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Blutrot wie die Wahrheit

Blutrot wie die Wahrheit

Titel: Blutrot wie die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.B. RYAN
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zusammen.“
    â€žWaren sie ein Liebespaar?“, fragte Nell.
    Emily schaute sie einen Augenblick verdutzt an, dann lachte sie laut. „Oh, aber nicht doch! Er ist ein … ein richtiger Mollyboy, durch und durch.“
    Nun stutzte Nell einen Moment. „Ah … Sie meinen … ein Sheelah.“ So hatte Duncan solche Männer immer genannt.
    â€žDas habe ich noch nie gehört.“
    â€žIch glaube, es ist ein irischer Begriff.“
    â€žEin Sheelah … hmm …“ Nachdenklich zog Emily an ihrer Zigarette. „Ich habe sie wirklich für ihren Mut bewundert, für ihre Unverfrorenheit. Dafür, dass sie sich nicht einen Deut darum scherte, was all diese bornierten, bigotten Goldfinken von ihr dachten. Sie war gekommen, um ordentlich für Aufruhr zu sorgen, und genau das ist ihr auch gelungen. Cecilia regte sich fürchterlich auf, weil sie soeben noch von Glückwünschen und dergleichen überhäuft worden war, und auf einmal schenkte niemand ihr und der angekündigten Verlobung noch Aufmerksamkeit – alles drehte sich nur noch um Virginia Kimball. Und als ob das nicht schon schlimm genug gewesen wäre, kam Mrs. Kimball dann auch noch zu Felix, kümmerte sich nicht darum, dass Cecilia und ich und noch etliche andere dabeistanden, und sagte …“ Emily räusperte sich und intonierte in wenig überzeugendem Südstaatenakzent: „‚Felix, mein lieber Junge, du hast neulich deine Taschenuhr auf meinem Nachttisch liegen lassen. Ach, wenn ich gewusst hätte, dass ich dich heute Abend hier sehen würde, hätte ich sie dir natürlich mitgebracht!‘“
    â€žDas hat sie nicht allen Ernstes gesagt, oder?“
    â€žOh doch, und wie sie das gesagt hat. Und sogleich setzte natürlich eifriges Getuschel ein. Es klang … als würde ein immer lauter summender Insektenschwarm sich auf den Saal herabsenken. Cecilia hätte fast der Schlag getroffen, versteht sich. Felix stritt alles ab und leugnete, leugnete und leugnete, aber sein Gesicht glühte so sehr, dass jedem offensichtlich war, dass er log. Ich habe selten so herzhaft gelacht.“
    Emily gab Nell das Glas zurück, doch es war leer. Nell nahm es und stellte es auf dem kleinen gusseisernen Tisch ab, der zwischen ihren beiden Stühlen stand.
    â€žDanach hat Cecilia natürlich sogleich mit Felix Schluss gemacht. Wahrscheinlich hätte sie seine Affäre mit Mrs. Kimball nicht weiter gestört, wenn nur alles schön unter Verschluss gehalten worden wäre, aber nun derart vor der ganzen Welt gedemütigt zu werden – also vor Cecilias ganzer Welt –, das war dann auch für sie zuviel. Sie hat geheult und geschrien, und Harry war da und hat sie getröstet. Er muss seine Sache sehr gut gemacht haben, denn von da an waren die beiden unzertrennlich.“
    â€žUnd wie hat Felix das aufgenommen?“, fragte Nell.
    â€žEin paar Wochen lang war er untröstlich. Immerhin hatte er fünfzehn Monate und die Familiensaphire darauf verschwendet, eine Erbin und deren Vater zu hofieren, und nun war ihm alles um die Ohren geflogen – alles nur wegen der kleinen Freuden, die er sich nebenher gönnte. Am Anfang kam er noch ab und zu hier vorbei, leugnete und leugnete und leugnete, aber Cecilia blieb standhaft, und irgendwann schien sogar er es begriffen zu haben. Doch seit zwei Tagen ist er wieder jeden Abend hier aufgetaucht und hat wild herumgeschrien, dass Cecilia ihn nun, da Mrs. Kimball tot sei, doch gefälligst zurücknehmen solle.“
    â€žDas hat er tatsächlich so gesagt?“
    â€žVergaß ich zu erwähnen, dass er ein ziemlicher Dummkopf ist? Er scheint allen Ernstes zu glauben, dass durch ihren Tod alles vergeben und vergessen ist. Es dürfte Sie kaum überraschen, dass Cecilia da etwas anderer Ansicht ist. Unsere Lakaien haben ihn zwar beide Male rausgeworfen, aber er hat sich so sehr gewehrt, dass sie zu dritt oder viert Hand anlegen mussten.“ Emily drückte ihre Zigarette aus.
    â€žBrady hat mir erzählt, dass Fiona Anfang Mai für Mrs. Kimball zu arbeiten begonnen hatte“, versuchte Nell das Thema zu wechseln. „Er meinte, Sie hätten ihr zu der Stelle verholfen.“
    Emily schloss gequält die Augen. Sie schien am liebsten in den Kissen ihres Stuhles versinken zu wollen. „Haben Sie jemals etwas getan, das so entsetzliche Konsequenzen nach sich zog, dass Sie alles dafür

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