Blutrubin Trilogie - Band 1: Die Verwandlung (German Edition)
denn James und Ian?«, erkundigte ich mich und sah mich dabei suchend um, denn ich konnte es kaum erwarten ihn wiederzusehen.
»Ich darf sie daran erinnern, dass James als Vampir nicht unbedingt angetan ist von menschlicher Nahrung«, erinnerte sie mich. »Und so wie es aussieht, wird Ian heute wohl fasten«, fügte sie schmunzelnd hinzu.
»Warum das denn?«, fragte ich neugierig.
»Weil er seit seiner Materialisierung alles in sich hineingestopft hat, was ihm zwischen die Finger gekommen ist. Nicht einmal vor den Wachsäpfeln, die als Dekoration auf dem Tisch stehen, hat er halt gemacht und jetzt ist ihm schlecht. Er und der gnädige Herr sind noch auf dem Grundstück unterwegs, aber sie werden sicher bald zurück sein«, informierte sie mich. »Kaffee oder Tee?«, wollte Berta wissen und stellte die dampfenden Brötchen vor mir auf den Tisch.
»Kaffee bitte«, antwortete ich und sah aus dem Fenster. Es war noch dunkel, aber am Horizont färbte sich der Himmel bereits violett. Als sich Berta sicher war, dass es mir an nichts fehlte, nickte sie mir freundlich zu und verließ den Raum.
Ich spielte gedankenverloren mit meinem Messer und dachte über meine neu erworbene Unsterblichkeit nach. Es war ungewohnt, plötzlich nicht mehr sterblich zu sein und alle zukünftigen Jahrhunderte mitzuerleben, sofern man vorher nicht enthauptet, oder heftig zur Ader gelassen wurde. Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich darüber glücklich oder traurig sein sollte.
Sicher, ich würde niemals Falten bekommen und mein Hintern, sowie meine Brüste würden bis in alle Ewigkeiten so straff bleiben wie sie es jetzt waren, aber wollte ich wirklich ewig leben?
Ich besah mir kurz die Klinge des Messers, dann schnitt ich mir in die Fingerkuppe und fluchte laut, als ich einen stechenden Schmerz verspürte und dunkelrotes Blut aus dem Schnitt quoll.
Ich starrte auf die Verletzung und hielt den Atem an, während die Wunde wenige Sekunden später zu heilen begann. Nach einer halben Minute war nur noch eine dünne, helle Narbe zu erkennen und lediglich das bereits geronnene Blut bestätigte mir, dass ich mich dort mit dem Messer geschnitten hatte.
»Experimentierst du mit deiner Unsterblichkeit herum?«, hörte ich eine sanfte, tiefe Stimme hinter mir sagen und mein Pulsschlag beschleunigte sich augenblicklich. James legte die Hände auf meine Schultern und gab mir einen sanften Kuss auf den Kopf.
»Mir kommt das alles vor wie ein Traum«, flüsterte ich und ergriff seine Hand. Er setzte sich auf den Stuhl neben mir und lächelte.
»Ich kann mir gut vorstellen, wie es dir geht, denn all das habe ich auch durchgemacht, aber man gewöhnt sich daran«, versicherte er mir. Ich nahm eines der dampfenden Brötchen und zupfte lustlos daran herum.
»War es das jetzt?«, wollte ich wissen und sah James fragend an.
»Was meinst du?«, entgegnete er sichtlich verwirrt.
»Naja, ich habe Visionen, kann Geister sehen und bin jetzt auch noch unsterblich. War das nun alles oder kommt da noch mehr?« Er zuckte mit den Schultern.
»Ich weiß es nicht«, sagte er und sah mich nachdenklich an. »Von so einem Fall, wie du es bist, habe ich noch niemals gehört.«
»Dann bin ich also weiterhin eine unberechenbare Wundertüte«, knurrte ich grimmig, nahm mir ein weiteres Brötchen und zerstückelte auch dieses gedankenverloren. James legte einen Finger unter mein Kinn und zwang mich ihn anzusehen.
»Was mich angeht, so bin ich sehr dankbar für die Tatsache, dass du unsterblich bist«, raunte er und sein heißer Atem strich mir wie eine sanfte Liebkosung über das Gesicht. Ich schloss die Augen und gab mich ganz dem Wunschgedanken hin, mit James den Rest meines Lebens zu verbringen. Natürlich nur, wenn er das auch wollte. Insofern hatte diese Unsterblichkeits-Sache ja auch etwas Gutes.
Als die Tür aufging und Berta mit einer Kanne in der Hand eintrat, öffnete ich wieder die Augen und der Duft von frisch aufgebrühtem Kaffee zog mir in die Nase.
Nachdem ich eines der unversehrten Brötchen mit reichlich Marmelade beschmiert und einen genüsslichen Bissen davon genommen hatte, sah ich zu James.
»Danke übrigens für die neuen Kleider«, ich fuhr mit dem Finger unter meinen Rollkragen um ihn ein wenig zu dehnen, da er sehr eng saß, »wo hattest du diese Sachen denn mitten in der Nacht aufgetrieben?«
Berta, die gerade einen Teller mit frischem Rührei vor mich stellte, warf James einen vorwurfsvollen Blick zu und verzog das Gesicht, was mir nicht
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