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Blutrot wie die Wahrheit

Blutrot wie die Wahrheit

Titel: Blutrot wie die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.B. RYAN
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Aber ich vermute mal, dass die noch immer irgendwo unten im Süden ist.“
    Da sie annahm, dass es wohl kaum mehr ein Geheimnis sein konnte, nachdem Mr. Pratt damit vor der gesamten Bostoner Gesellschaft geprahlt hatte, sagte Nell: „Tatsächlich ist Mr. Pratts Lefaucheux jene, die einst Stonewall Jackson gehörte.“
    â€žTja, das dachte er, als er sie gekauft hat“, erwiderte Watts und schob die Rohrbürste durch die Trommelkammern des Revolvers. „Doch da musste ich ihn leider enttäuschen. Ich will ja gar nicht wissen, was er für das Ding bezahlt hat. Irgendein Schwindler hat da auf jeden Fall ein Mordsgeschäft gemacht.“
    Nell und Will sahen sich an. „Der Revolver ist eine Fälschung?“, fragte sie.
    Und Will wollte wissen: „Wann hat Mr. Pratt davon erfahren?“
    Watts hielt die Trommel hoch ins Licht des Fensters und spähte mit einem Auge hindurch. „Vor ein paar Wochen. Ende April. Weiß ich noch genau, weil sie triefnass hereinkam und über das miese Wetter schimpfte, woraufhin ich meinte: ‚Tja, Aprilwetter.‘“
    â€žSie?“, fragten Nell und Will zugleich.
    â€žPratt hatte seine Tochter vorbeigeschickt, weil er selbst furchtbar viel Arbeit hatte oder sonst wie verhindert war“, erwiderte Watts. „Sie sollte mir den Revolver vorbeibringen, damit ich seinen Wert schätzen kann und vielleicht auch einen Interessenten dafür finde, da er sich nämlich entschlossen hatte, ihn zu verkaufen.“
    â€žWelche Tochter?“, fragte Nell.
    Watts kratzte sich mit dem Stiel der Bürste am Kinn. „Den Namen hab’ ich nicht verstanden. Sie war aber ganz hübsch, wenngleich sie so was Komisches anhatte …“ Er machte eine wallende Geste seinen massigen Körper hinab.
    â€žEmily“, sagte Nell.
    â€žKann sein. Sie meinte, das sei Stonewall Jacksons Lefaucheux, und da hab’ ich ihr erzählt, dass mir grad gestern erst ein Kunde damit gekommen wär’. Er hat gesagt, am Abend vorher sei er auf so’ner tollen Feier bei den Pratts gewesen und da hätte er doch tatsächlich den Revolver in Händen gehalten, mit dem General Jackson im Krieg gewesen war. Na ja, sie hat mir den Revolver dann gezeigt, und ich brauchte da nur einen Blick draufwerfen, um ihr sagen zu können, dass ihr Vater das Ding ebenso gut behalten könne, denn mehr als achtzig Dollar würde er dafür nicht bekommen. Es war eine gute Waffe, beste Arbeit und gut erhalten. Aber sie hat definitiv nie Stonewall Jackson gehört.“
    â€žUnd dessen waren Sie sich ganz sicher?“, fragte Will.
    Watts tauschte die Bürste gegen einen weichen Lappen aus, mit dem er die Revolvertrommel abrieb. „Jacksons Lefaucheux Brevete ist derzeit eine der berühmtesten Waffen der Welt. Ich habe einige Abbildungen davon gesehen und ausführliche Beschreibungen gelesen. Pratts Revolver ähnelt ihr nicht einmal annähernd und hat zudem noch eine völlig andere Seriennummer. Da hat Pratt sich mächtig übers Ohr hauen lassen.“
    â€žWie hat Emily darauf reagiert?“, wollte Nell wissen.
    â€žGar nicht glücklich war sie, die junge Dame“, erwiderte Watts und setzte den Revolver wieder zusammen. „Als sie ging, kämpfte sie sogar mit den Tränen. Wusste wahrscheinlich nicht, wie sie ihrem alten Herrn die schlechte Nachricht überbringen sollte.“
    â€žUnd haben Sie jemals mit Mr. Pratt persönlich über die Sache gesprochen?“, fragte Will.
    â€žJa, hab’ ich, ist noch gar nicht lange her. Sie haben bestimmt von der Schauspielerin gehört, die drüben in Beacon Hill umgebracht worden ist. Virginia Kimball. Tja, und wie der Zufall es will, haben Pratt und ich beide bei der amtlichen Untersuchung ausgesagt – ich, weil ich Waffenexperte der Polizei bin, und Pratt weil er Mrs. Kimballs Anwalt ist. Während einer Pause bin ich dann mal zu ihm gegangen und hab’ mich vorgestellt und ihm gesagt, wie leid mir das täte wegen seiner gefälschten Lefaucheux. Und wenn er erwäge, sich noch mehr Sammlerstücke zuzulegen, solle er damit ruhig zu mir kommen und sie mir vorher zeigen. Wenn er dazu zu beschäftigt wär’, könnt’ er ja auch wieder seine Tochter vorbeischicken, so wie letzten Monat, aber er solle auf jeden Fall mal einen Fachmann die Waffe begutachten lassen, bevor er sie kaufe – nicht, dass er wieder übers

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