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Blutrot wie die Wahrheit

Blutrot wie die Wahrheit

Titel: Blutrot wie die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.B. RYAN
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Mr. Pratt und Mrs. Kimball sich gestritten hatten, worüber indes Sie sich ausschweigen, dass er sie während des Streits bedroht und deshalb verhaftet und des Mordes angeklagt werden solle?“
    Kein Wunder, dass Skinner ihn nicht ernst genommen hatte. Da kommt ein zwar recht harmlos wirkender, aber dennoch zutiefst suspekter alter Herr daher und bezichtigt Orville Pratt des Mordes, ohne dafür auch nur einen stichhaltigen Beweis zu liefern. Derweil stehen einige der reichsten und mächtigsten Männer Bostons, wahrscheinlich einschließlich Pratt, bei Skinner Schlange und bezahlen ihn dafür, den Fall ohne Erwähnung ihrer Namen zum Abschluss zu bringen und tunlichst dafür zu sorgen, dass das Rote Buch niemals wieder ans Tageslicht kommt.
    â€žIch habe es selbst gehört“, wiederholte Thurston so prononciert, als könne er ihnen die Worte in ihre unverständigen Schädel hämmern, wenn er nur deutlich genug sprach.
    Nell und Will wechselten einen kurzen Blick.
    â€žWarum haben Sie bei der Anhörung nichts davon gesagt?“, fragte Nell dann.
    â€žDas habe ich ja versucht, aber dieser Skinner hat mir einfach das Wort abgeschnitten. Er hat sich an den Coroner gewandt und gesagt: ‚Soll er nicht nur die Fragen beantworten, die ihm gestellt wurden?‘ Und der Coroner meinte, das stimme, und dass er jetzt keine weiteren Fragen mehr an mich hätte und der Protokollant solle meine ‚überflüssigen Bemerkungen‘ streichen.“
    â€žWenn man Ihnen aber zu sprechen erlaubt hätte“, fragte Nell, „was hätten Sie dann gesagt?“
    â€žDass Pratt am Tag vor dem Mord zu Virginia gekommen ist und ihr gedroht hat, sie umzubringen“, erwiderte Thurston so gereizt, als empfinde er es als eine ziemliche Zumutung, etwas zu wiederholen, das er doch längst klargestellt hatte.
    â€žNicht auch, worüber sie an jenem Tag gestritten hatten?“, fragte Will ungerührt nach. „Oder worum es bei ihrer Meinungsverschiedenheit ging oder …“
    â€žVoltaire meinte einmal sehr trefflich, das Geheimnis eines Langweilers bestehe darin, stets alles zu sagen.“ Entschieden stellte Thurston seine Tasse ab, nahm abermals die Gießkanne zur Hand und humpelte zurück zu seinen Pflanzen.
    Will stand auf und stellte sich neben Thurston. „Ich verstehe sehr gut, dass Sie Mrs. Kimball schützen wollen“, begann er. „Sie möchten auf jeden Fall vermeiden, dass ganz Boston … gewisse Dinge über sie erfährt – Dinge, die ein schlechtes Licht auf sie werfen könnten. Aber Sie möchten auch, dass der Mörder gefasst und verurteilt wird. Ihr Dilemma ist nun jedoch, dass sich das eine eben nur erreichen lässt, wenn man dafür das andere opfert. Habe ich recht?“
    Thurston, der völlig reglos dastand und die Gießkanne über einer Bambuspflanze verharren ließ, derweil Will seine kleine Rede hielt, wandte sich nun um und sah ihn an.
    â€žWir wissen bereits von dem Roten Buch“, sagte Will. „Und von den Erpressungen.“
    Thurston schloss die Augen; er schien förmlich in sich zusammenzusacken. „Wie haben Sie davon erfahren? Etwa von Foster?“
    â€žEr wusste, dass er uns vertrauen kann“, meinte Will. „Und das sollten Sie auch. Uns interessiert nur, wer an jenem Tag wirklich geschossen hat, damit Fiona Gannon von der Schuld an einem Mord freigesprochen wird, den sie nicht begangen hat. Ich verspreche Ihnen, von Gentleman zu Gentleman, dass ich alles in meiner Macht Stehende tun werde, um Virginia Kimballs Ruf zu schützen. Ich kannte Mrs. Kimball, und ich mochte sie sehr. Vor einigen Jahren gab es sogar mal eine Zeit, in der ich meinte, sie zu lieben.“
    Mit Augen, die wie schimmernde blaue Murmeln glänzten, betrachtete Thurston Will. „Jetzt erinnere ich mich wieder an Sie“, sagte er leise, ein wenig heiser. „Sie waren es, der ihr diese schönen weißen Rosen ins Boston Theatre gebracht hatte. Und aus irgendeinem Grund hat sie Sie Doc genannt.“
    â€žWeil ich Arzt bin … Arzt war“, sagte Will.
    â€žSie hat sie mir gegeben, die Rosen, weil … nun ja, weil dieser elende Federici …“ Er neigte sein Haupt vor Nell. „Verzeihen Sie, Miss … Sweeney, nicht wahr?“
    â€žJa, ganz genau.“
    â€žSie hatte just an jenem Morgen ein Telegramm von il conte bekommen, in dem er mitteilte, soeben

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