Blutrote Sehnsucht
Bow Street Runners ohne Beweise handelten – was nicht vorauszusagen war –, könnte es unangenehm werden.
Er spürte, dass die Sonne unterging. Um bei Kräften zu bleiben, brauchte er jetzt unbedingt noch einmal Blut. Er würde Pillinger einen Besuch abstatten. Der junge Grundstücksmakler konnte den Verlust von mehr als einem halben Liter oder so verkraften. Und dann rief ihn auch schon Maitlands Abbey.
Es bestand wirklich kein Grund, hier zu sein. Der Märzwind schüttelte die knospenden Äste über ihm, und die Lichter der Südseite von Maitlands Abbey blinzelten ihm über die ausgedehnten Rasenflächen zu, die stellenweise schon ein bisschen ungepflegt aussahen. Anscheinend konnte die Familie auch keine Gärtner bekommen. Die Bibliothek war hell erleuchtet. Ein warmer Lichtschein vom hinteren Teil des Hauses zeigte, dass im Küchentrakt noch gearbeitet wurde. Und aus einem Fenster im dritten Stock fiel ein schwaches Licht ins Dunkel. Vielleicht war Miss van Helsing ja aus dem Koma erwacht und schlief nur in ihrem schmalen Bett mit einer Kerze auf dem Nachttisch?
Warum hatte er Mrs. Simpson eingeredet, sich nachts nicht mehr zu ihr zu setzen? Egal. Er hatte unüberlegt gehandelt und musste nun die Folgen tragen. Stephan konnte spüren, wie es ihn zu der anderen Seite des Rasens hinüberzog. Sie zog ihn zu sich.
Der Harrier , der unerbittliche Vollstrecker des Willens der Ältesten, war standhaft. Nichts würde ihn von seiner Absicht abbringen. Aber in der Zwischenzeit würde er auch der Verpflichtung nachkommen, über sie zu wachen, die er unbedachterweise eingegangen war. So war er nun einmal. Er rief die Macht in sich auf, wurde von dem kurzen Schmerz übermannt und kam blinzelnd in der Dunkelheit von Miss Anns Ankleidezimmer wieder zu sich.
Vorsichtig blickte er in ihr Zimmer und erlebte einen Schock. Sie lag blass und still in ihrem Kinderbett, doch über ihr hing ein Schatten. Es war Van Helsing. Stephan zog sich in die Dunkelheit zurück. Van Helsing richtete sich auf und sah sich um. Furcht erwachte in seinem Blick. Er schien Stephans Schwingungen zu spüren, wenn auch nur am Rand seines Bewusstseins. Nun, das ließ sich ändern. Stephan rief seinen Gefährten, und das Zimmer wurde in roten Dunst getaucht. »Du spürst nichts«, murmelte er und ließ seinen Gefährten wieder durch seine Adern hinuntergleiten. Van Helsing schüttelte den Kopf. Seine Aufmerksamkeit wandte sich wieder der fragilen, reglosen Gestalt des Mädchens zu, und er bückte sich und hob ihre Steppdecke an einer Ecke an.
»Oh, oh ...«, flüsterte er. »Was haben wir denn hier?« Mit einem Ruck schlug er die ganze Steppdecke zurück.
Die Frauen hatten Ann ein frisches Nachthemd angezogen. Das abgetragene, aber feine Leinen, das ihren Körper bedeckte, war dünn wie Spinnweben. Stephan konnte die Umrisse ihrer Brüste und die Schatten ihrer zarten kleinen Spitzen sehen. Van Helsing legte eine Hand um ihre rechte Brust und ließ seinen Daumen um die Spitze kreisen. Seine weichen, plumpen Hände durch den dünnen Stoff hindurch Miss Anns Haut streicheln zu sehen, jagte Stephan vor Abscheu einen Schauder über den Rücken. Aber er verschloss sich vor diesen Gefühlen. Es durfte für ihn keine Emotionen geben. Schwächere Geister zu beherrschen, riskierte er nur, um sich selbst zu schützen. Und das hier war nicht seine Sache.
Van Helsings Hand glitt zu Anns Hals, streichelte ihr Kinn und befingerte ihre Lippen. »Wach auf, meine süße kleine Irre ...«, raunte er. »Willst du mir nicht einen Kuss geben?« Sie regte sich nicht, ihre dichten Wimpern zuckten nicht einmal.
Van Helsing stieß enttäuscht die Luft aus. »Du wirst deine ehelichen Pflichten schon noch früh genug erfüllen, wenn du aufwachst.« Natürlich erhielt er keine Antwort. Aber er lächelte und richtete sich auf. Stephan hasste dieses Lächeln. »Du wirst deine Beine spreizen und deine Hinterbacken auch, meine kleine Irre. Ich wette, deine Rosette ist glatt und eng. Ich werde deinen Hinterausgang mit deinem Blut oder meinem Samen schmieren müssen.« Das Lächeln wurde zu einem Grinsen. Stephan konnte sehen, dass der Mann eine Erektion bekommen hatte. »Mit jedem Tropfen, der noch in mir ist, nachdem du mir einen geblasen hast«, sagte er roh und bückte sich, als wollte er den Saum ihres Nachthemds anheben.
Die elektrisierende Macht, die Van Helsing packte, ließ ihm den Atem stocken. Sein Gesicht verlor jeglichen Ausdruck. Stephan, der ihn aus der Dunkelheit
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