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Blutrot wie die Wahrheit

Blutrot wie die Wahrheit

Titel: Blutrot wie die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.B. RYAN
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nahm indes nicht auf dem soeben frei gewordenen Stuhl Platz, sondern setzte sich auf die Ottomane, fasste geschwind unter Nells Röcke, griff nach ihren Füßen und legte sie sich auf den Schoß. „Mir war bislang noch nie aufgefallen, was für stattliche Füße du hast.“
    â€žStattlich!“, rief sie empört und versuchte, sie ihm wieder zu entziehen, doch sein Griff war unerbittlich.
    â€žSoll mich aber nicht stören“, meinte er und ließ seine Hände von ihren Knöcheln abwärts gleiten. Warm und ein wenig rau fühlten seine Finger sich durch ihre weißen Seidenstrümpfe an. „Ich war noch nie ein Freund kleiner, zierlicher Füße. Große, stattliche scheinen mir doch sehr viel brauchbarer.“
    Durch den glatten Seidenstoff hindurch massierte er ihr die Füße, und seine Finger waren so kräftig und geschickt, dass Nell sich wieder in den Stuhl sinken ließ, den Kopf zurückgelehnt, die Arme locker herabhängend. Ein Seufzer entfuhr ihr, so wohlig und tief, dass es wie ein leise gehauchtes Stöhnen klang.
    â€žAh … eine heimliche Genießerin“, murmelte Will, und seine Stimme ließ sie köstlich erschaudern. „Welch faszinierende Offenbarung.“
    â€žWirst du es niemals müde, mich zu necken?“ Noch einmal versuchte Nell, ihm ihre Füße zu entziehen, doch es war nur mehr ein halbherziger Versuch; er war sehr gut in dem, was er tat. Unanständig gut.
    â€žIch necke weitaus weniger als du meinst, Cornelia.“
    Sie öffnete die Augen, doch Will sah sie nicht an. Er hatte sich hinabgebeugt, um einen ihrer Schuhe aufzuheben und streifte ihn ihr wieder über. Der rechte folgte, doch statt seine Hände dann zurückzuziehen, schloss er sie um ihren Spann und massierte sie abermals durch die dünne Seide ihres Strumpfes.
    â€žVor ein paar Minuten“, plauderte er derweil, „während wir Gentlemen mannhaft unseren Brandy und unsere Zigarren genossen – übrigens eine sehr üble Verbindung, von der ich dir unbedingt abraten würde –, hat mein kluger Bruder Martin Mr. Pratt gefragt, wie er denn zu seinem blauen Auge gekommen sei, worauf Mr. Pratt erwiderte, dass er vor ein paar Tagen auf seiner Haustreppe gestolpert und dann dummerweise mit dem Gesicht voraus in die eiserne Umzäunung gefallen sei.“
    Auf einmal wieder hellwach setzte Nell sich auf. „Aber hat Mrs. Pratt uns nicht erzählt, dass …“
    â€žDass er Opfer eines Straßenräubers geworden sei, der ihn unweit seines Hauses überfallen habe? Aber ja, genau das hat sie.“
    â€žDoch warum sollte er seiner Frau etwas anderes erzählen als seinen Freunden?“, überlegte Nell.
    â€žBitte keine voreiligen Vermutungen, Cornelia. Vielleicht war es ja gar nicht Pratt, der seiner Gemahlin diese Räubergeschichte aufgetischt hat. Sie könnte es von jemand anderem erzählt bekommen haben.“
    â€žWas aber noch immer nicht erklärt, weshalb überhaupt zwei sich widersprechende Versionen im Umlauf sind.“
    â€žNein, das tut es nicht“, stimmte Will ihr zu. „Aber ehrlich gesagt interessiert mich im Augenblick das wundersame Verschwinden und Wiederauftauchen von Stonewall Jacksons Pistole auch viel mehr. General Jackson hatte eine Lefaucheux Brevete, einen Stiftfeuerrevolver, zwölf Millimeter, was in etwa fünfundvierzig Kaliber entsprechen dürfte. Wenn wir Orville Pratt glauben wollen, so befand sich die Waffe bis zum Tag des Balls in seinem Besitz und verschwand an eben jenem Abend aus seinem Arbeitszimmer.“
    â€žEr dachte allem Anschein, dass Mrs. Kimball sie gestohlen hätte.“
    â€žZweifelsohne war er an jenem Abend nicht gut auf sie zu sprechen, da sie mit ihrem Auftritt seinen Ball ruiniert hatte. Das mag der einzige Grund gewesen sein, weswegen er sie verdächtigte. Was ich viel spannender finde, ist das plötzliche Wiederauftauchen der Waffe keine zwei Tage, nachdem Mrs. Kimball mit einem großkalibrigen Revolver umgebracht wurde. Komm.“ Will stand auf und streckte seine Hand nach ihr aus.
    â€žWohin gehen wir?“, fragte Nell, als er sie von ihrem Stuhl zog.
    â€žIn Mr. Pratts Arbeitszimmer. Es ist gleich hier nebenan.“ Er deutete auf zwei dunkle, von Vorhängen verdeckte Fenster, die nach hinten zur Gartenseite hinausgingen.
    â€žIch weiß nicht, Will …“
    â€žHast du Angst, mit

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