Blutrubin Trilogie - Band 1: Die Verwandlung (German Edition)
und warf Ian, der gerade etwas sagen wollte, einen warnenden Blick zu.
Nun fiel auch mir der strenge Alkoholgeruch auf, der Ian umgab.
»Allemal besser als seine Blähungen«, stellte ich nüchtern fest und fragte mich, mit welchen Gerüchen er noch aufwarten würde. Ich deutete auf die dunklen Flecken am Boden, wo vor kurzem noch die enthaupteten Vampire gelegen hatten.
»Warum zersetzen sich die Körper?«
»Wenn ein Vampir enthauptet wird, ist dies gleichzusetzen mit grellem Tageslicht. Er verschmort von innen heraus und zersetzt sich, bis nichts mehr von ihm übrig ist«, erklärte er nüchtern.
»Das ist praktisch, so muss man im Nachhinein die Sauerei nicht entfernen«, stellte ich fest und lächelte. James Miene jedoch blieb ernst und er sah jetzt nachdenklich auf einen Punkt an der Wand.
»So wie es scheint, hatten sie keine Ahnung, wo sie nach dem Amulett suchen sollten. Als wir gestern hier ankamen, haben wir sie ganz offensichtlich gestört und ihnen blieb nichts anderes übrig, als noch einmal zurückzukommen, um ihre Suche zu beenden. Leam muss den Blutrubin irgendwo versteckt haben, wo man ihn nicht so leicht findet«, sein Blick schweifte suchend durch den Raum, als könne er allein durch seinen Willen das Versteck ausfindig machen.
»Hast du eine Vermutung, wo er sich befinden könnte?«, wollte ich von James wissen, doch dieser schüttelte wieder den Kopf.
»Nein, aber ich bin mir sicher, dass uns das Buch aus deinen Visionen mehr darüber verraten wird.«
»Woher wusste Balthasar überhaupt, dass Leam im Besitz des Blutrubins ist?«, fragte ich neugierig.
»Das wüsste ich auch zu gerne. Außer mir ...«, er machte mit dem Kinn eine Bewegung in meine Richtung, » ... und dir, wusste niemand davon.«
Er sah auf seine Armbanduhr und seufzte. »In weniger als fünf Stunden müssen wir uns auf den Weg machen und du hast kaum geschlafen.« Er streichelte mir sanft über die Wange und sah mich lange an, dann richtete er sein Wort an Ian, der mittlerweile am Türrahmen Halt gesucht hatte.
»Du lässt dir von Berta einen starken Kaffee machen und dann kommst du wieder zu mir. Wir werden die restliche Nacht zusammen Wache halten und das Gelände absuchen. Ich glaube zwar nicht das Balthasar zurückkommt, aber ich will kein unnötiges Risiko eingehen. Und du ...«, er drehte sich zu mir, »du legst dich wieder in dein Bett und versuchst noch ein paar Stunden zu schlafen«, befahl er in einem ruhigen, aber bestimmten Tonfall.
Ich war wirklich erschöpft und aus diesem Grund widersprach ich ihm nicht, stattdessen küsste ich ihn zärtlich auf den Mund.
»Sei bitte vorsichtig«, hauchte ich ihm ins Ohr, machte auf dem Absatz kehrt und verließ das Arbeitszimmer.
Kapitel 9
Der Geruch von gebratenem Speck und Eiern zog die Treppe herauf und ich öffnete vorsichtig die Augen. Sofort lief mir das Wasser im Mund zusammen und an ein erneutes Einschlafen war nun nicht mehr zu denken. Mein Magen begann laut zu knurren, also räkelte ich mich ein letztes Mal und kroch dann unter der warmen Bettdecke hervor.
Wehmütig sah ich auf die am Boden liegende, zerstörte Versace Bluse und ich seufzte laut. Ich hob sie auf und strich sanft mit den Fingern über den edlen Stoff, als hätte ich ein geliebtes Haustier verloren, das ich noch einmal zum Abschied streichelte. Als ich aufsah, fiel mein Blick auf den Sessel, auf dem mehrere Kleidungsstücke lagen.
Sofort ließ ich die zerfetzte Bluse fallen und machte mich daran, das Kleiderbündel einer genauen Inspektion zu unterziehen. Ich war hellauf begeistert, als ich einen weinroten Rollkragenpullover und eine blaue Damenjeans vor mir in die Höhe hielt, die offensichtlich beide meine Größe hatten. Wie es James wohl gelungen war, diese mitten in der Nacht zu organisieren? Schulterzuckend klemmte ich mir meine neuen Schätze unter den Arm und ging ins Badezimmer.
Frisch geduscht und neu eingekleidet folgte ich dem köstlichen Duft die Treppe hinunter. In der Eingangshalle traf ich auf Berta, die gerade mit einem großen Tablett bewaffnet aus der Küche kam.
»Oh, guten Morgen, Sie sind schon wach? Ich habe bereits den Frühstückstisch gedeckt«, begrüßte sie mich mit ihrer mütterlichen Art und öffnete die Tür neben dem Arbeitszimmer. Ich folgte ihr gehorsam und fand mich in einer Art Speisesaal wieder, in dessen Mitte ein langer Holztisch stand. Nur ein einziger Platz war gedeckt und Berta wies mich an, dort Platz zu nehmen.
»Wo sind
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