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Blutrote Lilien

Blutrote Lilien

Titel: Blutrote Lilien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Weise
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wieder glitt sein Blick zu mir herüber, aber von seinem Gesicht war nichts abzulesen.
    Auf einmal zupfte etwas an meinem Kleid und überrascht sah ich nach unten. Ich sah eine kleine Hand in blutroten Handschuhen, die in einen Arm überging, der in einem tiefschwarzen Wams steckte. Der Arm gehörte zu einem gebückten Männlein, das mir kaum bis zum Kinn reichte, so krumm stand es. Der Rücken zeigte einen Buckel, den auch die aufwendige Kleidung nicht verbergen konnte.
    Als das Männlein das Gesicht hob, erkannte ich, dass die Person viel jünger war, als ich angenommen hatte. Nur wenige Jahre älter als ich. Zwei schöne grüne Augen blitzten mich schalkhaft an.
    »Habt Ihr Euch verirrt, Prinzessin?«
    »Ich bin keine Prinzessin«, entfuhr es mir. Es wunderte mich, dass er das nicht wusste, denn sicherlich kannte man die Prinzen und Prinzessinnen von Geblüt am Hof.
    »Oh, das überlasst nur mir, ich habe einen Blick dafür und Ihr seid so schön, dass Ihr zweifellos eine Prinzessin seid oder es werdet.« Er lächelte und ich musste ebenfalls lächeln.
    »Ihr kennt Euch also aus mit Prinzen, mein Herr. Verratet Ihr mir, wieso?«
    »Oh, gestattet, dass ich mich vorstelle. Mein Name ist Angoulevent.« Er griff nach meiner Hand und küsste sie. »Und Ihr seid?«
    »Charlotte de Montmorency.«
    »Nun, Mademoiselle de Montmorency, die Antwort auf Eure Frage lautet: Man könnte sagen, dass ich selbst ein König bin.«
    Er legte meine Hand auf seine Brust, unter der ich sein Herz schlagen spürte, und mein Blick fiel auf sein Wams, das von einer goldenen Brosche verziert wurde, einer Laute.
    Es gab nur einen im Königreich, der eine solche Brosche trug.
    »Ihr seid der König der Spielleute«, stellte ich erstaunt fest und er lächelte erfreut, weil ich ihn erkannt hatte.
    Vater hatte mir einmal vom König der Spielleute erzählt, dem Roi des ménestrels, und dass dieser Titel nicht leicht zu verdienen sei. Es gehörte mehr dazu als nur das Rezitieren von Gedichten in einem Kostüm. Der König der Spielleute wurde auf ein Jahr gewählt und übernahm die Führung seiner Zunft. Er traf geschäftliche Absprachen und erhielt dafür Geschenke und Geldbeträge. Er vertrat und schützte die Leute, die sich ihm anschlossen, und es war ein einflussreicher Posten.
    »Zu Euren Diensten, Prinzessin.« Er ließ meine Hand los und deutete eine Verbeugung an, die aufgrund seiner Statur nur schlecht gelang.
    Fasziniert fragte ich mich, wie er es geschafft hatte, ganz an die Spitze seiner Zunft zu gelangen. Er musste ein außergewöhnlicher Mensch sein.
    Die Hand in dem blutroten Handschuh legte sich sanft auf meinen Arm und der Blick aus den grünen Augen suchte neugierig meinen.
    »Aber das ist noch nicht die ganze Antwort, meine Schöne. Ich bin zwar mein eigener Herr, aber ich stehe auch in den Diensten eines anderen, man hat so seine Verpflichtungen, nicht wahr. Ich diene dem berühmtesten Prinzen an diesem Hof.« Er nickte gewichtig, aber sein Mund verzog sich zu einem spöttischen Lächeln. »Mein Prinz ist der Schönste, mein Prinz ist der Klügste, müsst Ihr wissen. Er ist beliebt wie kein Zweiter. Das liegt an seiner Nase.«
    »An seiner Nase?«
    »Oh ja, sie ist von königlicher Art.«
    »Ihr wollt mich auf den Arm nehmen.«
    »Aber nein, Mademoiselle, viel lieber in den Arm nehmen, Schönste.« Er lachte und dabei verzog sich sein Mund fast bis zu den Ohren. »Mein Prinz findet bestimmt auch, dass Ihr der Göttin Diana ähnelt, jawohl. Ihr müsst ihn unbedingt treffen, den Prinzen Condé, denn er ist so charmant, wie ich schön bin.«
    Ich wusste nicht, ob ich über seine derben Scherze lachen oder erzürnt sein sollte, aber das Funkeln in seinen Augen verleitete mich dazu, laut zu lachen. »Ich glaube, ich verzichte darauf, mein Herr. Wenn Euer Prinz eine ebenso scharfe Zunge hat wie sein Diener, dann erscheint mir seine Gesellschaft recht anstrengend, meint Ihr nicht?«
    »Anstrengend wird sie nur, wenn man nichts Rechtes zu sagen weiß.«
    »Und Ihr glaubt, dass ich etwas Rechtes zu sagen wüsste?«
    »Aber ja, Mademoiselle. Lasst Euch versichert sein, ich habe viele Gesichter am Hof auftauchen sehen und kaum eines davon war so entzückend wie Eures.«
    »Und daran messt Ihr meinen Verstand, das scheint mir nicht sehr überzeugend.«
    »Mit dieser Äußerung bestätigt sich nur mein Verdacht. Ihr seid reizend, dabei bleibe ich.« Er verschränkte die Arme.
    Den Namen Condé hatte ich schon gehört. Der Prinz, dessen Vater

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