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Blutrot wie die Wahrheit

Blutrot wie die Wahrheit

Titel: Blutrot wie die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.B. RYAN
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umklammert, in der anderen eine Gießkanne, mit der er bedächtig einen Kübel prächtiger Philodendrons goss.
    Ohne in seinem Tun innezuhalten oder auch nur über die Schulter einen Blick auf seine Besucher zu werfen, fragte Thurston: „Kenne ich Sie, Dr. Hewitt?“
    â€žWir sind uns vor einigen Jahren mal flüchtig begegnet.“ Verglichen mit Wills volltönendem britischen Tonfall wirkte Thurstons affektierter Akzent recht albern. „Aber gewiss erinnern Sie sich nicht mehr daran.“
    Erst als die Philodendrons reichlich gewässert waren, drehte Thurston sich langsam zu ihnen um. Im vereinzelt durch das wuchernde Grün hereinfallenden Sonnenlicht sah er bleich und mitgenommen aus, auch etwas gebeugt – viel älter als am Tag von Virginia Kimballs Begräbnis. Doch davon abgesehen, war sein Äußeres tadellos, vom Scheitel seines pomadisiert gekämmten Haars bis zu den Spitzen seiner bequasteten Hauspantoffeln. Pantoffeln und Rock waren von genau demselben Blau wie das Blumenmuster seines Halstuchs.
    Aus der Entfernung musterte Thurston erst Will, dann Nell. „Kaffee bitte, Christopher“, sagte er zu dem Diener, der sich verneigte und entschwand.
    â€žSir“, Will trat einen Schritt vor und legte seinen Hut auf dem schmiedeeisernen Tisch ab, „Miss Sweeney und ich versuchen Fiona Gannons Onkel zuliebe die genauen Umstände von Virginia Kimballs Tod zu klären. Er glaubt, dass seine Nichte unschuldig war, und würde sie gern von allen Verdächtigungen freigesprochen sehen.“
    Thurston lachte kurz auf. „Nun, da kann man ihm nur viel Glück wünschen.“
    â€žWir waren gerade bei Isaac Foster“, sagte Nell. „Er meinte, sie hätten Ihre eigene Theorie, wer der Schuldige sei. Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn wir Ihnen ein paar Fragen stellten?“
    â€žFragen Sie. Das wird Ihnen nur nichts nützen.“ Thurston hatte sich wieder umgedreht und machte sich nun daran, einen riesigen Gummibaum zu gießen, der so gut gediehen war, dass sein Astwerk schon unter der Decke entlang rankte und von dort wieder nach unten wuchs. „Ich habe bereits versucht, bei den Behörden Gehör zu finden, doch Vernunft stößt dort auf taube Ohren. Ich war bei diesem kleinen Wiesel von einem Detective. Er hat mir gutmütig den Kopf getätschelt und mich dann umgehend von seinen Gehilfen hinausbefördern lassen. Er wollte es einfach nicht hören.“
    â€žWollte was nicht hören?“, fragte Nell nach.
    â€žDass Orville Pratt es war, der Virginia umgebracht hat“, erwiderte Thurston, ohne sich von seinem Gummibaum abzuwenden. „Und Fiona natürlich auch, aber das nur, weil sie eben zufällig dort war. Virginia war es, auf die er es abgesehen hatte.“

11. KAPITEL
    Christopher kehrte mit einem Tablett zurück, auf dem drei Tassen Kaffee standen, ein Teller mit pastellfarbenen Petits Fours, Zuckerdose und Sahnekännchen sowie eine bernsteingolden gefüllte Karaffe. Nachdem er alles auf dem Tisch arrangiert hatte, verneigte er sich und entschwand.
    â€žWelchen Grund hätte Orville Pratt denn gehabt, Mrs. Kimball umzubringen?“, fragte Nell.
    â€žSagen wir mal so: Virginia und er hatten eine kleine Meinungsverschiedenheit.“ Mit steifen Schritten kam Thurston zum Tisch hinüber, stellte die Gießkanne ab und zog den gläsernen Stöpsel aus der Karaffe. „Courvoisier“, sagte er und gab sich einen Schuss davon in seinen Kaffee. „Ganz vorzüglich. Sollten Sie unbedingt probieren.“
    â€žEine Meinungsverschiedenheit?“ Nell rührte sich eine großzügige Portion Sahne in ihren Kaffee; auf den Cognac verzichtete sie in Anbetracht der vormittäglichen Stunde lieber und reichte ihn an Will weiter. „Das wird wohl kaum der einzige Grund sein, weswegen Sie ihn verdächtigen.“
    â€žAm Tag vor dem Mord tauchte er bei ihr auf und drohte ihr, sie umzubringen.“ Bedächtig blies Thurston in seinen Kaffee, nahm einen kleinen Schluck und schloss dann genießerisch die Augen.
    â€žWarum?“, fragte Will.
    â€žWeil er wütend auf sie war.“
    â€žWeshalb?“
    â€žDas tut nichts zur Sache“, befand Thurston knapp. „Was zählt, ist die Drohung. Ich war dabei und habe es selbst gehört.“
    â€žHaben Sie das so etwa auch Detective Skinner erzählt?“, wollte Will wissen. „Dass

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