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Blutrot wie die Wahrheit

Blutrot wie die Wahrheit

Titel: Blutrot wie die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.B. RYAN
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herumzustochern, war er als Feldarzt im Bürgerkrieg doch an weitaus schlimmere Anblicke gewöhnt und mit noch schrecklicheren Dingen in Berührung gekommen. Aber hätte Skinner sich wohl dazu überwinden können? Das konnte sie sich kaum vorstellen.
    â€žTja … wie es scheint, hat der Detective den Tatort nicht gründlich genug untersucht“, stellte Will denn auch fest und hielt mit blutverschmierten Fingern etwas kleines, matt metallisch Schimmerndes hoch. „Wäre er bereit gewesen, sich seine Hände ein bisschen schmutzig zu machen, würde er es gefunden haben. Das wusste er wohl auch. Er muss gewusst haben, dass das Geschoss wieder ausgetreten ist und hier irgendwo sein muss. Die Indizien sind ja offensichtlich.“
    â€žAber er konnte sich einfach nicht dazu überwinden“, schloss Nell. „Da er das bei der Anhörung aber kaum zugeben konnte, behauptete er einfach, die Kugel sei in Fionas Schädel verblieben. Und hat sogar den Coroner dazu bekommen, ihm seine Version zu bestätigen.“
    Um dieses neue Stück Beweismaterial besser betrachten zu können, hockte Nell sich zu Will auf den Boden, sorgsam darauf bedacht, ihre Röcke von den grausigen Spuren der Tat fernzuhalten. Es war ein Geschoss, das schon. Aber anders als jenes, das im Fensterrahmen sichergestellt worden war, hatte es keinerlei Ähnlichkeit mit einem zerknautschten kleinen Kügelchen. Dieses Geschoss, wenngleich nun etwas verbeult und zerschrammt, war zudem nicht rund, sondern von eindeutig konischer Form.
    â€žWie gut kennst du dich mit Munition aus?“, fragte Will sie, während er das kleine Projektil begutachtete.
    Nell zuckte mit den Schultern. „Ich weiß, dass es zwei verschiedene Arten gibt – Rundkugeln und kegelförmige Geschosse wie dieses da. Und dass sie verschiedene Maße haben können; die Größe richtet sich nach dem Innendurchmesser des Pistolenlaufs.“
    â€žUnd wird in Kaliber gemessen, womit einige Hundertstel eines Inch gemeint sind. Dieses Geschoss hat mindestens vierzig Kaliber, wahrscheinlich mehr. Es ist absolut unmöglich, dass es aus einer Remington-Taschenpistole, Kaliber 31 abgefeuert wurde.“ Bedächtig fuhr er mit seinem blutverschmierten Daumen darüber, als wolle er es polieren. „Ich werde das mal kurz abwaschen gehen. Bin gleich zurück.“
    Während er fort war, suchte Nell in den vom Schreibtisch auf den Boden geworfenen Sachen nach etwas, worauf sie zeichnen könne. Schließlich fand sie ein weißes Blatt feinstes Bütten, auf das oben mittig mit karminroter Tinte Mrs. Virginia Kimball eingeprägt war, sowie einen Federkiel und eine silberne Schreibgarnitur. Nachdem sie den Stuhl mit dem Rücken zum Fenster an den Tisch gerückt hatte, um von da aus einen guten Blick über das ganze Zimmer zu haben, begann sie, einen ungefähren Grundriss des Tatortes zu skizzieren, in dem sie auch die Lage der beiden Leichen einzeichnete.
    Als Will zurückkam, waren seine Hände wieder sauber, und er wickelte das Projektil in sein Taschentuch. „Was machst du da?“ Er trat zu ihr und schaute ihr über die Schulter, als Nell gerade grübelnd ihre Zeichnung betrachtete.
    â€žIch versuche zu verstehen, was hier passiert ist.“
    â€žDu meinst, einen Gegenentwurf zu der Version, wie es sich laut Detective Skinner und dem Coroner zugetragen haben soll?“
    Nell gab einen tiefen Seufzer von sich. „Der offiziellen Version nach ist Mrs. Kimball vom Einkaufen nach Hause gekommen und traf Fiona Gannon dabei an, wie die ihren Schmuck durchwühlte. Fiona schnappte sich daraufhin die Pistole unter dem Kopfkissen, oder vielleicht hatte sie auch vorausgedacht und trug die Waffe bereits bei sich, schoss damit quer durchs Zimmer und traf Mrs. Kimball in die Brust.“
    â€žDass aus großer Entfernung auf sie geschossen wurde, dürfte relativ sicher sein“, fand Will. „Hast du mir nicht gesagt, dass das Oberteil von Mrs. Kimballs Kleid ein kleines, scharf umrissenes Einschussloch und keinerlei Pulverspuren aufwies?“
    â€žKönnten Pulverspuren aber nicht auch von dem Blut verdeckt worden sein, das aus der Wunde austrat?“
    Nun war es an Will, schwer zu seufzen. „Auf jeden Fall ist Mrs. Kimball dort drüben zu Boden gestürzt.“ Er deutete auf die blutbefleckte Türschwelle.
    â€žFiona denkt, dass sie tot ist, aber tatsächlich

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