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Blutrot

Titel: Blutrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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Deshalb haben Sie mich überhaupt hereingelassen.«
    McCormack lächelte. »Um die Wahrheit zu sagen, Sie haben recht. Wie sind Sie darauf gekommen?«
    »Sie mussten einen Grund haben. Ich schätze, in dieser Hinsicht unterscheiden Sie sich von Ihrem Sohn. Danny braucht nämlich keinen«, sagte er und trat hinaus in die Eingangshalle.

5
    Im Sommer 1950 war Ludlow in einer alten C-54-Transportmaschine aus dem Zweiten Weltkrieg in Korea gelandet, die so schwer beladen war, dass die Rollbahn unter ihrem Gewicht einbrach. Er gehörte zum 29. Infanterieregiment, zu den Truppen, die in der zweiten Woche des Gemetzels eintrafen, das all die Generäle zu Hause für einen Spaziergang hielten. Die Jungs besaßen keinerlei Erfahrung, doch sie wurden so dringend gebraucht, dass die sechswöchige Grundausbildung in den Staaten gestrichen und in eine zehntägige Intensivausbildung umgewandelt wurde, die nach dem Eintreffen in Pusan stattfinden sollte. Daraus wurde aber nichts. Man gestand ihnen nur drei Tage zu, um die Ausrüstung zusammenzusuchen und sich mit den Waffen vertraut zu machen. Dann hob man auch noch diesen Befehl auf, und es ging auf der Stelle nach Chinju. Sie waren noch keinen ganzen Tag in Korea und schon unterwegs an die Front.
    Er erinnerte sich an jeden einzelnen von ihnen. Alle wussten, wie unvorbereitet sie waren. Ludlow war klar
gewesen, wie wenig ihm sein rückstoßfreies 75-mm-Gewehr gegen die nordkoreanischen T-34-Panzer nützen würde, die bei Osan schon die 24. Division zermalmt hatten. Dicht gedrängt kauerten sie in den Truppentransportern. Jung, verängstigt und völlig ahnungslos, während sie in der entsetzlichen Sommerhitze durch ein Land fuhren, in dem es nach menschlichen Fäkalien stank, weil die Bauern damit düngten.
    Er erinnerte sich an Myriaden von Patronenhülsen auf den Reisfeldern. Wie eine schillernde Heuschreckenplage, die dafür sorgte, dass alles nach Schießpulver stank.
    Er erinnerte sich an die Leichen der Südkoreaner, die wie verkeilte Baumstämme einen Fluss hinabtrieben oder ganze Berghänge bedeckten.
    Das alles raubte ihnen am Anfang fast den Verstand, aber sie lernten schnell dazu, sonst hätten sie nicht überlebt. Korea hatte Ludlow beigebracht zu kämpfen, sich so, wie man sie verstand, an die Regeln zu halten und sich auf sein Wissen und sein Bauchgefühl zu verlassen. Und wenn alles nicht mehr half, weiterzukämpfen mit allem, was er besaß, mit allem, was noch greifbar war.
    Andernfalls überrollte einen die Welt, so wie die Sturmtruppen der Nordkoreaner sie damals überrollt hatten.
    Er saß in Sam Berrys Büro und sagte: »Ich möchte die Kerle vor Gericht bringen und würde gern wissen, wie ich dabei vorgehe.«

    Sam war Rechtsanwalt und seit ihren gemeinsamen Football-Tagen an der Highschool Ludlows bester Freund. Ludlow wusste, dass Sam ein Gleichgesinnter war, denn dessen Hund Buster - ein gro ßer, reinrassiger Irish Setter - hatte Berry einst das Leben gerettet.
    Sam war seit dem elften Lebensjahr passionierter Jäger. Er verstand sein Handwerk und war im Umgang mit Waffen stets ruhig und besonnen. Im Herbst vor acht Jahren war er einmal nur mit Buster an seiner Seite auf Fasanenjagd gegangen, obwohl es eigentlich nicht seine Art war, ohne Partner loszuziehen. Zum ersten Mal überhaupt hatte er seine persönliche Sicherheit vernachlässigt und geriet in einem struppigen Busch ins Stolpern, während er den Finger am Abzug der Schrotflinte hatte.
    Als er an sich hinabblickte, war der Großteil seines rechten Fußes bis oberhalb des Knöchels verschwunden und hing nur noch an einem blutigen Sehnenstrang. Mit der Jacke band Sam sich das Bein ab, aber das Blut quoll weiter aus der Wunde. Während er ganz allein dort draußen lag, spürte er, wie der Schock einsetzte und er in seiner Benommenheit vergaß, in welcher Richtung die Straße lag.
    Er hörte Busters Gebell und sah, wie der Hund ein Stück vorausrannte, stehen blieb, ihn anbellte, weiterrannte, stehen blieb und wieder bellte.
    Sam kam es vor, als ob Buster ihn ermutigen wollte, ihm zu folgen. Also rappelte er sich auf. Zuerst
hüpfte er ihm hinterher, dann benutzte er das Gewehr als Krücke, schließlich kroch er auf dem Bauch durchs Unterholz, bis er sich in einem Durchlass wiederfand und merkte, dass er nicht mehr weiterkriechen und erst recht nicht den vor ihm liegenden Hügel überqueren konnte, auf dem Buster stand. So blieb er einfach in den Rinnsalen eines spärlich dahinplätschernden Baches

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