Blutrubin Trilogie - Band 1: Die Verwandlung (German Edition)
traten, sah sie auf und lächelte uns an.
»James, Claire, ich habe euch schon erwartet«, ihre Stimme war wie flüssiges Gold, so klangvoll und melodisch aber doch irgendwie nicht menschlich. James deutete eine Verbeugung an und ich entschied, dass ein knappes Nicken in ihre Richtung genügen musste.
»Es ist uns eine Ehre«, entgegnete James.
»Oh wie unhöflich von mir«, flötete sie und deutete auf die beiden Stühle, die vor dem Tisch platziert waren. »Setzt euch doch bitte.« Baobhan Shin lächelte noch immer, sah zu James und musterte dann mich interessiert.
»Erstaunlich«, stellte sie fast ein wenig versonnen fest. Ich hatte bereits meine Lippen geöffnet, um sie zu fragen, was sie damit meinte, doch James Fußtritt hielt mich davon ab. Ich stöhnte kurz auf und sah ihn wütend an, dann richtete ich meine Aufmerksamkeit wieder auf unsere Gastgeberin.
»Ich verweile bereits sehr lange auf dieser Welt, aber so etwas Außergewöhnliches wie dich habe ich noch nie gesehen. Du bist unsterblich, aber dennoch kein Vampir. Ich kann mich nicht erinnern, dass es so etwas schon einmal gab.« Ich sah verstohlen zu James, der bei ihren Worten die Stirn in Falten gelegt hatte.
Meinte sie damit, dass es außer mir, noch nie einem Menschen gab, der sich, nach einem Biss, nicht verwandelt hatte? Nach einer kurzen Pause faltete sie die Hände und blickte zu James.
»Ihr seid gekommen um meine Dienste in Anspruch zu nehmen?«, vermutete sie und besah sich dann ihre leuchtend roten Fingernägel.
»Ja, wir benötigen deine Hilfe«, stimmte James zu, doch als er fortfahren wollte, hob sie die Hand.
»Ich weiß, warum ihr mich aufgesucht habt, schließlich habe ich das zweite Gesicht. Ihr wollt wissen, wo der Blutrubin ist, den ihr so verzweifelt sucht. Bevor ich euch eine Antwort auf eure Frage geben kann, muss ich euch noch meinen Preis nennen«, sie blickte auf und sah zwischen James und mir, hin und her.
»Was forderst du als Bezahlung«, wollte James wissen und ich konnte ihm deutlich ansehen wie angespannt er war. Baobhan Shin legte den Kopf zur Seite und sah uns lange an, dann richtete sie sich in ihrem Stuhl auf.
»Claires Fähigkeiten«, erklärte sie knapp. James sprang so blitzschnell von seinem Stuhl auf, dass ich erschrocken zusammenzuckte.
»Niemals«, rief er voller Entrüstung, packte mich am Handgelenk und zog mich nach oben. Baobhan Shin lächelte sanftmütig und deutete mit dem Kinn in meine Richtung.
»Meinst du nicht, dass wir Claire die Entscheidung überlassen sollten? Schließlich geht es hier um ihre Gaben«, dann richtete sie sich an mich, »was sagst du dazu, bist du bereit deine Fähigkeiten aufzugeben, wenn ich dir im Gegenzug dafür den Ort nenne, an dem sich der Blutrubin befindet?«
Ich sah verwirrt zu James, der kaum merklich den Kopf schüttelte, dann wieder zu Baobhan Shin, die mich strahlend anlächelte und mir aufmunternd zunickte. Es war, als würde sie versuchen, mich in ihren Bann zu ziehen und ich spürte einen eigenartigen Zwang, mich auf ihr Angebot einzulassen. Schnell wandte ich meinen Blick von ihr ab, sofort verschwand das beklemmende Gefühl und ich konnte wieder klar denken. Das also war es, was James gemeint hatte, als er sagte sie nutze ihre hypnotisierende Wirkung.
Jetzt, wo ich sie nicht mehr ansah, wusste ich, was zu tun war. Von meinen Visionen hätte ich mich jederzeit trennen können, aber die Fähigkeit Geister zu sehen und ihnen wieder eine Gestalt zu geben, würde ich auf gar keinen Fall aufgeben. Allein der Gedanke an die traurigen Gesichter von Berta, Ian und Emma, wenn ich sie wieder in ihre Geisterwelt schicken müsste, machten mir dies unmöglich.
»Nein danke!«, sagte ich energisch und trat noch dichter an James heran. Er nickte zufrieden.
»Es tut mir leid, dass wir deine kostbare Zeit in Anspruch genommen haben, aber dieser Preis ist inakzeptabel«, er verbeugte sich und wir waren gerade im Begriff zu gehen, als ihre melodische Stimme an unser Ohr drang.
»Wenn ihr euch auf meine Forderungen einlasst, würde ich euch noch zwei weitere Informationen preisgeben, die äußerst interessant sind.« James blieb so abrupt stehen, dass ich gegen seinen Rücken prallte. Er drehte sich langsam herum und sah Baobhan Shin mit zusammengekniffenen Augen an.
»Welche Informationen meinst du?«, fragte er knapp. Ihre Mundwinkel zuckten und gingen dann in ein Lächeln über.
»Zum einen könnte ich euch den menschlichen Namen des Vampirs nennen, der die
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