Blutrubin Trilogie - Band 1: Die Verwandlung (German Edition)
sie einen sehr hohen Preis«, erklärte er mir.
»Wo ist das Problem? Du hast doch genügend Geld«, warf ich ein.
»Sie will als Bezahlung kein Geld, sondern etwas anderes«, erklärte er und lachte freudlos.
»Was verlangt sie denn?«, hakte ich neugierig nach.
»Worauf sie gerade Lust hat. Dein Lachen, eine deiner Gaben oder deine Fähigkeit zu lieben«, bemerkte er grimmig. Ich schluckte und mir wurde ganz kalt bei dem Gedanken, dass man mir meine Liebe zu James nehmen könnte. Während ich nachdenklich auf meine Füße sah, kaute ich geistesabwesend auf einem Fingernagel. »Worüber denkst du nach?«, wollte James wissen und ich sah auf.
»Naja, wenn der Preis zu hoch ist, dann muss man sich ja nicht auf den Handel einlassen, oder? Warum also gehen wir nicht zu ihr und finden heraus, was sie für ihre Dienste verlangt? Ablehnen können wir immer noch, wenn uns der Preis zu hoch erscheint«, konterte ich und sah in sein nachdenkliches Gesicht.
»Viele, die ihre Dienste in Anspruch genommen haben sagen, dass sie eine hypnotisierende Wirkung auf Vampire ausübt und sich kaum einer gegen ihre Forderungen wehren konnte. Was ist, wenn auch wir uns dem nicht entziehen können?«, warf er zweifelnd ein.
»Aber ich bin kein Vampir, also wird ihr Einfluss bei mir nicht wirken. Lass es uns einfach versuchen«, ich sah ihn mit schmollender Unterlippe und treuherzigem Blick an, bis er zu lachen begann.
»Du hast gewonnen, aber auf deine Verantwortung.« Er erhob sich, zog mich in seine Arme und presste mich fest an seinen stählernen Körper.
Erst am Nachmittag gelang es uns das Bett zu verlassen und ich fragte mich, ob es mir nach all den leidenschaftlichen Stunden mit James noch möglich war, halbwegs gerade zu gehen. Wie er mir erklärt hatte, lebte Baobhan Shin etwa zwei Stunden entfernt und wir hatten beschlossen, sie noch am selben Tag aufzusuchen. Wir machten uns auf den Weg zum Ben Mór, einem Berg, dessen flache Spitze das Aussehen eines Tisches hatte und an dessen Ausläufen sich eine kleine Hütte befand, in der die Seherin lebte.
Auf der Fahrt bat mich James, mein Temperament etwas zu zügeln, schließlich sei Baobhan Shin eine fast 1000 Jahre alte Vampirseherin, die sehr mächtig war und der man mit Respekt gegenübertreten musste.
»Bin ich vielleicht eine vorlaute Furie?«, fragte ich sichtlich verstimmt.
»Nein, natürlich nicht, Liebes«, beruhigte er mich, »sie ist nur sehr eigenartig und kann es nicht leiden, wenn man ihr widerspricht.«
»Tja, da wird sie sich wohl oder übel daran gewöhnen müssen«, entgegnete ich patzig. 1000 Jahre hin oder her, ich würde mir ganz sicher nicht den Mund verbieten lassen.
»Vielleicht sollte ich das Gespräch führen und du sagst erst etwas, wenn ich dir ein Zeichen gebe«, meinte James und konzentrierte sich auf die Straße. Ich schnaubte laut und warf ihm von der Seite einen vernichtenden Blick zu.
»Nun mach aber mal halblang. Du stellst mich ja so hin, als könnte ich keinen vollständigen Satz über die Lippen bringen, ohne einen Kraftausdruck zu verwenden«, brummte ich und sah beleidigt zum Seitenfenster hinaus. James seufzte laut, sagte aber nichts mehr und so herrschte auf der restlichen Fahrt, eine eisige Stille zwischen uns.
Baobhan Shins Hütte sah von außen verwittert und heruntergekommen aus, innen jedoch erinnerte es mich an das Zelt einer Wahrsagerin. Die Wände waren mit farbenfrohen Schleiern drapiert und etliche Räucherschalen sorgten für einen schweren, süßen Duft, der mir sofort in die Nase stieg und leicht hämmernde Kopfschmerzen zur Folge hatte.
»Hier riecht es wie in einem orientalischen Freudenhaus«, flüsterte ich James zu und versuchte durch den Mund zu atmen. Er antwortete nicht sondern warf mir nur einen warnenden Blick zu, den ich mit einem genervten Augenrollen quittierte.
Die alte Vampirseherin war zu meinem Erstaunen völlig anders, als ich sie mir vorgestellte hatte. Ungläubig, mit weit aufstehendem Mund starrte ich sie an, bis James mir mit seinem Ellbogen in die Rippen stieß und ich meinen Mund rasch wieder schloss.
Vor uns an einem Tisch saß nicht etwa ein runzeliges, altes Mütterchen, sondern eine äußerst attraktive, schwarzhaarige Schönheit mit Katzenaugen und einer makellosen Figur. Sie war von Kopf bis Fuß in einen hautengen, roten Lederoverall gekleidet und erinnerte damit mehr an eine Domina, als an eine tausend Jahre alte Vampir-Seherin. Als wir durch den transparenten, roten Vorhang
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