürchtete, dass es bei einem so mächtigen Vampir wie Zayan erst recht nichts ausrichten konnte. Und sie war vermutlich nicht unschuldig genug, um es überhaupt anzuwenden. Aber vielleicht zwang es Zayan in die Knie, wenn er erst verwundet war. Sie durfte keine Möglichkeit außer Acht lassen.
Einfallsreichtum und schnelles Denken spielten bei der Vampirjagd eine wichtige Rolle. „Und warum musst du dich anziehen?“, schnappte sie. Hastig wand sie ihr Haar im Nacken zu einem Knoten, den sie feststeckte.
„Wir nehmen das alles mit. Warte hier, du anstrengendes Weib.“ Mit diesen Worten verließ Yannick den Raum.
Nackt. In einen öffentlichen Flur.
Sie hatte nicht bezweifelt, dass er in der Lage zu solch einem Handeln war, oder?
Es gab kein ängstliches Schreien von Frauen oder erstaunte Rufe von Männern. Als sie ihren Koffer schloss – die nutzlosen Schlösser ließ sie offen – hörte sie eine Tür zuschlagen.
Würden sie Bastien lebendig finden? Oder waren sie zu spät? War sie schlichtweg verrückt, direkt in ihr Verderben zu laufen?
Ihr Vater würde sie umbringen, wenn er davon wüsste. Glücklicherweise, dachte sie ironisch, würde sie ohnehin bald tot sein.
Ihre Tür wurde aufgerissen. Yannick stand auf der Schwelle. Das blonde Haar war zerzaust und Wut zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. Er hatte sich angezogen, jedoch wirkte er ebenso derangiert wie sie: eine zerknitterte Hose war in die Stiefel gestopft. Das Hemd hatte er nicht zugeknöpft, der Umhang hing schief.
„Bist du so weit?“, bellte er.
Althea nahm den Handkoffer und stürmte an ihm vorbei. „Natürlich, mein Lord. Geh voran, ich folge dir.“
11. KAPITEL
Verschüttet
„Ich kann ihren Puls fühlen, aber er ist schrecklich schwach. Kannst du ihr helfen?“
Trotz ihres Streits war Althea erleichtert, als Yannick sich neben sie hockte. Er legte die Finger gegen den Hals des Mädchens und Althea zog ihre zurück, damit er ungehindert nach dem Puls tasten konnte.
Sie konnte ein Zittern nicht unterdrücken. Geronnenes Blut bedeckte den Hals und die Brust des Mädchens. Das Mieder ihres Kleids war von ihrem Blut dunkelrot getränkt.
„Ist es zu spät für sie?“
Yannick legte ein Knie in die feuchte Erde und beugte sich über den entblößten, knochenweißen Hals. „Ihre Wunde ist geschlossen – wenn ein Vampir über eine Wunde leckt, heilt sie.“
„War es … meinst du, es war Bastien?“
Yannick lehnte sich zurück und hob sein Handgelenk an den Mund.
„Wirst du sie mit deinem Blut versorgen?“
„Ein wenig. Es wird ihr die Stärke geben, um zu überleben. Auf diesem feuchten Feld zu liegen, hilft ihr nicht gerade. Aber mein Blut wird sie vor einem Fieberanfall bewahren.“
Der Regen drang durch Altheas Umhang und saugte sich in ihre Haube. Ihre Röcke sanken tiefer in den Schlamm, aber sie kümmerte sich nicht darum. Das arme Mädchen. Es war kaum älter als sechzehn. Die Brüste, von dem eng anliegenden Mieder betont, waren üppig und voll entwickelt, aber das Gesicht wirkte so jung. Geschwungene Lippen und eine winzige Himmelfahrtsnase. Wangen, die noch rund waren vom Babyspeck. Das Gesicht trug den Ausdruck sanften, vertrauensvollen Schlafs.
Warum hatte Yannick ihre Frage nicht beantwortet? „War das Bastien?“
Yannick öffnete behutsam den Mund des Mädchens und träufelte sein Blut auf dessen Zunge. „Er würde ihr Blut nicht auf diese Art verschwenden.“
Was für eine grauenvolle Vorstellung. „Sie kann nicht trinken, stimmt’s?“
„Wenn sie den Geschmack erst wahrgenommen hat, lasse ich das Blut in ihren Mund fließen. Ich muss vorsichtig sein – sie soll sich daran nicht verschlucken.“ Er blickte auf. „Mach dir keine Sorgen, Engel. Sie wird nicht sterben. In Zukunft wird sie solchen Gefahren immer aus dem Weg gehen.“
Als ihre Blicke sich trafen, war die letzte Verärgerung vergangen und ihr Herz hatte einige
Weitere Kostenlose Bücher