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Blutrot wie die Wahrheit

Blutrot wie die Wahrheit

Titel: Blutrot wie die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.B. RYAN
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ich später nach Hause lief, bemerkte ich an der Ecke von Mt. Vernon, dass sich vor Virginias Haus eine Menschenmenge versammelt hatte, weshalb ich einen Jungen fragte, was denn passiert sei. Er sagte, dass eine Schauspielerin erschossen worden wäre.“
    â€žWar es denn da gerade erst passiert …“, fragte Will, „… oder …“
    â€žEs dürfte ungefähr eine Stunde her gewesen sein, vermute ich mal. Meine Vorlesung endete um Viertel vor fünf, und in der Zeitung stand, der Mord hätte sich gegen vier ereignet.“
    Das war eine gute Frage gewesen, die Will ihm da gestellt hatte. Denn angenommen, Foster hatte zur fraglichen Zeit tatsächlich eine Vorlesung gehalten, so konnte er Mrs. Kimball und Fiona unmöglich erschossen haben.
    â€žÃœberall liefen ganz geschäftig Konstabler herum“, fuhr Foster fort. „Mir schien es, als hätten sich alle Konstabler Bostons dort eingefunden. Ich sagte einem von ihnen, dass ich Arzt sei, und ob ich vielleicht behilflich sein könne, aber er meinte, dazu wäre es zu spät. Die Dame, die dort gewohnt hätte, sei tot und ihre Dienerin auch. Dann wurden die Leichen herausgetragen. Ich schlug die Laken zurück. Die erste, die ich sah, musste die Dienerin gewesen sein, was ich allerdings nur noch an ihrem Haar erkannte. Ihr Gesicht … nun ja … Als ich dann an die andere Trage trat, sah ich, dass Virginia ihre Augen weit offen hatte, aber ihr Blick war so … so starr und leer. Sonst war da immer dieses … dieses Funkeln in ihren Augen gewesen, Sie wissen schon, dieses gewisse Etwas, das die Luft förmlich zum Knistern brachte.“
    â€žJa“, sagte Will, „ich weiß, was Sie meinen.“
    â€žMax Thurston war auch dort, der Dramatiker. Er und Virginia standen sich sehr nah. Er wohnt gleich gegenüber der Mount Vernon Street, in einem der Stadthäuser am Louisburg Square, wo ein Haus wie das andere aussieht, nur dass seines leuchtend blaue Fensterrahmen und eine hellgrüne Tür hat. Jeden Nachmittag, um Punkt vier Uhr, ist er kurz über die Straße zu Virginias Haus gelaufen, um Cocktails zu trinken und den neuesten Klatsch zu bereden.“
    â€žCocktails? Ich dachte, sie hätten sich zum Tee getroffen.“
    â€žDas mag Max wohl behauptet haben, aber ich weiß, dass es Martinis waren, und davon zumeist einige. Die beiden hatten eine rein platonische Beziehung, schon seit Jahren. Er ist kein übler Kerl, auf seine Art sehr sympathisch. Mag man nicht unbedingt glauben, bei seinen … Neigungen, aber …“
    â€žAch, wissen Sie“, unterbrach Will ihn belustigt, „nachdem ich achtzehn Jahre auf britischen Internaten und Universitäten zugebracht habe, wo man sich lange Zeit behelfen muss, ohne ein weibliches Wesen zu Gesicht zu bekommen, beurteile ich niemanden mehr danach, was er mit wem im Dunkeln treibt.“
    â€žMax war untröstlich“, sagte Foster. „Weinte und raufte sich die Haare. Seine Kleider waren voller Blut, das Haar stand ihm zerzaust in alle Richtungen – ich habe keine Ahnung, wo sein Hut abgeblieben war. Aber ich weiß noch, dass ich dachte, wie traurig, ihn so zu sehen – er ist ein ziemlicher Dandy, immer piekfein herausgeputzt. Er hatte den diensthabenden Detective gleich in Beschlag genommen, Skinner hieß der arme Bursche, und wollte ihn gar nicht mehr gehen lassen. Wiederholte ständig, er wisse, wer Virginia umgebracht hätte, dass es nicht Fiona Gannon gewesen wäre – so hieß das Dienstmädchen.“
    â€žDas hat er gesagt?“
    â€žEr sagte, es sei ein in ganz Boston bekannter Mann, sehr vermögend und mächtig, aber dass er nicht wage, den Namen hier laut zu sagen, wo doch so viel Leute dabeistünden. Er wollte am nächsten Morgen ins Rathaus kommen und es dem Detective in seinem Büro sagen. Als er weg war, machte Skinner ziemlich rüde Bemerkungen zu einem der Konstabler – von wegen, was Max für eine weinerliche Schwuchtel sei, dass alte Damen bei Mordfällen doch nichts verloren hätten und so weiter und so fort. Die beiden brüllten vor Lachen und bekamen sich gar nicht mehr ein. Ich bin dann nach Hause gegangen und habe mir erstmal einen Whiskey genehmigt, und dann noch einen und noch einen. Ich kann mich nicht mal mehr daran erinnern, wie ich an jenem Abend ins Bett gekommen bin, aber als ich am nächsten Morgen aufwachte, wusste

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