Blutrot wie die Wahrheit
Tasche seines Gehrocks und bot Foster eine an.
âUm Himmels willen, neinâ, wehrte Foster ab. âDiese Dinger werden Sie noch einmal umbringen.â
âNa, kommen Sie schonâ, sagte Will, während er sich ein Streichholz anrieb. âSo schlimm sind sie auch wieder nicht.â
âHatten Sie nicht meinen Aufsatz über Störungen der Lungenfunktion gelesen? Darin schrieb ich auch recht ausführlich von den Auswirkungen des Tabaks auf die Lunge.â
âVor einigen Jahren habe ich im Harperâs Weekly einen Artikel über die Folgen des Rauchens gelesenâ, meinte Nell. âAber ich wusste nicht, inwieweit ich dem glauben sollte.â
âEs stimmt alles, was Sie darin gelesen haben: Rauchen verursacht sowohl Krebs als auch Herzerkrankungenâ, erwiderte Foster. âEin sehr guter Artikel, den ich durchaus wohlwollend zur Kenntnis genommen habe.â
âIch wäre da doch eher skeptischâ, sagte Will.
âJa, weil Sie süchtig sind nach Nikotin, und Süchtige glauben immer nur das, was sie glauben wollen.â
Nell konnte Will ansehen, wie wenig es ihm gefiel, das zu hören. Nachdem er seine Abhängigkeit von Opium und Morphium überwunden hatte, musste es ihn sehr schmerzen, noch immer als Süchtiger bezeichnet zu werden.
Mit einem Blick auf Nell meinte Foster schmunzelnd: âWenn Sie schon nicht Ihrer Gesundheit zuliebe damit aufhören wollen, dann aber vielleicht um Ihres Eheglücks willen. Keine Dame lässt sich gern von einem Mann küssen, dessen Mund wie eine schlecht ausgekehrte Herdstelle schmeckt. Nicht wahr, Miss Sweeney?â
Als sie zögerte, meinte er: âEntschuldigen Sie. Das war unverzeihlich anmaÃend von mir.â
âNein, keineswegs, Sie haben sogar nicht ganz unrechtâ, sagte sie. âSo habe ich es zumindest auch schon sagen gehört.â
Foster schlug Will freundschaftlich auf den Rücken. âSehen Sie? Tun Sie sich einen Gefallen und hören Sie noch vor der Hochzeit damit auf.â
âNun werde ich es ganz gewiss in Erwägung ziehenâ, meinte Will und warf Nell einen süffisanten Blick zu.
âUnd wenn Sie mir die Frage gestatten, Hewitt â¦â, fing Foster ein wenig zögerlich an. âSie meinten gestern Abend, Sie hätten zuletzt ein recht nomadenhaftes Leben geführt, und doch besichtigen Sie nun Häuser und â¦â, er sah Nell vielsagend an, â⦠erwägen, sich hier niederzulassen. Haben Sie wirklich keinerlei Absicht, ihre medizinische Laufbahn wieder aufzunehmen?â
Will lieà einen Moment verstreichen und zog nachdenklich an seiner Zigarette. âSeit dem Krieg hält sich mein Interesse an der Medizin, vor allem der Chirurgie, doch sehr in Grenzen, wie Sie sich vielleicht vorstellen können. Wenn man so viele Arme und Beine hat amputieren müssen, ist auch für einen Arzt irgendwann der Punkt erreicht, an dem er eine Knochensäge nicht einmal mehr ansehen mag.â
âAber meinten Sie nicht, Sie hätten letzten Herbst eine Autopsie vorgenommen?â, wandte Foster ein.
âAh ja, stimmt â Bridie Sullivanâ, erwiderte Will. âDazu kam es unter etwas auÃergewöhnlichen Umständen. Meine Mutter hatte Miss Sweeney gebeten, sich des Falls einer jungen Dame anzunehmen, die verschwunden â und wie sich dann herausstellte â ermordet worden war. Die Todesursache festzustellen, war eine ziemlich knifflige Angelegenheit, aber es war eine schöne Herausforderung. Seit Edinburgh bin ich sehr von den forensischen Anwendungen der Medizin fasziniert.â
âDort lehrt meines Wissens doch auch ein anerkannter Experte auf diesem Gebietâ, bemerkte Dr. Foster. âGavin Cuthbert. Seine Veröffentlichungen sind äuÃerst interessant, unbedingt lesenswert. Sie haben nicht zufällig auch bei ihm studiert?â
âDoch, sehr ausgiebig sogar. Ich habe ihm bei seiner Forschungsarbeit zur Bestimmung des Todeszeitpunktes assistiert, und er wiederum hat mir geholfen, einen Artikel über medizinische Rechtswissenschaften in The Lancet veröffentlicht zu bekommen.â
âDen habe ich gelesenâ, meinte Foster. âSehr gut, geradezu faszinierend. Hatten Sie denn beabsichtigt, später einmal zu lehren, zu praktizieren oder aber beides?â
âEigentlich beides, aber die Lehre hätte mich mehr interessiert, da die Zugehörigkeit zu einer
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