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Blutrot

Titel: Blutrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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hatte völlig vergessen, wie sehr ich die Frau mal mochte. Ich frage mich, ob sie immer noch tanzen geht.«
    Ludlow legte auf, holte das Telefonbuch aus der Schublade und suchte den Namen Daoust heraus. Es gab nur einen Eintrag unter diesem Namen. Die Adresse lautete Cedar Road. Nicht im Entferntesten so nobel wie Northfield. Aber es lag in der Nähe von Miller’s Bend, was vielleicht erklärte, warum die Jungen an dem Tag zum Fluss hinuntergekommen waren.
    Er fuhr zum Laden und parkte neben Bill Prines Ford. Es waren die beiden einzigen Fahrzeuge auf dem Stellplatz.
    Drinnen packte Bill einen Karton mit 100-Watt-Glühbirnen aus und räumte sie ins Regal ein. Er blickte auf, als an der Tür die Kuhglocke läutete, und lächelte ihm zu.

    »Hey, Av.«
    »Wie geht’s, Bill?«
    Bill setzte seine Arbeit am Regal fort. Ludlow bemerkte, dass die Hände seines Angestellten ganz ruhig waren.
    Abends war Bill Prine ein hartgesottener Trinker. Einige glaubten sogar, er sei Alkoholiker. Tagsüber aber war er der verlässlichste Mensch, dem Ludlow je begegnet war.
    Und er war überzeugt, dass Bill wahrscheinlich auch einer Schlange die Giftzähne abschwatzen konnte.
    Bill hatte vor einigen Jahren lokale Berühmtheit erlangt, als eines Abends ein Mann aus Buxton in Ludlows Laden kam und versuchte Bill auszurauben. Der Mann hatte nicht eine, sondern gleich zwei Waffen bei sich und war sternhagelvoll. Bill war allein im Laden, deshalb befolgte er die Anweisungen des Mannes und schüttete den gesamten Inhalt der Kasse in eine Papiertüte. Dann starrte er auf eine der Waffen und sagte: »Oh Gott, was für ein schöner Revolver. Was ist das für einer? Smith & Wesson?« Der Mann nickte und sagte: »Ja, eine Smith & Wesson.44 Magnum.« Bill fragte, ob er sie ihm abkaufen könne, und nach einigem Gefeilsche einigten sie sich auf einen Preis.
    Bill bezahlte ihn mit seiner persönlichen Barschaft und der Mann legte ihm die Magnum auf den Tresen.
    Dann bewunderte Bill die andere Waffe - einen Colt Detective Special . Für den verständigten sie sich
auf einen etwas niedrigeren Preis. Wieder bezahlte ihn Bill, ging seelenruhig zur Tür und schloss ab, während der Mann noch das Geld der zweiten Transaktion nachzählte. Bill ging zurück hinter den Tresen, nahm die Waffen an sich und rief die Polizei.
    Ludlow und Prine waren sich einig, dass der Mann wahrscheinlich der dümmste Räuber im Bundesstaat Maine, wenn nicht sogar in den gesamten USA war. Der Vorfall ging in die Geschichte von Moody Point ein und wurde zu einer Legende. Bill kam in die Zeitung und mit ihm auch Ludlow’s General Store . Ludlow glaubte, dass ihm die daraus resultierende Popularität noch heute, drei Jahre später, zusätzliche Kundschaft brachte.
    Warum Bill trank, wusste er nicht. Bill hatte es auch nie für nötig befunden, es ihm zu verraten. Aber es beeinträchtigte seine Arbeit nicht. Er hatte immer noch ruhige Hände. Soweit es Ludlow betraf, war die Sache damit erledigt.
    »Ist die Coleman-Bestellung eingetroffen?«
    »Ja, heute morgen. Steht alles hinten. Willst du es durchgehen oder soll ich mich darum kümmern?«
    »Ich muss ein paar Sachen erledigen. Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich gleich wieder verschwinde?«
    »Nein. Ich stehle einfach wieder ein bisschen Kleingeld aus der Kasse, das ist alles.«
    »Tu das. Okay, wir sehen uns später. Vielleicht so gegen drei.«

    »Lass dir Zeit. Ich komm schon zurecht. Soll ich die Coleman-Bestellung nun auspacken oder nicht?«
    »Fang schon mal an, ja.«
    Er stieg wieder in den Wagen und fuhr durch die hügelige Landschaft, vorbei an einem dunklen dichten Zedernwald, hinter dem die Cedar Hill Road begann.
    Die Nummer 118 war ein kleines Haus, das seinem eigenen ähnelte. Abgesehen davon, dass es hier auf beiden Seiten, wenige Schritte entfernt, Nachbarn gab. Alle drei Haushalte schienen gleichermaßen unwillig zu sein, Dinge wegzuwerfen. Bei den Daousts waren es eine Waschmaschine, die vor sich hin rostend an einer Hauswand lehnte, eine Matratze und ein Sprungbock. Nebenan waren es ein Stapel Reifen und ein alter V-8-Motor, der so auf einem Baumstumpf positioniert war, als wäre er darauf gewachsen.
    Unkraut bedeckte die nicht voneinander abgegrenzten Vorgärten wie ein mottenzerfressener Flickenteppich.
    Er erklomm die Holzstufen und klingelte, wartete eine Weile und klopfte schließlich an. Er hörte eine Frauenstimme nach jemandem namens Willie rufen, bei dem es sich offensichtlich um den W. Daoust aus

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