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Blutrot wie die Wahrheit

Blutrot wie die Wahrheit

Titel: Blutrot wie die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.B. RYAN
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nicht besser wusste …“
    â€žOh, da sind wir aber heute sehr nachsichtig gestimmt, was?“, spottete Will.
    â€žVielleicht glaubt er ja wirklich, dass der Tathergang so war, wie von ihm dargelegt – dass Mrs. Kimball Fiona auf frischer Tat ertappte, von ihr angeschossen wurde und dann, tödlich getroffen, noch zwei Schüsse auf Fiona abgab. Vielleicht hat er tatsächlich nach dem zweiten Geschoss gesucht, das aus Fionas Schädel wieder ausgetreten sein muss – entsprechend der Mordwaffe eine abgefeuerte Kugel Kaliber 31. Das wäre eindeutiges Beweismaterial, das er den Geschworenen präsentieren könnte. Er hat also das Gemälde von der Wand genommen, doch statt eines Einschussloches kam dahinter nur der Tresor zum Vorschein.“ Nachdenklich betrachtete sie die Stelle, an der das Bild gehangen hatte; die Wand schien unversehrt zu sein.
    Will ging in die Hocke und besah sich die blutige Patina genauer, mit der das Gemälde mittig überzogen war. „Doch wer suchet …“ Er deutete auf einen Riss in der Leinwand, der einem wohl gleich ins Auge gefallen wäre, wäre das blutige Gesudel nicht gewesen. „Fast ein Volltreffer.“
    Beide sahen sie zu dem Punkt an der Wand auf, wo die Kugel hätte einschlagen müssen.
    â€žDer Tresor“, meinte Will und stand vorsichtig wieder auf, unmerklich darauf bedacht, sein verletztes Bein zu schonen.
    Nell schloss die Tür des Tresors, eine braun lackierte Stahlplatte, auf die mit goldener Schrift DIEBOLD SAFELOCK CO. – CANTON OH. eingraviert war. Die Oberfläche war glatt und unversehrt, bis auf eine münzgroße Stelle über dem Schloss – kein Zahlenschloss, sondern eines, das sich mit einem Schlüssel öffnen ließ –, wo die braune Farbe abgesplittert war. Nell fuhr mit dem Finger über die leichte Einbuchtung. „Könnte eine Kugel von einunddreißig Kaliber denn solch einen Einschlag verursacht haben?“
    â€žDurchaus. Aber auch jedes andere Geschoss. Und man sollte eigentlich meinen, dass Skinner dies aufgefallen ist.“
    â€žUnd er dann nach dem Geschoss gesucht hat.“
    Will hob das Gemälde an, um sich die Rückseite ansehen zu können, und stellte es dann vorsichtig wieder ab. Als Nächstes krempelte er beide Hosenbeine hoch, kniete sich auf den Boden und begutachtete den Teppich mit einem Ausdruck höchster Konzentration. „Die Kugel muss auf dem Tresor aufgeschlagen sein, wurde durch das Loch in der Leinwand zurückgeschleudert und ist dann irgendwo hier auf dem Boden gelandet, wahrscheinlich ein paar Fuß von der Wand entfernt.“
    â€žWenn dem so wäre“, wandte Nell ein, „würde Skinner sie denn dann nicht gefunden haben?“
    â€žDass er sie nicht gefunden hat, heißt keineswegs, dass dem nicht so ist. Pistolenkugeln lösen sich unter der Wucht des Aufpralls nicht einfach in Luft auf.“ Mit methodischen Handbewegungen strich Will über den Teppich und arbeitete sich so langsam von der Wand aus vor. „Je nachdem, welche Art von Geschoss es war und wo es aufschlägt, kann es entweder zersplittern, aufpilzen oder sich anderweitig verformen, aber es wird niemals einfach so verschwinden. Es kann sogar fast unbeschadet bleiben. Wie sah denn die Kugel aus, die du bei Mrs. Kimballs Sachen gefunden hattest, die aus dem Fensterrahmen?“
    â€žUnförmig. Wie ein kleines Klümpchen Fichtenharz, nachdem man eine Weile darauf herumgekaut und es dann ausgespuckt hat.“ Nell beugte sich vor, um gleichfalls den blumig gemusterten Teppich abzusuchen – zwei Paar Augen sahen schließlich mehr als nur eines.
    â€žDann wissen wir ja so ungefähr, wonach wir suchen.“ Will reckte sich etwas, um die Stelle zu begutachten, wo Fionas Kopf gelegen hatte, nachdem sie zu Boden gestürzt war. Das Blut und diverse kleine Bröckchen, über die man besser nicht genauer nachdachte, waren zu einer schrecklich anzusehenden Masse geronnen – ein Anblick, den selbst Nell mit ihrem eigentlich recht robusten Magen nur schwer zu ertragen fand.
    â€žDie Schmeißfliegen waren ja ganz schön fleißig“, meinte Will, als er die gummiartige Masse mit den Fingern untersuchte. „Da drin sind bestimmt schon Hunderte Larven im ersten Stadium.“
    Nell schluckte schwer. Es überraschte sie zwar nicht, dass Will scheinbar gar nichts dabei fand, in solch entsetzlicher Substanz

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