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Blutrote Sehnsucht

Blutrote Sehnsucht

Titel: Blutrote Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Squires
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alle aufspüren zu wollen.«
    »Ich hatte mich freiwillig gemeldet ...«
    »Wie konnten wir uns nach all dem noch auf dich verlassen?« Rubius spie ihm die Worte förmlich ins Gesicht.
    »Ich weiß, dass ihr das nicht konntet.« Das war der schlimmste Schmerz, dass ihm nicht einmal erlaubt worden war, seine Fehler wiedergutzumachen.
    Ein ausgedehntes Schweigen entstand. Rubius wippte auf seinen Absätzen. »So. Und jetzt willst du Zuflucht im Gelübde suchen.«
    »Du wirst sehen, dass ich ein demütiger und eifriger Postulant sein werde.« Stephan hielt den Blick auf den Teppich zu Rubius’ Füßen gerichtet.
    »Werde ich das?«, entgegnete Rubius versonnen.
    »Ich schwöre es«, sagte Stephan, außerstande, das Gefühl aus seiner Stimme fernzuhalten.
    »Das hat seinen Preis«, flüsterte Rubius mit einem abschätzenden und ... triumphierenden Glitzern in den Augen. Dieser Blick machte Stephan Angst. Von was für einem Preis sprach er?
    Aber das spielte keine Rolle. »Wie ... wie kann ich dir dienen, Ältester?«
    Brüsk wandte Rubius sich ab und ließ sich in einem ledernen Ohrensessel neben dem Kamin nieder. Dann zeigte er auf den zweiten Sessel, der ihm gegenüberstand. Stephan setzte sich. Rubius starrte in das Feuer, dessen flackerndes Licht sein rotbackiges Gesicht erhellte. »Ich habe eine Aufgabe für dich, Junge«, erklärte er schließlich.
    »Du brauchst mir nur zu sagen, was.« Ja! Er würde sich beweisen. Die alten Augen schienen ihn geradezu zu durchbohren.
    »Du wirst ein Instrument der Gerechtigkeit werden, so wie du eine treibende Kraft für das Chaos gewesen bist. Du wirst in Ordnung bringen, was durch deine Vergehen auf die Welt losgelassen wurde. Mit dieser Wiedergutmachung wirst du dir das Recht verdienen, auf Seelenruhe hinzuarbeiten. Man wird dir Zuflucht auf Mirso gewähren.«
    Stephan atmete erleichtert auf. »Ja. Lass es mich in Ordnung bringen.«
    »Aber dazu musst du ausgebildet werden.«
    Stephan straffte sich in seinem Sessel, dann ließ er sich auf ein Knie vor Rubius nieder und senkte demütig den Kopf. »Ich werde ein eifriger Schüler sein, Ältester.«
    Rubius legte eine Hand auf Stephans gesenkten Kopf. »Du gibst dieses Versprechen, ohne nachzudenken, doch es wird kein leichter Weg sein. Trotzdem ist das Versprechen gegeben, und ich werde dich daran erinnern.«
    Hoffnung erwachte in Stephans Brust. »Du wirst meinen Gehorsam nicht erzwingen müssen.«
    »Dann lass mich dir deine Lehrerinnen vorstellen.« Eine Tür öffnete sich knarrend.
    Stephan hob den Kopf. Drei schöne Frauen kamen herein. Eine war ganz in Rot gekleidet, eine andere in Schwarz und die dritte in makelloses Weiß. Sie trugen schlichte Gewänder römischen Stils, die jedoch keine ehrbare Römerin anzuziehen gewagt hätte. Kurtisanen vielleicht, in der Abgeschiedenheit eines versteckt liegenden Freudenhauses, aber keine der angesehenen Bürgerinnen Roms. Dem weichen Fall dieser ärmellosen, tief ausgeschnittenen Gewänder nach zu urteilen, mussten sie aus Seide sein, und an der Taille wurden sie von goldenen Filigranbroschen zusammengehalten. Die Frauen hatten alle langes schwarzes Haar, das ihnen offen bis zur Taille fiel, und nur das Haar der molligsten der drei war leicht gewellt statt glatt wie das der anderen beiden. Ihre Haut war weiß wie die von allen, die niemals in die Sonne gingen, ihre Augen waren dunkle Seen aus ... was? Stephan sah in ihnen Verlangen, Entschlossenheit und ... Gier?
    »Meine Töchter, Sincai«, stellte Rubius sie mit einer Handbewegung vor.
    Stephan konnte seine Überraschung nicht verbergen.
    »Dachtest du, ich sei steril? Ich bin der Vater von vielen von euch, auch wenn es lange, lange her ist.«
    Stephan unterdrückte ein Erschaudern. Wozu wurde man nach so unendlich vielen Lebensjahren?
    »Wie nennt ihr euch heutzutage, meine Lieben?«, fragte Rubius die Frauen, um sich dann vertraulich Stephan zuzuwenden. »Frauen verändern sich beständig und wechseln ihre Namen wie die Kleider.«
    »Deirdre«, sagte eine. Sie war größer als die anderen und hatte ein längliches Gesicht und einen schlanken Körper, kleine Brüste und muskulöse Arme.
    »Freya«, sagte die zweite, eine zierlichere und anmutigere Version der ersten.
    »Estancia«, stellte sich die dritte und kleinste vor. Sie war üppig wie eine reife Frucht, aber ihre Augen waren wie die eines Vogels – scharf und mitleidlos.
    »Das ist Stephan Sincai. Er wird euer nächster Schüler sein.« Rubius wandte sich an Stephan.

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