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Blutrotes Wasser

Blutrotes Wasser

Titel: Blutrotes Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Torsten Krueger
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fort. »Und zwar morgen.«
    »Am Stephanstag?«, rief einer der Taucher.
    Sándor nickte.
    Lena stand dabei und wusste, dass sie nicht würde helfen können. Schon beim Anblick der Tauchgeräte in Palotás’ Zentrum hatte eine Faust mitten in ihren Brustkorb gegriffen und ihr Herz zusammengequetscht. Sie trat von einem Fuß auf den anderen. Da sie so früh ins Bett gegangen war, frühstückte sie schon um acht Uhr morgens, hatte vergeblich versucht Lázlo auf seinem Handy zu erreichen und war schließlich, weil ihr nichts Besseres einfiel, hierhergekommen zur Molnár János. Sie hörte noch eine Weile zu, bis sich die drei Taucher bereit machten und Sándor sich zu ihr stellte. »Willst du es heute … noch mal probieren?«, fragte er leise.
    Lena schüttelte den Kopf. »Vielleicht später«, sagte sie vage.
    »Na dann«, Sándor drehte sich schon von ihr weg. »Viel Spaß in Budapest. Sag mir Bescheid, wenn du was brauchst.«
    »Ach ja, da gibt es noch was.«
    »Was denn?«
    »Die Nummer von Frenyczek, diesem Kommissar.«
    »Wozu denn?«
    »Ich … äh, soll ihn anrufen, hat mein Vater gesagt. Ihm erklären, warum Papa zwei Tage weg ist.«
    »Und warum macht dein Herr Vater das nicht selbst?« Sándors Stimme klang irgendwie misstrauisch.
    Lena versuchte tapfer zu lächeln. »Der löscht gerade Feuer im Naturhistorischen Museum. Da hat er keinen Kopf für nörgelige Polizisten.«
    »Na gut. Komm mit, die Visitenkarte von dem Typ liegt irgendwo in meinem Büro …«
    10.17 Uhr, Burgberg, Tunnelanlage
    »Zwei Teams«, erklärte Janosch. »Die Taucher starten heute Nacht um 2.00 Uhr. Wie lange werdet ihr brauchen, André?«
    »Es sind ziemlich viele Kanister«, erklärte der. »Und wir müssen so leise wie möglich vorgehen. Drei bis vier Tauchgänge, würde ich schätzen. Aber um vier Uhr morgens dürften wir fertig sein.«
    »Perfekt. Ihr werdet die Timer auf genau 17.00 Uhr einstellen, verstanden? Und seid bloß vorsichtig mit dem Zeug.«
    »Schon klar.« André lächelte selbstbewusst.
    Natürlich, dachte Lázlo. Andrés Vater war beim Militär, arbeitete als Marine-Soldat. Und hatte André bestimmt von Kindheit an zum Kampftaucher ausgebildet. Lázlo schüttelte sich. Würden sie das wirklich tun? In der Nacht tief in die Höhlen unter Budapest tauchen, dort Giftfässer anbringen mit Zeitzündern? Wenn um fünf Uhr am Nachmittag die Dinger hochgehen würden, brauchte es 15, vielleicht 20 Minuten, bis das verseuchte Wasser die Pumpen des Gellért-Bades erreichten. Wie viele Menschen würden dort sein? Und sterben? Lázlo schluckte. Wenn Frosch nicht gewesen wäre, dann hätte er genauso begeistert mitgemacht wie die anderen.
    »Team zwei«, machte Janosch weiter, »trifft sich ebenfalls Punkt 17.00 Uhr am Parlament. Wir gehen rein, ziehen unseren Job durch und hauen wieder ab. Das Feuerwerk zum Stephanstag wird dieses Jahr um einiges großartiger ausfallen als sonst.«
    Sie lachten. Und Lázlo lachte mit. »Wohin gehe ich?«, fragte er dann.
    »Du kommst mit uns ins Parlament, Bruder. Oder hat dir deine Kleine schon Privatunterricht im Tauchen gegeben?«
    Wieder Gelächter, aber diesmal ohne Lázlo.
    »Wir werden heute in aller Ruhe noch einmal trainieren, Lázlo«, grinste Janosch. »Und morgen, am 20. August, ist dann unser großer Tag.«
    »Auf, auf, Ungarn!«, brüllte der innere Kreis.
    Und Lázlo spürte, wie die Angst sich in ihm ausdehnte.
    15.59 Uhr, Váci utca
    Ohne Ziel und Rast schlenderte Lena durch Budapest. Lázlo war immer noch unerreichbar – ob er sich rächen wollte, weil sie gestern nicht ans Handy gegangen war? Blödmann. Aber so ein süßer Blödmann.
    Sie drehte wieder einmal ein paar Postkartenständer durch und suchte nach einer Karte, die sie ihrer Mutter noch nicht geschickt hatte. Vielleicht diese historische Fotografie in Schwarz-Weiß? Oder Budapest by night – ganz in Schwarz?
    Ihr Handy quakte – Sie haben eine SMS. Lena fummelte das Ding aus ihrem Rucksack und las:
17.00 uhr cafe ger-beaud. muss mit dir reden. tut mir leid. lazlo.
    Lena nickte grimmig – das wurde ja auch Zeit. Sie tippte ein »Okay« zurück und schaute nach der Uhrzeit: noch eine Stunde.
    »Lena, Mädchen! Gut, dass ich dich treffe!« Die Blumenfrau schrie ihr das von der nächsten Straßenecke aus zu.
    »Hallo, Éva«, rief Lena lächelnd zurück und huschte schnell zu ihr hinüber, bevor sie noch länger durch die Gegend schrie. Mit einem Blick in den Eimer stellte Lena fest, dass heute schon wieder die

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