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Blutrot wie die Wahrheit

Blutrot wie die Wahrheit

Titel: Blutrot wie die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.B. RYAN
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ich jäh, dass ich ein Problem habe.“
    â€žJa?“, fragte Will nach, als Foster nicht weitersprach.
    â€žIch weiß eigentlich gar nicht, warum ich Ihnen all das erzähle.“
    â€žWeil ich genau verstehe, was Sie für Virginia Kimball empfunden haben. Bei mir war es genauso.“
    Schließlich fuhr Foster fort: „Mein alter Freund ist nicht mehr Dekan der medizinischen Fakultät. Sein Nachfolger ist Calvin Ellis, ein Mann strenger Sitten und fester Prinzipien. Er erwägt, mich zum stellvertretenden Dekan zu berufen, worauf ich schon sehr lange gehofft und spekuliert hatte. Als ich an jenem Morgen aufwachte, wurde mir auf jeden Fall bewusst, wie sehr es auch mir schaden könnte, sollte das Rote Buch zum jetzigen Zeitpunkt ans Tageslicht gelangen.“
    â€žUnd was haben Sie dann getan?“, fragte Will, wenngleich er es natürlich schon wusste.
    â€žIch habe den Detective bestochen, damit er das verdammte Buch in der Versenkung verschwinden lässt – am besten wäre, er würde es verbrennen –, falls es jemals wieder auftauchen sollte.“
    â€žDurchaus verständlich, von Ihrer Warte aus besehen.“
    â€žNachdem ich Ihnen nun all meine dunklen Geheimnisse gebeichtet habe“, meinte Foster in belustigtem Ton, „sind Sie es mir zumindest schuldig, mein Haus zu kaufen.“
    â€žEinverstanden.“
    Foster lachte. „Nein, im Ernst, denken Sie noch einmal ganz in Ruhe darüber nach und …“
    â€žDas habe ich bereits. Neuntausend hatten Sie gesagt, nicht wahr?“
    â€žMmmh …“
    Nell war wohl mindestens ebenso perplex wie Isaac Foster.
    â€žEin ganzes Haus zu einem Preis, für den manch anderer nicht einmal einen gebrauchten Revolver bekommt …“, sinnierte Will. „Klingt doch wie ein Schnäppchen.“
    â€žWillst du das Haus wirklich kaufen?“, fragte Nell ihn ungläubig, als sie nach ihrem Besuch bei Foster die Acorn Street hinabschlenderten; heute waren sie zu Fuß unterwegs.
    â€žGefällt es dir nicht?“
    â€žDoch, schon, aber was will ein alleinstehender Mann – zudem ein alleinstehender Mann, der überhaupt nur selten zu Hause ist – mit einem so großen Haus?“
    â€žVielleicht will ich ja das Interesse der besseren jungen Damen gewinnen“, meinte er in Anspielung auf Winifred Pratts guten Rat.
    â€žHewitt!“, rief jemand hinter ihnen. Als sie sich umdrehten, sahen sie Foster, der sich aus einem Fenster im ersten Stock lehnte, die Hände an den Mund gelegt: „Und diese Blavatsky …?“
    â€žVöllig verrückt, wenn Sie mich fragen“, rief Will zurück. „Klarer Fall.“
    Foster grinste so zufrieden, als habe ein geschätzter Kollege gerade seine eigene Diagnose bestätigt. „Sagen Sie Ihrem Anwalt, er soll wegen des Hauses mit Pratt Kontakt aufnehmen. Ich hätte da nur noch eine Bedingung: Der Verkauf setzt voraus, dass Sie sich darum bewerben, Gerichtsmedizin in Harvard zu lehren.“
    â€žWas?“
    â€žMachen Sie einen Termin mit dem Dekan aus und schlagen Sie ihm vor, auf diesem Gebiet Vorlesungen halten zu wollen. Selbst wenn er Ihnen die Stelle anbietet, sind Sie keineswegs verpflichtet, sie anzunehmen. Aber Sie müssen sich zumindest darum bewerben.“
    â€žHalt, warten Sie …“
    â€žUnd noch diese Woche.“ Foster winkte ihnen zum Abschied zu und schloss das Fenster.
    â€žMiss Nell Sweeney und Dr. William Hewitt für Mr. Thurston.“ Will reichte dem ausgesprochen gut aussehenden jungen Kammerdiener, der nach kurzem Klopfen an der hellgrünen Tür erschienen war, seine Visitenkarte.
    Der Diener, gekleidet in eine militärisch anmutende blaue Uniform samt Epauletten und viel Goldlitze, bedeutete ihnen, in das prunkvolle Vestibül zu treten. Von einer Konsole nahm er ein silbernes Tablett, legte Wills Karte darauf und entschwand.
    Eine Minute später schon kehrte er zurück und forderte sie auf, ihm den Korridor hinunter in einen Wintergarten zu folgen, in dem in große Kübel gepflanzte Bäume, Büsche, Farne und Rankengewächse so üppig wucherten, dass es schien, als sei ein tropischer Dschungel durch den dunklen Schieferboden emporgeschossen. Maximilian Thurston hatte sich eine makellos weiße Leinenschürze vor seinen Hausrock gebunden. Er stand mit dem Rücken zu ihnen, hielt mit der einen Hand den Geweih-Knauf seines Stocks

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