Blutrubin Trilogie - Band 1: Die Verwandlung (German Edition)
Kopf hob und zu meiner Schwester blickte, lächelte sie. Dann sah ich sie, die beiden langen, weißen Fangzähne.
»Du bist, … du bist ein Vampir?«, meine Stimme war heiser und ich rieb mir den schmerzenden Hals, fassungslos über den Anblick, der sich mir gerade bot.
»So ist es meine Liebe«, erwiderte Kim und leckte mit der Zunge über die Klinge des Dolches, an dem noch einige Tropfen meines Blutes klebten.
»Der Geschmack steht dem Geruch in nichts nach«, stellte sie fest und schloss genüsslich die Augen. James knurrte und machte einen Schritt nach vorn, doch Balthasar drängte ihn mithilfe seines Schwertes zurück an die Wand.
Bei dem Anblick, wie Kimberly mein Blut kostete, zog sich mir der Magen zusammen und ich musste meinen Blick abwenden. Automatisch schüttelte ich den Kopf, weil ich nicht wahrhaben wollte, was gerade geschah.
»Ich kann sehr gut verstehen, dass dies ein Schock für dich ist, aber das ist auch nicht weiter verwunderlich. Es tut mir sehr leid, dass alles so kommen musste, doch dafür musst du dich bei deinem Gefährten bedanken, der sich ja unbedingt einmischen musste«, erklärte sie eiskalt und ohne jegliche Gefühlsregung.
Tausend Fragen schwirrten in meinem Kopf herum, doch ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Der Schock darüber, dass meine Schwester auch ein Vampir war, lähmte mich und ich war nicht fähig einen klaren Gedanken zu fassen. Seit wann war sie ein Vampir und was hatte sie damit gemeint, als sie sagte, ich solle mich bei James bedanken, weil er sich eingemischt hatte?
»Was willst du damit sagen?«, stieß ich hervor. Sie lachte und warf den Kopf dabei elegant in den Nacken.
»Ich muss feststellen, dass du als Vampir leider immer noch genauso begriffsstutzig bist, wie du es als Mensch warst«, sagte sie abfällig. Als ich nicht sofort darauf reagierte und sie nur weiterhin fassungslos ansah, verdrehte sie genervt die Augen.
»Dir liegen doch bestimmt wieder etliche Fragen auf der Zunge, kleine Schwester?« Damit hatte sie allerdings recht und ich brannte darauf, die passenden Antworten zu bekommen. Ich erhob mich und unterließ es demonstrativ, mir den Staub von der Hose zu klopfen, dann sah ich ihr direkt in die Augen.
»Wie lange schon?«
»Du willst wissen, wie lange ich schon ein Vampir bin?«, entgegnete sie und fuhr sich nachdenklich mit dem Zeigefinger über die gespitzten Lippen. »Schon sehr lange«, antwortete sie.
»Dann wusstest du, dass Balthasar mich angegriffen und gebissen hat?«, stellte ich nüchtern fest.
»Ob ich es gewusst habe?«, kicherte sie, »Balthasar hat in unserem Auftrag gehandelt.« Mir klappte die Kinnlade nach unten und jetzt verstand ich auch, was Christopfer gemeint hatte, als er versehentlich "uns" gesagt hatte. Er und meine Schwester steckten von Anfang an hinter dieser ganzen Sache und ich hatte nichts bemerkt.
»Du hast was?«, stammelte ich leise. Kimberly seufzte laut, dann warf sie sich ihr blondes Haar über die Schulter.
»Ich glaube ich bin dir eine Erklärung schuldig, schließlich bist du meine Schwester, oder besser gesagt meine Adoptivschwester.« Sie fuhr erneut mit ihrem Finger über die Klinge des Messers, an dem noch immer etwas von meinem Blut klebte, und leckte ihn ab.
»Du kannst dir nicht vorstellen, wie schwer es für mich war, mich all die Jahre zurückzuhalten. Besonders als Kind hat es mich sehr viel Selbstbeherrschung gekostet, nicht über dich herzufallen«, erklärte sie. Ich runzelte die Stirn. Hatte sie eben gesagt, dass sie schon in unserer Kindheit ein Vampir war?
»Ich dachte Vampire altern nicht, nachdem sie verwandelt wurden?« widersprach ich ihr.
»Dies gilt aber nur für Vampire, die verwandelt wurden. Vampire, die als solche geboren werden, wachsen solange weiter, bis ihr Körper auf dem Zenit seiner Leistungsfähigkeit ist. Erst dann kommt es zum Stillstand.«
Ich schüttelte kaum merklich den Kopf, denn das konnte nicht sein. Als Kinder waren wir fast jede freie Minute zusammen und ich hätte doch bemerkt, dass etwas mit ihr nicht stimmte. Wie andere Kinder waren auch wir ins Schwimmbad gegangen und hatten zusammen Ausflüge unternommen und das natürlich überwiegend am Tag. Wäre sie damals wirklich schon ein Vampir gewesen, dann hätte sie dies alles unmöglich machen können, es sei denn ... ich schluckte und sah auf.
»Du konntest wie jedes andere Kind tagsüber raus, weil ...«
»Weil ich einen Blutrubin hatte, der mich vor dem Tageslicht schützte«,
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