Blutrot wie die Wahrheit
halten den Mund!â, schrie Felix und teilte heftige, doch natürlich völlig wirkungslos bleibende Schläge in Harrys Richtung aus. âIch weiÃ, wer Sie sind, und ich weiÃ, was Sie vorhaben. Sie wollen sie mir wegnehmen!â
âLängst passiert, alter Junge.â Harry paffte genüsslich an seiner Zigarre. âJust heute hat sie meinen Heiratsantrag angenommen.â
âWas?â
âMit Mr. Pratts Segen. Sie machen also besser auf der Stelle kehrt und â¦â
âVerlogener Hund!â Felix verdoppelte seine Anstrengungen, sich zu befreien.
âEs stimmt!â, stieà Cecilia hervor. âSiehst du wohl â du verschwendest deine Zeit, Felix. Niemand will dich hier haben.â
âDann gib mir meine Saphire zurück!â
â Nein! Die hast du mir geschenkt. Jetzt gehören sie mir.â
Wild schlug Felix um sich, Speichel flog ihm von den Lippen, als er seinem unbändigen Zorn in einem kaum enden wollenden Wortschwall seiner Muttersprache Luft machte, in den sich hin und wieder auch einige unschöne Beschimpfungen auf Englisch mischten. So meinte Nell, âraffgierige Kuhâ und âamerikanische Schlampeâ herauszuhören.
Voll der gerechten Entrüstung, die doch sehr an seinen Vater erinnerte, sagte Harry: âWie können Sie es wagen, meine Verlobte â¦â
âIch bring dich um, Hewitt! Ich bring dich um!â, schrie Felix heiser, bevor er seine unverständliche Litanei fortsetzte.
Will schmunzelte; Emily prustete vor Lachen.
âVersteht ihr beide etwa, was er da sagt?â, wollte Nell wissen.
Will bedeutete Emily, dass er ihr den Vortritt lasse. âEr beschreibt gerade verschiedene Methoden, mit denen er Harry ein für alle Mal aus der Welt zu schaffen gedenktâ, erklärte Emily. âManche sind recht â¦â Sie hob ihr Glas und gluckste vergnügt. âNun, sie sind recht originell.â
In diesem Augenblick hieb Felix einem der Lakaien mit der Faust auf die Nase, den anderen traf er am Hals. Stöhnend taumelten beide zurück und rangen keuchend nach Luft. In dem nachfolgenden Durcheinander gelang es dem Ãsterreicher, sich mit FuÃtritten und Faustschlägen seiner beiden verbliebenen Bändiger zu entledigen. Wutentbrannt schnaubend und mit wildem Blick stürzte er sich auf Harry.
Harry lieà seine Zigarre fallen, drehte sich auf dem Absatz um und ergriff die Flucht. Doch er rannte nicht schnell genug. Felix bekam ihn bei seinen flatternden FrackschöÃen zu fassen, zog einmal kräftig daran und brachte Harry zu Fall. âNicht!â, rief der und hielt sich schützend die Hände vors Gesicht. Felix zielte mit dem Fuà auf Harrys Schritt, doch als Harry rasch seine Hände abwärts brachte, zielte Felix lieber wieder auf seinen Kopf und trat zu.
Foster und Martin versuchten, ihn zurückzuhalten, aber es war, als wolle man einen tollwütigen Bären mit bloÃen Händen bändigen. Mit den Fäusten hieben sie auf ihn ein, doch Felix schüttelte sie mit einem unwilligen Schulterzucken ab, wie man auch lästige Fliegen vertreibt, und umkreiste derweil lauernd den jämmerlich stöhnenden und am Boden sich windenden Harry, um vielleicht doch noch eine reizvolle Stelle zu finden, an der es sich nachzutreten lohnte.
Gemächlichen Schrittes schlenderte Will auf den Ãsterreicher zu. âGuten Abend, Herr Brudermannâ, grüÃte er ihn in dessen Muttersprache.
Ãberrascht sah Felix auf.
Will versetzte ihm einen wohlplatzierten Kinnhaken, der ihn zu Fall brachte wie eine Marionette, deren Fäden man durchgeschnitten hatte.
âEines verstehe ich nicht ⦠an der Sache, die dort bei den Pratts mit Felix passiert istâ, meinte Nell, als Wills Phaeton vor dem Palazzo Hewitt vorfuhr.
Will brachte die Pferde zum Stehen und schaute Nell an. Es war gewiss schon nach Mitternacht, aber mild und trocken, weshalb er das Verdeck noch zurückgeschlagen hatte. Im nur schwachen Mondlicht stachen seine markanten Züge deutlich hervor â die gerade geschnittene Nase und hohen Wangenknochen, das prononcierte Kinn, welches ihn entschieden und empfindsam zugleich wirken lieÃ.
âDu hättest deinem Bruder durchaus etwas früher beispringen könnenâ, sagte sie. âEin paar Sekunden eher, und ihm wäre ein schmerzhafter Tritt an den Kopf erspart geblieben.â Harry, der eine Platzwunde
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