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Blutrot

Titel: Blutrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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konnte. Deshalb lag er einfach nur da und spürte das seltsam beruhigende Gewicht des aufgeschlagenen Buches auf seinem Bauch. Und genau so wachte er am nächsten Morgen auf, als die ins Schlafzimmer einfallenden Sonnenstrahlen seine Träume zerstäubten wie den Nebel auf der Goldrute.

7
    »Sie sind in Abwartestellung gegangen«, sagte Sam. Der schwere alte Bakelit-Telefonhörer in Ludlows Hand fühlte sich wie ein Gegenstand an, mit dem man etwas zertrümmern konnte. »Sie möchten, dass du ins Sheriffbüro kommst und deine Anzeige unterschreibst. Und sie wollen die Patronenhülse. Ich habe gefragt, ob das bedeutet, dass sie ein Verfahren einleiten wollen, aber sie sagten bloß ›Mal sehen‹ . Was wohl immer noch besser ist als: ›Nie im Leben‹ .«
    »Ich fahre rüber, nachdem ich bei Bill im Laden nach dem Rechten gesehen habe.«
    »Gut. Über die McCormacks habe ich in der Zwischenzeit einiges herausbekommen. Ein Bekannter in der Handelskammer sagte mir, McCormack verkehre neuerdings in besseren Kreisen, aber das habe sich wohl erst vor Kurzem ergeben. Portland Country Club und solche Sachen. Er hat sein Geld auf die gleiche Art gemacht wie sein Vater, mit Lastwagen. Das hat ihn wohl eine Weile davon abgehalten, auf die gesellschaftliche Überholspur zu wechseln. Der
Alte soll ein bösartiger Mistkerl gewesen sein. Hatte ein Strafregister so lang wie dein Arm, meistens wegen Trunkenheit und öffentlicher Ruhestörung. Michael McCormack ist noch nicht aktenkundig.
    Er zockt mit Immobilien. Kauft jede Menge Gold. Hat gut eingeheiratet. Der Mädchenname seiner Frau ist Edith Springer. Ihre Familienwurzeln reichen bis in die Kolonialzeit zurück. Hast du sie gesehen, als du bei ihnen warst?«
    »Nein.«
    »Es heißt, sie sei Alkoholikerin. Eine attraktive zwar, aber nichtsdestotrotz eine Alkoholikerin. Man sieht es ihr wohl nicht an.
    Wie auch immer, die Familie hat Geld und Einfluss, aber eigentlich kommt McCormack aus der Arbeiterklasse. Nur eine Generation liegt zwischen diesen Wurzeln und ihm. Inzwischen betrachtet er sich gern als eine Art Gutsherr. Ihm gehören vierzig Hektar Grund und ein Haus am Meer in der Nähe von Cape Elizabeth, dazu diverse Baumplantagen, und landeinwärts züchtet er Pferde.«
    »Was sind das für Immobiliengeschäfte? Er hat mir gestern praktisch ein Angebot für meinen Laden gemacht.«
    »Ich denke, das ist sein Hobby. Um Geld geht es ihm dabei jedenfalls nicht. Es scheint ihm Spaß zu machen, Grundstücke aufzukaufen und sie in Bauland für Shoppingcenter und große Laden- und Restaurantketten zu verwandeln. In seiner Nachbarschaft
gibt es so etwas natürlich nicht. Er gehört zu einer Investorengruppe in Portland. Sie waren in unserer Gegend schon ziemlich aktiv, sind aber auch im Norden bis nach Bagor gut im Geschäft. Inzwischen meine ich auch zu wissen, wer der dritte Junge ist.«
    »Wie hast du das rausgekriegt?«
    Berry lachte. »Sagt dir der Name Sally Abbot etwas?«
    »Nein.«
    »Nun, wie du weißt, war ich früher ein richtiger Schürzenjäger. Ich meine, bevor ich Sarah kennengelernt habe. Damals hatte ich noch zwei gesunde Beine und am Wochenende verwandelte ich mich in einen Partylöwen. Eine der Damen, die ich damals traf, war besagte Sally. Ausgesprochen klug und hübsch war sie. Wäre ich Sarah nicht begegnet, hätte ich Sally vielleicht sogar geheiratet. Wer weiß? Damals wohnte sie draußen in Old Orchard Beach. Seit etwa zwanzig Jahren unterrichtet sie Mathematik an der Moody-Point-Highschool. Sally kennt die McCormack-Brüder und meint, sie hätten einen Freund namens Pete Daoust, der eher zu den beleibteren Zeitgenossen gehöre. Wahrscheinlich ist er das.«
    »Daoust. Buchstabier das mal.«
    Berry tat, wie ihm geheißen.
    »Und was erzählt sie über die Jungen?«
    »Genau das, was man erwarten würde. Der Älteste, Danny, macht ständig Ärger. Keine schlimmen Sachen, aber sie hätte mit ihm so ihre Probleme gehabt.
Vor einem Jahr hat er seinen Abschluss gemacht, hängt aber trotzdem immer noch viel an der Schule herum. Er hält sich für unwiderstehlich. Sally meinte allerdings, er habe tatsächlich jede Menge Verehrerinnen. Der jüngere Bruder, Harold, hat nie eine ihrer Klassen besucht, aber sie hatte den Eindruck, dass er viel umgänglicher sei als Danny.«
    »Was ist mit Daoust?«
    Sam lachte erneut. »Sally glaubt, dass Pete mit seiner großen Klappe und seinem Spatzenhirn eines Tages für den Gouverneursposten kandidieren wird. Weißt du, Av, ich

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