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Blutrote Sehnsucht

Blutrote Sehnsucht

Titel: Blutrote Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Squires
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schlafen.«
    Stephan zog den Sessel an das Bett heran und setzte sich. Er würde noch ein bisschen länger bleiben. Und morgen Nacht würde er wieder herkommen. Es war nicht so, dass er sich in etwas verstrickte. Das könnte zu Gefühlen führen. Nein, es war einfach nur eine Beschäftigung für ihn, solange er auf Kilkenny wartete.

9. Kapitel
    D as Geschrei auf dem Hof der Taverne weckte Stephan. Verblüfft schlug er die Augen auf. Es war kurz vor Sonnenuntergang. Nachdem er bei Tagesanbruch zweimal Blut zu sich genommen hatte, fühlte er sich heute schon bedeutend kräftiger. Die füllige Witwe und das junge Mädchen waren beide mit sinnlichen Träumen belohnt worden, um die dunkle Erinnerung zu ersetzen.
    »Mord!«, brüllte ein Mann. »Morde sind begangen worden!«
    »Was? Was sagst du da?«, antwortete ein Chor erregter Stimmen.
    »Es war ... schrecklich«, stammelte jemand anders, der sich noch sehr jung anhörte.
    Stephan verließ das Bett und trat ans Fenster. Sie hatten offenbar das Gemetzel entdeckt, das er in dem Jagdhaus hinterlassen hatte. Er öffnete die Vorhänge einen Spalt und drückte gerade genug die Fensterläden auf, um die Szene unten auf dem Hof beobachten zu können. Pferdeknechte und Wirtshausgäste scharten sich um einen Jungen von etwa sechzehn Jahren. Ein älterer Mann mit grauem Haar und rotem Gesicht stieg von einem Karren, der von einem stämmigen Pferd gezogen wurde.
    »Van Helsing hatte unseren Dick hier mit Vorräten nach Bucklands Lodge geschickt.«
    Unglücklicherweise war es ein Junge gewesen, der auf diese grauenhafte Szene gestoßen war. Der arme Kerl war kreidebleich, und Stephan wusste, dass er für den Rest seines Lebens von den schrecklichen Bildern, die er gesehen hatte, verfolgt werden würde.
    »Was ist los, Junge? Was hast du gefunden? Mordopfer, sagst du?« Die Menge, die ihn umringte, wurde größer.
    »Blut«, murmelte der Junge mit großen Augen. »Köpfe ... Gliedmaßen ... überall ...« Seine Stimme, die immer schriller geworden war, brach ab; schluchzend barg er das Gesicht in den Händen. Der ältere Mann legte den Arm um die zitternden dünnen Schultern.
    »Beruhig dich, Dick, es tut nicht gut, darüber nachzudenken.« Auch er klang alles andere als ruhig.
    »Hast du es auch gesehen, Will?«, wollte der Besitzer des Gasthofs streng wissen, als er auf den Hof hinaustrat und sich die Hände an seiner Schürze abwischte. »Oder hat der Junge gestern einen über den Durst getrunken und sich das alles nur eingebildet?«
    »Oh, nein, es stimmt schon, was er sagt«, erwiderte Will düster. »Dick hat mich gleich geholt. Einem Mann sind sämtliche Körperteile abgerissen worden ... mehreren Männern, sollte ich wohl besser sagen.«
    In der Menge wurde es still.
    »Was könnte das sein?«, fragte der Wirt bestürzt. »Das einem Menschen die Glieder ausreißt, meine ich?«
    »Ein Tier ...«, sagte Will in die Stille. Aber er klang nicht so, als glaubte er daran.
    »Wer waren die Toten in der Jagdhütte?«, wollte ein großer Mann in Arbeitskleidung wissen.
    Will schüttelte den Kopf. »Vielleicht könnte das auf Maitlands jemand wissen.«
    Stephan verzog das Gesicht. Auf Maitlands mochte man wissen, für wen sich die Männer ausgegeben hatten, aber nicht, wer und was sie wirklich gewesen waren.
    Der Wirtshausbesitzer bahnte sich mit den Ellbogen einen Weg durch die Menge. »Will, bring Dick zum Richter! Sag ihm von mir, dass ich einen Trupp zusammenstelle, um dort hinunterzugehen. Er wird die Bow Street Runners holen lassen, schätze ich mal.«
    »Bow Street Runners jagen keine Tiere, Mr. Watkins«, warf ein Mann, den Stephan als Jemmy erkannte, bedauernd ein.
    Watkins, der Wirt, machte ein grimmiges Gesicht. »Sollte sich herausstellen, dass es Tiere waren, bedanken wir uns nett und lassen sie nach London zurückkehren.«
    Damit, dass sie aus London Hilfe kommen lassen würden, hatte Stephan nicht gerechnet. Aber natürlich lag ein Verbrechen wie dieses weit außerhalb der begrenzten Erfahrung einer kleinen Stadt wie dieser. Zwei Tage würde es dauern, bis die Ermittler kamen, falls sie unverzüglich aufbrachen. Einen Tag würde der Bote brauchen, um London zu erreichen, und einen weiteren für den Weg zurück. Die Bow Street Runners würden auf jeden Fall noch vor Kilkenny hier eintreffen. Es gab keine Beweise, die Stephan mit den Morden in Verbindung brachten, und die zu erwartenden Befragungen würden lästig sein, mehr nicht. Doch er war ein Außenseiter, und wenn

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