Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutrote Schwestern

Blutrote Schwestern

Titel: Blutrote Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jackson Pearce
Vom Netzwerk:
gut? Wir haben überall nach dir gesucht.«
    »Zeig mir deine Handgelenke«, fordere ich ihn auf. Ich greife nach meinem Beil, Angst umfasst mein Herz.
    »Ähm, wieso?«
    »Zeig sie mir einfach!«, schreie ich.
    Silas zögert und hebt dann beide Hände. Auf seinen Handgelenken ist nichts. Ich nicke und ziehe sein Gesicht dicht zu mir, um ihm in die Augen zu starren. Sie sind graublau, nicht ockerfarben. Ich atme aus. Erleichterung. Er ist nicht verwandelt. Noch nicht.
    »Lett, du machst mir Angst«, sagt Silas vorsichtig. »Was ist los?«
    Ich seufze, und steige rückwärts über die Tür, dann breche ich auf einem der Küchenstühle zusammen und stütze die Arme auf den Tisch. Silas kniet neben mir nieder, legt eine Hand auf meinen Rücken.
    »Lett?«, sagt er ruhig.
    »Du bist es«, sage ich, hebe den Kopf und zwinge mich, einzuatmen. »Du bist es, Silas.«
    »Was bin ich?«, fragt er.
    »Der Welpe. Du bist es. Du bist der, den sie suchen.«
    Silas bewegt sich nicht, nicht mal ein Atmen, kein Blinzeln. Ich schlucke schwer und nicke ihm zu.
    »Unmöglich«, flüstert er. »Ich habe fünf Brüder und drei Schwestern. Ich bin das neunte Kind.«
    »Nein. Ich habe heute mit deinem Vater gesprochen.« Ich schüttele den Kopf und erinnere mich an Pa Reynolds’ traurigen Zustand. »Er dachte, ich wäre deine Mutter, und er sagte merkwürdige Dinge. Er sagte … dein Onkel, Jakob. Er ist gar nicht dein Onkel, sondern der erste Sohn deines Vaters. Er war das uneheliche Kind von ihm und Celia, daher haben sie das Baby zu den Großeltern gegeben. Dort wuchs es auf. Du bist das zehnte Kind und der siebte Bruder.«
    »Dann bin ich … nein, Lett. Du irrst dich.« Seine Stimme zittert, und sein Gesicht ist so grün wie die Magnolienblätter.
    »Silas, hör mir zu«, sage ich sanft. »Du bist es. Du bist letzten Monat 21 geworden. Du bist der siebte Sohn eines siebten Sohnes. Du bist der Welpe.« Ich nehme seine Hand, weil ich nicht weiß, was ich sonst tun soll. Was kann ich sagen, um ihn zu beruhigen?
    Als er spricht, klingt seine Stimme, als käme sie aus weiter Ferne, als redete er gar nicht mit mir: »Sie haben es mir nicht gesagt. Wieso haben sie es mir nicht gesagt?«
    »Ich glaube, sie hatten Angst, dass sie dich damit überfordern könnten. Daher haben sie versucht, dich im jeweils siebten Jahr fortzubringen.«
    »Der Strand. Und dann … oh Gott«, sagt er und schaut mir in mein Auge. Ich sehe, wie er die Narben betrachtet, sein Blick wandert über jede einzelne wie auf einer Spur. »Lett, das bedeutet, es war meinetwegen. Ich war der Grund, weshalb sie nach Ellison kamen. Ich bin der Grund dafür, dass du …«
    »Ja«, flüstere ich. »Du solltest an dem Tag, an dem der Wolf kam, die Stadt verlassen. Solange dein Vater dich in Bewegung hielt, konnten die Fenris dich nicht spüren und zur Strecke bringen. Sie wussten nicht einmal, wie du aussiehst, weil sie dich nie zu Gesicht bekommen hatten. Bis jetzt – an der Bowlingbahn. Die Fenris wussten sofort, wer du bist. Und sie sind lebend entkommen.«
    Silas greift nach meiner anderen Hand, und plötzlich fleht er wie ein kleiner, verängstigter Junge. »Lett, was soll ich nur tun? Wenn ich … wenn ich sie anziehe, locke ich sie zu allen, die ich liebe – zu Rosie, zu dir …« Er schweigt und scheint erleichtert festzustellen, dass der Rest seiner Familie nicht in Gefahr ist. Nicht, wenn sie nicht mit ihm sprechen.
    Ich gleite aus dem Stuhl und setze mich zu ihm auf den Boden. Wie einfach war es mir erschienen, den Welpen als Köder zu benutzen, bevor ich wusste, dass es Silas ist. Es erschien mir so einfach, die Wölfe zu uns zu locken und sie zu töten. Ich muss zugeben, dass ein Teil von mir immer noch so denkt. Ein Teil von mir fragt sich, wie weit Silas auf dem schmalen Grat wandern kann, die Fenris anzulocken, bevor es zu gefährlich für ihn wird. Er war noch nie zuvor der Köder, im Gegensatz zu Rosie und mir …
    Ich seufze. Dein Haar zurückzuwerfen ist nicht das Gleiche, wie deine Seele zu riskieren. »Wir werden eine Lösung finden, Silas. Wo ist meine Schwester?«
    »Ich … oh Gott, wenn ich mich verwandele, werde ich sie wollen. Ich werde sie …« Er lässt den Kopf in meinen Schoß sinken und atmet betont langsam, als hätte er Angst, er könnte jeden Moment hyperventilieren. Ich berühre sein Haar, wie ich es auch bei Rosie tun würde. Was sie beruhigt, wie sie behauptet.
    »Silas, wo ist sie?«, frage ich wieder und hebe seinen

Weitere Kostenlose Bücher