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Blutrot wie die Wahrheit

Blutrot wie die Wahrheit

Titel: Blutrot wie die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.B. RYAN
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sein dürfte, dass die Schwester seines Dienstherrn, seit sie von ihrer Reise zurückgekehrt war, dieses befremdliche Abendritual beging.
    Merritt räusperte sich.
    Vera rührte sich nicht.
    â€žMiss Pratt“, sagte der Butler. „Sie haben Besuch.“
    Vera schlug die Augen auf, gewahrte Nell und Will und blinzelte. „Oh.“ Sie lächelte, ließ langsam die Arme sinken. „Oh ja, wie schön, Sie beide wiederzusehen.“
    Nell und Will nickten stumm, bis Will schließlich meinte: „Wir … hmm. waren nur gerade in der Nähe, und da dachten wir, könnten wir doch mal kurz vorbeischauen.“
    â€žIch freue mich ja sehr, dass Sie gekommen sind.“ Jäh schwand Veras Lächeln. „Aber wahrscheinlich wollten Sie ja den anderen einen Besuch abstatten, doch die sind heute auf einer Dinnerparty – auf der Yacht der Abbotts. Ein herrlicher Abend für eine kleine Seepartie, finden Sie nicht auch?“
    â€žAllerdings“, stimmte Nell ihr zu. Schade nur, dass Vera nicht miteingeladen worden war.
    â€žIst Emily auch bei den Abbotts?“, fragte Will.
    â€žOh nein, Emily kann solche eleganten Geselligkeiten doch nicht ausstehen. Sie ist mit Dr. Foster spazieren.“
    â€žIsaac Foster?“, vergewisserte sich Will etwas verwundert.
    â€žAber ja. Er kam heute nach dem Abendessen vorbei und hat gefragt, ob sie mit ihm eine kleine Runde über den Common drehen möchte. Winnie wollte, dass ich sie begleite – wegen der Schicklichkeit, Sie wissen schon –, aber Emily meinte, dann würde sie eben gar nicht gehen, wenn sie eine Anstandsdame mitnehmen müsse. Und Winnie hat nicht darauf beharrt – natürlich nicht. Sie ist ja ganz aufgeregt, dass ein Gentleman wie Dr. Foster sich überhaupt für Emily interessiert. Ein sehr angenehmer Gentleman, wie ich finde.“
    â€žJa, er macht einen sehr netten Eindruck.“ Will sah kurz zu Nell hinüber.
    â€žMiss Pratt“, ließ Merritt sich vernehmen, „wünschen Ihre Gäste vielleicht einen Kaffee?“
    â€žOh!“ Vera schien völlig durcheinander, als sei sie es nicht gewohnt, Gäste zu haben. „Ja, ich denke schon …“ Sie wandte sich an Nell und Will und fragte: „Möchten Sie … Würden Sie gern …?“
    â€žDas wäre wunderbar“, erlöste sie Nell aus ihrer Verlegenheit.
    â€žAh ja, gut. Dann ja“, rief Vera erfreut. „Danke. Danke, Merritt. Wunderbare Idee.“
    Der Butler entfernte sich. Nell, Will und Vera sahen einander auf der vom Kerzenschein erhellten Terrasse an. Als Nell den Blick senkte und die Kreidezeichen betrachtete, meinte Vera rasch: „Sie wundern sich gewiss, was ich hier mache.“
    â€žMmh, nun ja …“ Nell wusste nicht so genau, ob sie besser nicken oder den Kopf schütteln sollte.
    â€žDoch, eigentlich schon“, sagte Will.
    â€žIch versuche, mit einer entschwundenen Seele in Verbindung zu treten“, erklärte ihnen Vera mit derselben beiläufigen Selbstverständlichkeit, mit der man vielleicht eine Nachbarin zum Tee einladen mochte. „Ich habe es bei H.P.B. einige Male mit angesehen, und sie hat auch versucht, es mich zu lehren, aber ich bin … ich weiß auch nicht. Sie meinte, es mangele mir an der nötigen geistigen Disziplin. Es sagen ja alle, dass ich ein bisschen …“ Sie ließ ihre Fingern um ihren Kopf herumflattern. „Aber nun bin ich fest entschlossen, es solange zu versuchen, bis es mir gelingt. Hinsetzen?“
    â€žIch … wie bitte?“, fragte Nell verdattert.
    â€žWürden Sie sich gern hinsetzen? Aber natürlich wollen Sie das, wenn wir doch gleich Kaffee bekommen.“ Vera sah sich um und fuchtelte hektisch mit den Händen. „Ich habe sie vorhin beiseite geschoben …“
    â€žDa sind sie.“ Will schob drei Stühle zu einem kleinen Kreis zusammen und geleitete die beiden Damen an ihre Plätze. Merritt tauchte wieder auf und stellte einen kleinen Tabletttisch mit Kaffee und Portwein, Himbeeren und kandiertem Ingwer ab, verneigte sich und ging wieder.
    Vera goss Kaffee ein, Will den Portwein, den Vera jedoch ablehnte. „Geistige Getränke greifen unsere Aura an und schwächen unsere Verbindung zur Seelenwelt.“
    â€žSeltsam, was man uns arglosen Studenten an der medizinischen Fakultät alles verschwiegen hat“, befand Will und goss Nell und

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