Blutrot - Die Farbe der Lust - Page, S: Blutrot - Die Farbe der Lust
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Das konnte nicht sein! Aber sie jagte Vampire und wusste, dass es Menschen gab, die über das zweite Gesicht verfügten.
Betäubt starrte sie in seine beschatteten Augen. Nein, das konnte nicht … durfte nicht …
Selbst in der Dunkelheit sah sie, wie sich eine Braue interessiert hob.
Sie musste sich normal verhalten. Doch was war unter diesen Umständen schon normal? Ein Knicks. Schließlich war er ein Lord.
Althea machte einen ungeschickten Knicks und war sich ihres Umhangs und des Nachthemds darunter ebenso bewusst wie ihrer hässlichen Brille. Das Haar hatte sie zu einem Zopf geflochten, der bis zu ihrer linken Brust herabreichte. Ihr Herz hämmerte so hart, dass sie glaubte, der Zopf bewege sich im Takt dazu.
Wusste er von ihren Träumen? Hatte er … Lieber Himmel …
Mit zitternden Knien richtete sie sich wieder auf. „Ihr wart mit meinem Vater verabredet, Mylord?“
„Nein, wir waren nicht verabredet. Aber ich muss ihn heute Nacht sprechen.“ Seine große Hand, die in einem schwarzen Handschuh steckte, umfasste das Treppengeländer.
Ich muss . Er sagte das, als würde man ihm das, was er wollte, nie verweigern.
Sie konnte nicht verhindern, dass die Hitze in ihr aufstieg und sie errötete. In ihren Träumen hatte sie ihm nie irgendetwas abgeschlagen. Also war es doch keine Vorausahnung gewesen. Sie würde es nicht zu einer Gegenüberstellung zwischen ihrem Vater, der in den letzten Tagen so schwach und verwirrt gewesen war, und diesem Vampir kommen lassen. Schon gar nicht, wenn dieser Vampir über ihre Träume Bescheid wusste.
„Und wer sind Sie, meine Liebe?“
Sie stieg zwei Treppenstufen hinab. Der Druck des Holzpflocks gegen ihre Rippen fühlte sich tröstlich an. „Sir Edmund Yates ist mein Vater. Ich heiße Althea Yates.“
„Miss Yates.“ Er verbeugte sich mit höfischer Eleganz. Als er sich wieder aufrichtete, hob er erstaunt die Augenbrauen. „Sie arbeiten mit Ihrem Vater zusammen?“
„Ich unterstütze ihn bei all seinen Untersuchungen und Forschungen.“ Sie war die Treppe halb heruntergestiegen.
„Dann wissen Sie über die Ausgrabung in der Krypta Bescheid?“
Sie stolperte über den Pantoffel, der nur lose an ihrem Fuß hing; der Absatz rutschte über die Kante der Stufe und traf hart auf der darunterliegenden Stufe auf. Natürlich wusste sie davon, aber wie hatte er das erfahren?
Ihr Vater hatte zuletzt oft über einen Vampir gesprochen – einen besonders alten Vampir – der nur mit Hilfe der Kraft jenes Vampirs besiegt werden konnte, der in dieser Krypta begraben lag. Das hatte sie nicht verstanden. Sie hatten nie zuvor einen Vampir verschont. Aber die Antworten ihres Vaters waren in dieser Sache seltsam vage gewesen und er behielt das meiste wohl für sich. Aus einzelnen Gesprächsfetzen hatte Althea inzwischen geschlossen, dass er eine Kreatur jagte, die wohl der Älteste der Untoten war. Der Erste. Der Ghoul, von dem all die anderen Vampire abstammten.
Eine flüsternde Kälte kroch Altheas Rückgrat herunter.
Konnte dieser Mann der gesuchte Ghoul sein? Jener Mann, der sie in ihren Träumen verführt hatte?
Nein, das war unmöglich. Nicht, wenn er zu den Adeligen des Reichs gehörte.
Ihr Vater würde vermutlich einen Herzschlag erleiden, wenn er wüsste, was Althea nun vorhatte.
Crenshaw, der ihrer Unterhaltung interessiert gefolgt war, wirkte bestürzt. „Mylord, wollt Ihr nun ein Zimmer für die Nacht, oder wünscht Ihr, Euch mit Miss Yates in den Salon zurückzuziehen …?“ Der beleibte Gastwirt errötete und verstummte.
Althea verdrehte die Augen. Der Gastwirt war verlegen, nur weil er vorgeschlagen hatte, dass der Lord und eine unverheiratete junge Frau einen Salon mitten in der Nacht benutzen könnten … Das war lachhaft, wenn Althea daran dachte, was sie schon in ihren Träumen getan hatten.
Aber das war nicht real gewesen …
Zitternd blickte sie zu Seiner Lordschaft auf. Sie suchte nach einem Zeichen des Erkennens, einem Hinweis, einem Zeichen von Lust.
Seine Augen erwiderten ihren Blick schwarz und ausdruckslos.
„Der Salon ist eine gute Idee“, sagte sie zu Crenshaw. Plötzlich fühlte sie eine unerklärliche Spannung. Am liebsten wäre sie auf der Stelle umgedreht und fortgelaufen. Aber sie stellte sich dieser Angst.
Himmel, sie plante, Vampire zu jagen! Da konnte sie sich nicht von ein paar Träumen einschüchtern lassen – selbst wenn es sich um verbotene Träume handelte.
Sie besänftigte ihre Stimme und wandte sich an den
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