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Blutrote Sehnsucht

Blutrote Sehnsucht

Titel: Blutrote Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Squires
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vielleicht merken.«
    Ann holte tief Atem, um ihrer Stimme einen festen Klang zu geben. »Sie werden dieses Haus verlassen, Sir.«
    Er legte einen Finger an seine Nase und den Kopf zur Seite. »Lord Brockweir hat mich eingeladen. Und er ist anscheinend nicht in der Verfassung, mich zum Gehen aufzufordern. Deshalb werde ich bleiben, Cousine. Und über die kleine Küchenschlampe würde ich mir nicht den Kopf zerbrechen. Es sei denn, Sie wollten ihren Platz einnehmen?«
    Ann war so schockiert, dass ihr kaum noch eine Erwiderung einfiel. »Ich ... ich werde Sie von den Dienstboten ...«
    »Und ich werde die ganze Bagage wegen tätlichen Angriffs ins Gefängnis bringen.« Er trat einen Schritt vor und beugte sich zu ihr herab. Sein schlechter Atem verursachte ihr Übelkeit. »Und denken Sie erst gar nicht an den Friedensrichter. Wer würde Ihnen auch nur ein Wort glauben? Sie sind eine Irre. Das sagt hier jeder.«
    Ganz plötzlich glitt die Maske wieder an ihren Platz zurück. Seine Schultern entspannten sich, er zwinkerte Ann zu und lächelte sie an. »So, dann gehe ich jetzt. Aber zum Abendessen bin ich wieder da.« Damit wandte er sich ab und hüpfte, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hinunter.
    Ann starrte ihm zitternd nach. Es war schlimm, viel schlimmer noch, als sie erwartet hatte. Und das Allerschlimmste war, dass er recht hatte. Sie würde Alice fortschicken müssen. Anns Blick glitt den Gang hinunter zu dem Zimmer ihres Onkels. Ihre einzige andere Möglichkeit war, ihren Onkel dazu zu bringen, Van Helsing vor die Tür zu setzen. Langsam ging sie auf sein Zimmer zu. Als sie eintrat und ihn dort liegen sah, geriet ihr Entschluss jedoch ins Wanken. Er sah außerordentlich grau aus im Gesicht. Nur seine Augen zeigten noch Anzeichen von Leben.
    Ann nahm sich zusammen und lächelte ihn an. »Du hast uns einen ganz schönen Schrecken eingejagt, mein Lieber.«
    Er lächelte angestrengt. »Ach was. Ich werde im Handumdrehen wieder auf den Beinen sein.« Ann bezweifelte das. Seine Stimme war nur noch ein kehliger Hauch ihrer selbst. Sein Gesicht sah richtig eingefallen aus.
    »Welcher Teufel hat dich geritten, mir gestern Abend nachzufahren?«, fragte sie ihn zärtlich.
    »Sie waren hier, um dich zu suchen, als Molly verschwunden war.«
    Natürlich waren sie zuerst zu ihr gekommen. Die Dorfbewohner gaben ihr die Schuld an jedem Unglück, von Missernten bis hin zu tot geborenen Kälbern.
    »Du warst nicht in deinem Zimmer. Ich hatte Angst ...« Er brach ab und zog die Brauen zusammen. Selbst das schien anstrengend für ihn zu sein. »Ich weiß, dass du gern bei Nacht herumstreifst, doch von jetzt an musst du im Haus bleiben. Du hast ja nun selbst gesehen, wie gefährlich es da draußen ist.«
    Ha! Wenn er wüsste, wie gefährlich es im Haus geworden war! »Natürlich«, beruhigte sie ihn jedoch.
    »Ich werde dich abends von Jennings im Kinderzimmer einschließen lassen. Das ist für alle das Beste.« Er hob mühsam eine Hand, um ihren Einspruch abzuwehren. »Nein, Ann, das ist wirklich nicht zu viel verlangt.«
    Das war es, aber in seinem gegenwärtigen Zustand konnte sie ihm nicht widersprechen oder ihn beunruhigen. Und deshalb konnte sie auch nicht mit ihm über Erich reden. Sie musste allein mit ihm fertig werden.
    »Sie werden sich alle besser fühlen ... und dich in Ruhe lassen«, murmelte ihr Onkel. Er entglitt ihr wieder, das konnte sie an seinen Augen sehen. »Lass Erich sich um dich kümmern, da ich nicht dazu in der Lage bin.«
    »Ja, Onkel.«
    »Netter Junge ...« Und schon sank er wieder in einen unruhigen Schlaf.
    Ann stellte Alice’ Tante, Mrs. Creevy, ein, um Onkel Thaddeus im Auge zu behalten, wenn sie selbst nicht bei ihm sein konnte. Die Frau brauchte das Geld, deshalb nahm sie die Stelle an, obwohl sie das Zeichen gegen den bösen Blick machte, als sie ihren ersten Lohn, im Voraus natürlich, von Ann entgegennahm.
    Dann ging Ann in die Küche hinunter, um mit Alice zu sprechen. Sie konnte nicht zulassen, dass eine von ihr abhängige junge Frau in diesem Haus missbraucht wurde. Sie sicherte sich Mrs. Simpsons Unterstützung, und gemeinsam erwarteten sie Alice in der Küche. Kurz darauf kam die junge Frau mit einem Korb frisch gelegter Eier herein.
    »Miss van Helsing möchte mir dir sprechen, Alice«, sagte Mrs. Simpson.
    »Was? Ich hab nichts getan, ich schwör’s.« Das Mädchen riss erschrocken die vom Weinen geschwollenen Augen auf.
    Ann lächelte. »Natürlich hast du dir nichts

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