Blutrubin Trilogie - Band 1: Die Verwandlung (German Edition)
vervollständigte sie meinen Satz und bestätigte meine Vermutung.
Sofort sah ich wieder das Bild der kleinen Kimberly vor mir. Ihre blasse Haut, die blonden Locken und dann erinnerte ich mich an den einzelnen roten Ohrstecker, den sie niemals abnahm. Ich hatte sie oft gefragt, warum sie nur einen Ohrring trug und sie hatte mir immer wieder geantwortet, sie hätte den anderen verloren.
»Der Ohrring«, flüsterte ich mehr zu mir selbst.
»Sehr gut kleine Schwester«, entgegnete Kimberly und applaudierte. »Bevor du dir jedoch weiter deinen hübschen Kopf zerbrichst, werde dir alles erzählen«, sagte sie ernst und lehnte sich gegen die Wand.
»Ich kann es kaum erwarten«, entgegnete ich ironisch.
Kimberly massierte den Punkt zwischen ihren Augenbrauen und seufzte.
»Wo fange ich am besten an?«, sagte sie nachdenklich, dann holte sie tief Luft und begann zu erzählen. »Also, ich wurde schon so geboren und stamme aus einer Familie mit sehr mächtigen Vampiren, die jedoch komplett ausgerottet wurde, als ich drei Jahre alt war. Wie ich dir ja schon erklärt habe, bzw. wie du schon selbst herausgefunden hast, konnte ich mich als Kind immer völlig frei bewegen, dank meines Blutrubins. Natürlich habe ich mich vornehmlich von Blut ernährt, musste aber auch menschliche Nahrung zu mir nehmen, um nicht aufzufallen«, sie fasste sich bei diesen Worten an den Hals, verzog das Gesicht zu einer Grimasse und deutete ein Würgen an.
»Manchmal war es sehr schwer, mich in der Gesellschaft anderer Kinder aufzuhalten, vor allem wenn ich Hunger hatte, aber mit der Zeit hatte ich mir genügend Selbstbeherrschung antrainiert, um dies zu bewerkstelligen, ohne über meine Spielgefährten herzufallen. Ich habe früh gelernt, auf mich selbst gestellt zu sein und wenn ich merkte, dass mein Hunger unerträglich wurde, ging ich einfach auf die Jagd nach Menschen, die niemand so schnell vermissen würde. Nur einmal hatte ich mich nicht unter Kontrolle und die Blutgier gewann die Oberhand. Du weißt sicher noch, wer der kleine Elliot Finkelstein war?«
Sie sah mich abwartend an und alle Farbe wich aus meinem Gesicht. Natürlich konnte ich mich noch sehr gut an den kleinen, hageren Jungen erinnern, dessen Haar immer so zerzaust war, als sei er gerade erst aufgestanden. Irgendwann erfuhren wir, dass er vermisst wurde und die ganze Schule in unserem Ort hatte sich an der Suche beteiligt.
Wenige Tage später hatte man ihn dann gefunden, mit zerfetzter Kehle und grausam entstellt. Die Ermittler kamen zu dem Schluss, dass er von einem wilden Tier angefallen worden sein musste, als er am Waldrand spielte. Kurze Zeit später wurde er beerdigt und die Akte wurde geschlossen.
Mein Entsetzen wich nun einer noch nie dagewesenen Wut, als ich Kimberlys triumphierenden Blick sah.
»Du bist ein widerliches Monster«, zischte ich sie an, doch sie zuckte nur gelangweilt mit den Schultern und fuhr dann ganz gelassen mit ihrer Erzählung fort.
»Naja, das war aber auch das einzige Mal, dass ich mich nicht unter Kontrolle hatte. Sei es drum, jedenfalls lernte ich irgendwann Christopher kennen. Er tauchte eines Tages in unserer Stadt auf, weil er von meinem Blutrubin erfahren hatte und er hat doch tatsächlich versucht, ihn mir gewaltsam abzunehmen«, sie warf Christopher einen humorvoll tadelnden Blick zu und er schenkte ihr ein bewunderndes Lächeln.
»Von den verschiedenen Fähigkeiten, die jeder Vampir hat, weißt du ja und selbstverständlich bin ich da keine Ausnahme. Ich kann in die Gedanken anderer eindringen und diese manipulieren. Christopher war es somit nicht möglich, mir den Ohrring abzunehmen. Stattdessen habe ich ihn mit meiner Gabe gezwungen, mir alles zu erzählen und so habe ich letztendlich von der Macht der fünf Blutrubine erfahren. Allen Menschen dauerhaft meinen Willen aufzuzwingen, gefiel mir, also habe ich kurzerhand beschlossen, mich an der Suche zu beteiligen. Christopher und ich einigten uns und wurden Partner. Ich denke mein Charme hat ihn überzeugt, nicht wahr mein Schatz?«, wieder blickte sie zu Christopher, der ihr lächelnd eine Kusshand zuwarf.
»Wo war ich stehengeblieben?« sagte sie mit gerunzelter Stirn, dann glätteten sich die Falten. »Ach ja, wir machten uns also gemeinsam auf die Suche nach den noch fehlenden Rubinen und irgendwann zog ich dann zu Christopher. Vor einigen Monaten beschlossen wir dann, unsere Verbindung zu festigen und somit allen Vampiren zu zeigen, welche Macht wir gemeinsam hatten. Zu
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