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Blutrote Kuesse

Titel: Blutrote Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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nahm einen kräftigen Schluck Kaffee... und ließ absichtlich ein wenig davon aus dem Mundwinkel rinnen.
    »Ups!«, machte ich, als sei mir das peinlich. »Entschuldige, wenn ich trinke, geht mir manchmal was daneben.«
    Auch gelogen, aber Timmie reichte mir lächelnd eine Serviette und wirkte gleich weniger nervös. Nichts gibt dem eigenen Ego mehr Auftrieb als ein Gegenüber, das noch vertrottelter ist als man selbst.
    »Wenigstens bist du nicht so tollpatschig wie ich. So was passiert bestimmt vielen Leuten.«
    »O ja, wir sind ein richtiger Verein«, witzelte ich. »Die Anonymen Sabberer. Ich bin gerade dabei, Schritt eins zu bewältigen. Zugeben, dass ich dem Sabbern gegenüber machtlos bin.«
    Timmie wollte gerade noch einen Schluck trinken, da fing er auch schon an zu lachen. Was zur Folge hatte, dass ihm der Kaffee aus der Nase kam. Bestürzt riss er die Augen auf.
    »Entschuldige!«, keuchte er, sein Versuch zu sprechen machte aber alles nur noch schlimmer. Noch mehr Kaffee sprudelte hervor und spritzte mir ins Gesicht. Seine Augen waren schreckgeweitet, aber als ich ihn so sah, tröpfelnd wie eine undichte Thermoskanne, musste ich so heftig lachen, dass ich Schluckauf bekam.
    »Das ist ansteckend!«, konnte ich gerade noch herausbringen. »Hat man einmal die Sabberkrankheit, gibt es keine Rettung!«
    Er musste wieder lachen, was seine Lage nicht eben besserte. Ich hickste, Timmie prustete und spuckte, und wäre zufällig jemand in diesem Augenblick durch die noch immer geöffnete Wohnungstür gekommen, hätte er uns bestimmt für geisteskrank gehalten. Am Ende reichte ich ihm die Serviette, die er eigentlich mir gegeben hatte, versuchte, mein Kichern zu unterdrücken, und wusste instinktiv, dass ich einen Freund gefunden hatte.
    Am Montagnachmittag fuhr ich nach dem College zur Höhle. Ein paar Kilometer bevor ich auf die Schotterstraße zum Waldrand einbog, kam ich an einer Corvette vorbei, die mit eingeschaltetem Warnblinklicht am Straßenrand stand.
    Im Wagen saß niemand. Beinahe hätte ich ein selbstzufriedenes Schnauben ausgestoßen. Mein guter alter Chevy tuckerte lässig an einem liegen gebliebenen, sechzigtausend Dollar teuren Sportwagen vorbei. Ätsch!
    Als ich in die Höhle kam, pfiff ich das Liedchen vor mich hin, das Darryl Hannah in Kill Bill berühmt gemacht hatte. Da nahm ich die Veränderung in der Atmosphäre wahr. Die Störung. Etwa fünfzig Meter vor mir lauerte jemand, und wer es auch sein
    mochte, sein Herz schlug nicht. Instinktiv war mir klar, dass es nicht Bones war.
    Ich pfiff weiter vor mich hin, ließ nicht zu, dass mein Herz schneller oder in einem anderen Rhythmus schlug. Ich trug keinerlei Waffen bei mir. Meine Messer und holzummantelten Pflöcke hatte ich in der Wohnung gelassen, und die Ersatzausrüstung lag im Ankleidebereich hinter dem Unbekannten.
    Unbewaffnet war ich klar im Nachteil, aber ich würde keinesfalls umkehren. Bones musste in Gefahr sein, und ich konnte noch nicht einmal seine Gegenwart spüren, das verhieß nichts Gutes. Jemand hatte sein Versteck gefunden. Ich musste weitergehen, unbewaffnet oder nicht.
    So lässig wie möglich schlenderte ich vorwärts, meine Gedanken überschlugen sich. Was konnte ich als Waffe benutzten? Viel gab es da nicht. Ich war in einer Höhle, hier gab es nur Erde und...
    In einem Höhlenabschnitt mit niedriger Decke duckte ich mich, um unbemerkt etwas vom Boden aufheben zu können. Der Unbekannte kam jetzt lautlos auf mich zu. Meine Finger schlössen sich um das, wonach ich mich gebückt hatte, ich bog um die nächste Ecke, und der Eindringling tauchte vor mir auf.
    Er war groß, hatte halblanges, oben abstehendes Haar und stand etwa fünf Meter von mir entfernt. Als er näher kam, lächelte er, vermeintlich überlegen.
    »Du, mein hübscher Rotschopf, musst Cat sein.«
    Mit diesem Namen hatte ich mich Hennessey vorgestellt. De,r Typ war also einer seiner Schläger, und irgendwie hatte er Bones aufgespürt. Ich schickte ein Stoßgebet zum Himmel, hoffentlich war ich nicht zu spät gekommen.
    Kühl erwiderte ich sein Lächeln. »Gefällt dir, was du siehst? Jetzt auch noch?«
    Und damit schleuderte ich ihm die aufgelesenen Steine direkt in die Augen. Und zwar mit aller Kraft. Das würde ihn zwar nicht umbringen, aber hoffentlich eine Weile außer Gefecht setzen. Er riss den Kopf zurück, und ich stürzte mich auf ihn. Ich musste meine Chance nutzen, solange er nichts sehen konnte. Der Aufprall war so heftig, dass er strauchelte

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