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Blutrotes Wasser

Blutrotes Wasser

Titel: Blutrotes Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Torsten Krueger
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Augen. Dann seufzte er und hob einen Packen Papiere hoch. »Der Einsatzplan für morgen«, sagte er und verteilte die Blätter. Dann legte er los: »Morgen ist der 20. August, Stephanstag. Ihr wisst alle, was das für uns bedeutet.«
    »Großes Chaos«, witzelte einer. »Mehr, als meine drei Kinder veranstalten, wenn man sie auf die Küche loslässt.«
    »Genau«, nickte Frenyczek. »Und ich fürchte, dieses Mal wird das Chaos noch größer werden. Ich rede hier von einem möglichen Anschlag terroristischer, wahrscheinlich rechtsextremer Natur.«
    Die meisten der zehn Männer murrten betroffen. »Und wie ›möglich‹ soll das sein?«, fragte einer.
    Frenyczek zuckte mit den Achseln. »Ich weiß es nicht. Ich hoffe sehr, dass sich alles nur als Einbildung heraus­stellt; glaubt mir, mit dem Gelächter vom Chef könnte ich gut leben.«
    »Der Chef weiß nichts von diesem Papier hier, nehme ich an?«
    »Richtig«, nickte der Hauptkommissar. »Er weiß nichts und will auch von nichts wissen. Wir sind auf uns allein gestellt. Noch Fragen?«
    Niemand machte einen Mucks. Frenyczek gönnte sich ein Lächeln – das waren eben seine Leute. »Also«, sagte er. »Wir haben morgen mindestens drei Ziele, auf die wir uns konzentrieren: erstens das Gellért-Bad, wo wir einen Giftanschlag vermuten, und zwar über das Höhlensystem. Die Zugänge sind hier markiert.« Frenyczek deutete auf den Stadtplan Budapests, der auf einer großen Tafel aufgespannt war. »Zweitens der Johannesberg. Dort gab es eine Explosion, allerdings wissen wir nicht, wo die Gruppe zuschlagen wird.«
    »Soll da nicht dieses Jahr das Brotfestival stattfinden?«, warf ein Beamter ein. »Das wäre doch ein lohnendes Ziel.«
    »Guter Mann«, meinte Frenyczek. »Die Idee ist mir noch nicht gekommen. Dritter möglicher Ort: das Parlament.«
    Wieder ging ein Raunen durch die Menge. Der Kommissar ignorierte es. »Ich will, dass wir uns morgen folgendermaßen verteilen …«
    »Sollten wir«, unterbrach ihn einer seiner Leute, »nicht schon heute Nacht die Höhleneingänge observieren? Ich meine, wenn ich so eine Schweinerei vorhätte, würde ich nicht im Sonnenlicht herumspazieren.«
    Frenyczek nickte. »Guter Punkt.« Zögernd starrte er auf den Stadtplan. Musterte die Zugänge ins Höhlensystem der Molnár János. Verflucht, sie waren einfach zu wenige! Zähneknirschend wog der Kommissar ab. Er konnte sich keine übermüdeten Männer am Stephanstag leisten. Aber es blieb ein Risiko. Entweder – oder. Endlich schüttelte Frenyczek den Kopf. »Nein«, sagte er. »Zu wenig Ressourcen. Wir müssen morgen topfit sein und können uns nicht die ganze Nacht um die Ohren schlagen.«
    Er schwieg und lauschte auf seinen Bauch. Der rumorte nicht schlecht. Vielleicht, dachte er, mache ich einen Fehler.
    10.00 Uhr, Burgberg, Tunnelanalage
    »Einsatzbesprechung!«, rief Janosch und rüttelte ihn.
    »Jaja, ich komme sofort«, murmelte Lázlo und rieb sich die Augen. Er wollte schlafen. Wann hatte er das letzte Mal acht Stunden geschlafen oder wenigstens sechs? Denn auch in dieser Nacht hatte er keine Ruhe gefunden. Hollós Verrat hatte sich über sein Fühlen und Denken gelegt wie ein Ölteppich aufs Meer: schwarz, klebrig und alles Leben erstickend. O ja, sie hatten miteinander geredet. Der Rabe hatte mit seinem großartigen Plan geprahlt und Lázlo hatte mitgespielt. Begeisterung vorgetäuscht und Bewunderung. Er hatte es sogar über sich gebracht, neue Fragen nach seinem Vater zu stellen, und den eloquenten Lügen mit bewundernden Augen zu lauschen. Lázlo hatte die Nacht im Tunnelsystem verbracht wie die anderen der inneren Gruppe. Auch heute würden sie hier schlafen – bis zum 20. August ließ Holló sie nicht mehr von der Leine. Aber Lázlo würde schon einen Weg finden um … ja, um was zu tun?
    Er wusste es nicht. Erst musste er mehr Informationen sammeln. Müde rieb er sich die Augen, stieg aus dem Bett und schlüpfte in seine Sneakers.
    10.05 Uhr, Gellértberg, Eingang zur Molnár János
    »Also, heutige Einsatzbesprechung«, sagte Sándor Palotás zu den drei Tauchern. »Wir werden noch einmal die Tunnel beim Zugang zum Gellért-Bad absuchen.«
    Genervtes Stöhnen klang ihm entgegen.
    »Ich weiß«, sagte er, »wir haben das schon oft genug gemacht. Aber der Bulle hat mir vorhin so viel Feuer an den Hintern gelegt, dass meine Arschbacken schon jetzt gegrillt sind.«
    Ein einsames Lachen.
    »Dieser Polizist meint, dass es zu einem Anschlag kommen wird«, fuhr Sándor

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