Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutrote Schwestern

Blutrote Schwestern

Titel: Blutrote Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jackson Pearce
Vom Netzwerk:
würde die Jagd dann zu ihrer Passion werden, genau wie bei mir?
    Wahrscheinlich.
    Für einen winzigen Augenblick gestatte ich mir die Vorstellung von mir und Rosie bei der Jagd, ohne Silas. Meine Schwester und ich, Seite an Seite, beide besessen, konzentriert, mitleidslos. Eine Spur von Verlangen schießt durch meinen Körper.
    Ich schüttele den Kopf.
    Konzentrier dich, Scarlett,
herrsche ich mich selbst an, als sich mein Mund mit Schuld füllt und den Geschmack des Zorns übertönt.
Vergiss es. Rosie zu retten hat absolute Priorität. Nicht deine Wut. Nicht Silas. Nicht die Rache am Pfeil-Rudel. Nicht der Welpe. Nur Rosie.
    Wir gehen die Treppen nach unten und versuchen voreinander zu verbergen, dass unsere Hände vor Angst und Nervosität zittern. Ich werfe die Tür auf und hoffe, dass ich zuversichtlicher aussehe, als ich mich fühle. Dann treten wir in die Nacht hinaus.

[home]
Kapitel 30
    Rosie
    I ch sehe sie nicht, aber ich spüre, wie sie hinter mir herschleichen, wie sie näher kommen. Meine Lungen sind voller Rauch, das Adrenalin treibt mich vorwärts. Dann entdecke ich erste Zeichen von menschlichem Leben: Obdachlose und die üblichen tiefergelegten Wagen, die die Straße entlangfahren. Können sie das Heulen denn nicht hören? Wissen sie nicht, dass sie in Gefahr sind?
    Ich kann nicht mehr weiterlaufen, spüre, wie die Blasen auf meinen Beinen platzen und die rohe Haut darunter brennt, als der Wind darüberstreicht. Der untere Teil meines Mantels ist abgesengt und bedeckt kaum noch meinen Rücken, mein Mund ist trocken und fleht um Wasser. Ich kann ihnen nicht davonlaufen, aber vielleicht verlieren sie ja meine Witterung. Ich kämpfe mich durch so viele Pfützen wie möglich, als ich durch Gassen und über Parkplätze laufe, um den Weg abzukürzen. Dennoch, es geht nicht anders: Ich muss bald stehen bleiben. Das Heulen der Wölfe wird leiser, aber es ist schwer zu sagen, ob sie weit entfernt sind oder ob die metallenen Wolkenkratzer zwischen uns ihre Schreie dämpfen. In der Entfernung kann ich die Kuppel sehen, die auf unserem Apartment thront.
    Dorthin gehen? Jetzt? Aber wohin sonst?
    Ich sehe eines der zugenagelten Gebäude vor mir und weiß, dass die Brache, auf der Silas und ich uns zuerst geküsst haben, gleich dahinter liegt. Dann krieche ich unter einem verrotteten Zaun durch, ignoriere das Schild mit der Aufschrift »Kein Durchgang« und kürze über den ehemaligen Innenhof des Apartments, über einen zerbröckelnden Springbrunnen hinweg und zwischen toten Hängepflanzen hindurch den Weg ab. Ja, endlich. Meine Beine werden langsamer, auch wenn mein Verstand mich weiter antreibt. Ich weiß, dass ich unter dem Zaun durchschlüpfen, die Straße überqueren und zurück ins Apartment gehen kann, und irgendetwas daran beruhigt mich. Ich kann langsamer werden.
    Atme. Du bist in Sicherheit.
Ich schleiche keuchend durch die verrosteten Wagen und ignoriere das wütende Gebell der Straßenhunde in der Nähe.
    Und dann höre ich sie.

[home]
Kapitel 31
    Scarlett
    I ch würde ein einzelnes Geräusch von den Lippen meiner Schwester unter tausend anderen wiedererkennen. Deswegen weiß ich, als wir die Apartmenttür öffnen, dass dieses kaum hörbare, winzige Wimmern, das der Wind an unsere Ohren trägt, ihr gehört. Ich winke Silas, und wir eilen zum Rand des verlassenen Platzes, als würde der Geist meiner Schwester uns zu ihr ziehen. Wir spähen durch die Gräser und den Maschendrahtzaun.
    Rosie kehrt uns den Rücken zu, die Überreste ihres verkohlten Mantels flattern im Wind. Normalerweise sind ihre Beine weich und blass, doch jetzt sind sie von Brandblasen bedeckt. Um ihren Kopf ist eine Bandage gewickelt, in deren Knoten sich ihr langes Haar verfangen hat und die ein Auge bedeckt.
    Meine Schwester sieht aus wie ich.
    Ein Geräusch entweicht meiner Kehle, irgendetwas zwischen Flehen und Freudenschrei: Rosie ist noch am Leben! Stolz schwillt zwischen der Angst, als mir klar wird, dass sie allein entkommen sein muss. Aber nun rücken ihr die Wölfe auf den Leib und drängen sie an den Zaun, hinter dem Silas und ich kauern. Ihre Hände zittern nicht, wie sie es üblicherweise tun, wenn sie nervös ist, und ich kann spüren, wie sie langsam atmet, in dem Versuch, sich zu konzentrieren.
    Gut gemacht, Rosie.
    Wieso hatte ich weniger erwartet? Sie ist eine Jägerin.
    Der Alpha macht einen Schritt auf meine Schwester zu, seine Augen sind von kräftigem Ocker und glimmen wie abgedunkelte Flammen. Die anderen

Weitere Kostenlose Bücher