Blutrote Kuesse
Lust dazu gehabt, hätte ich dich aufs Kreuz legen und dir die Kehle aufschlitzen können.«
Ich lächelte. »Du bist ganz schön überheblich. Passiert mir auch manchmal. Wir kommen bestimmt blendend miteinander aus. Warte hier.«
»Kätzchen...«, rief mir Bones nach, der offenbar wusste, wo ich hinwollte.
»Oh, das wird ein Spaß!«
»Was hat sie vor?«, hörte ich Spade fragen.
»Dir zeigen, wo der Hammer hängt. Und um das mal festzuhalten: Hätte ich geglaubt, ich hätte auch nur die geringste Chance, sie aus der Sache rauszuhalten, hätte ich es getan. Diese Frau ist ungeheuer stur.«
»Sturheit reicht nicht zum Überleben. Ich bin überrascht, dass du ihr gestattest...«
Bei meinem Anblick verstummte Spade. Das mochte an dem liegen, was ich in Händen hielt.
»Okay, du bist ein großer böser Vampir, der mir die Kehle aufschlitzen will, ja? Wie du siehst, bin ich bewaffnet... mit Stahl übrigens, ist ja nur zu Demonstrationszwecken. Ich will schließlich nicht, dass du als Kadaver endest... und dir kann es egal sein, denn du bist ja so toll, und ich bin bloß eine Schlagader im Kleid. Schaffst du es, mit dem Mund meinen Hals zu berühren, hast du gewonnen, durchbohre ich aber vorher dein Herz, heißt es eins zu null für mich.«
Spades Blick wanderte zu Bones. »Macht sie Witze?«
Bones ließ die Knöchel knacken und trat zur Seite. »Keineswegs.«
»Das Abendessen wird kalt«, spottete ich. »Komm und hol mich, Blutsauger.«
Spade lachte... täuschte an und stürzte sich dann blitzschnell auf mich. Um ein Haar hätte er mich zu fassen bekommen, doch dann sah er überrascht an sich herunter.
»Da soll mich doch...!«, rief er aus und hielt mitten in der Bewegung inne.
»Ich weiß nicht, was du sagen willst, aber okay.«
In seiner Brust steckten zwei Stahlklingen. Erst starrte er sie nur an, dann riss er sie heraus und wandte sich erstaunt an Bones.
»Ich glaub's nicht.«
»Genau meine Reaktion, Kumpel«, gab Bones trocken zurück. »Im Umgang mit Messern ist sie sehr begabt. Ich hatte echt Glück, dass sie noch keine Übung im Messerwerfen hatte, als wir uns kennengelernt haben, sonst stünde ich jetzt vielleicht nicht hier.«
»Wohl wahr.« Spade schüttelte noch immer den Kopf, als er sich mir zuwandte. »Also schön, Cat. Du hast hinlänglich bewiesen, dass du weitaus gefährlicher bist, als du aussiehst. Ich sehe ein, dass ich dich nicht dazu bewegen kann, dich aus der Sache mit Hennessey herauszuhalten, und Crispin ist offensichtlich von dir überzeugt, ich gebe mich also geschlagen.«
Er verneigte sich sogar, sein langes dunkles Haar streifte bei der eleganten Bewegung den Höhlenboden. Die Geste wirkte so vornehm und kultiviert, dass ich lachen musste.
»Was warst du, bevor du ins Gefängnis gesteckt wurdest, ein Adeliger?«
»Baron Charles DeMortimer. Zu Ihren Diensten.«
Die Straßenlaterne über mir war ausgefallen. In einiger Entfernung fauchte eine Katze einen unbekannten Widersacher an.
Der rotblonde Vampir an der Ecke gegenüber wippte auf den Fußballen, sodass es fast aussah, als hüpfe er auf und ab. Er war offensichtlich aufgekratzt.
Ich nicht. Es war zwei Uhr früh, und die meisten Leute waren im Bett. Was für eine verlockende Vorstellung. Dank des hibbeligen Vampirs, auf den ich zuging, musste es allerdings bei der Vorstellung bleiben.
»Hey, Alter.«
Zuckend näherte ich mich ihm, nervös huschte mein Blick hierhin und dorthin, meine Schultern waren hochgezogen. Mit den frischen Blutergüssen, Kratzern und schmuddeligen Klamotten sah ich aus wie die typische Fixerin. Das war gar nicht schwer zu bewerkstelligen gewesen. Ich hatte einfach kein Blut getrunken, nachdem Bones mich der Glaubwürdigkeit halber vermöbelt hatte.
»Hast du Stoff, Alter?«, fuhr ich fort und rieb mir die Arme, als hätte ich in Gedanken schon die Nadel an der Vene.
Er ließ ein hohes Kichern hören. »Nicht hier, Kleine. Aber ich kann dir was besorgen. Komm mit.«
»Du bist doch kein Bulle, oder?« Scheinbar argwöhnisch wich ich zurück.
Erneutes Gekicher. »Das nicht.«
Hatte wohl Humor, der Gute. Na ja, abwarten, bis er meine Pointe gehört hatte.
»Ich kann nicht warten, bis du jemanden geholt hast, ich habe Schmerzen...«
»Es ist in meinem Wagen«, unterbrach er mich. »Da hinten.«
Fast hopste er die Gasse entlang. Sie mündete in eine noch heruntergekommenere Straße.
»Hier geht's lang«, rief er, und ich folgte ihm langsam, während ich mich immer wieder umsah, um
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