Blutrubin Trilogie - Band 1: Die Verwandlung (German Edition)
vorbei zu schlüpfen, um wieder nach unten zu laufen. Berta seufzte laut und drückte mich dann in einen der Sessel am Kamin.
»Der gnädige Herr weiß schon was er tut und außerdem ist es für Sie zu gefährlich«, versuchte sie mich zu beruhigen.
»Erstens habe ich dir schon hundert Mal gesagt, dass du mich duzen sollst und zweitens, warum sollte das zu gefährlich sein?«, wollte ich wissen.
»Diese Evelyn ist unberechenbar und sie ist ein Vampir. Keine Ahnung, was sie im Schilde führt, aber sie könnte Ihnen … ähm … dir, gefährlich werden«, erklärte sie mir.
»James ist doch bei mir, was sollte mir da schon passieren?«, widersprach ich und suchte verzweifelt nach einem Weg, um an Berta vorbeizukommen.
»Vampire sind unglaublich schnell und eh du dich versiehst, hat sie ihre Zähne in deine Kehle gebohrt.«
Wäre ich in diesem Augenblick nicht so derart wütend und verzweifelt gewesen, dann hätte mich Bertas Anblick zum Schmunzeln gebracht. Sie stand breitbeinig, mit verschränkten Armen vor der Tür und erinnerte mich dabei an den Türsteher eines Nachtclubs, nur mit dem Unterschied, dass sie ein Kleid aus dem 17. Jahrhundert trug und mich mütterlich anlächelte.
Mit jeder Sekunde, die verstrich, wuchs meine Ungeduld, was mich schier zur Verzweiflung brachte. Ich wollte wieder nach unten und sehen, was da im Arbeitszimmer vor sich ging, doch unsere schrullige Hauswirtin machte nicht den Anschein als würde sie kampflos den Weg freigeben.
Der Gedanke, dass James mit dieser Evelyn allein war, brachte mich fast um den Verstand. Es war keineswegs nur die Angst um den Mann, den ich liebte, sondern auch blanke Eifersucht, die sich wie ein spitzer Dolch in mein Herz bohrte.
Natürlich, er hatte mir seine Liebe gestanden und ich sollte ihm vertrauen, denn schließlich war Vertrauen ein wichtiger Bestandteil für eine intakte Beziehung, aber was, wenn er trotz allem noch Gefühle für diese andere Frau hatte?
Oft genug hatte ich miterlebt, wie reumütigen Ex-Partnern verziehen wurde und eine neu begonnene Liebe dadurch in die Brüche ging.
Wieder einmal kaute ich an meinen Fingernägeln, während ich Berta aus den Augenwinkeln heraus beobachtete. Sie stand noch immer an der Tür und rührte sich keinen Millimeter vom Fleck. Es musste doch einen Weg geben, um an ihr vorbeizukommen?
Vielleicht, wenn ich Berta glaubhaft vorspielte, dass ich kein Interesse mehr hatte, nach unten zu gehen? Mit etwas Glück könnte ich sie vielleicht davon überzeugen, wieder an ihre Arbeit zu gehen.
Einen Versuch war es allemal wert. Ich streifte mir die Schuhe von den Füßen und zog dann meine Jeans aus. Berta beobachtete mich argwöhnisch, noch immer die Arme vor der Brust verschränkt.
Dann begann ich meine Schläfen zu massieren, und einen möglichst gequälten Gesichtsausdruck zu machen.
»Ich habe schreckliche Kopfschmerzen, vielleicht sollte ich ein heißes Bad nehmen«, seufzte ich so gequält, dass ich mich fast selbst bemitleidet hätte. Berta nickte zustimmend und lief an mir vorbei ins Badezimmer, um mir Wasser einzulassen.
Für den Bruchteil einer Sekunde blickte ich hinüber zu der unbewachten Tür und überlegte, ob ich einfach losrennen sollte, doch Berta würde mir folgen und mich wieder in mein Zimmer zurückziehen, noch ehe ich die Treppen erreicht hätte. Warum waren Geister nur so schnell und stark?
Nein, ich musste sie in Sicherheit wiegen, ihr vormachen, dass sie mir vertrauen konnte und dazu musste ich ihre Schwachstelle nutzen.
Unsere Hauswirtin war felsenfest davon überzeugt, dass es für alle Krankheiten und jeden Schmerz, ein Heilmittel aus der Natur gab. Medikamente waren bei ihr verpönt und diese Eigenwilligkeit war meine Chance.
»Weißt du zufällig ob James hier irgendwo ein paar Schmerztabletten rumliegen hat«, erkundigte ich mich ganz beiläufig, als ich zu ihr ins Badezimmer trat und meinen Pullover abstreifte. Sie sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen vorwurfsvoll an und stemmte die Hände in die Hüften.
»Was habt ihr jungen Leute nur immer mit euren Tabletten? Weidenrindentee wirkt wahre Wunder gegen Kopfschmerzen.«
Ich ging zur Wanne, hielt einen Finger unter das fließende Wasser und tat als würde ich die Temperatur kontrollieren.
»Das mag ja sein, aber ich kann mir keinen Weiderindentee aus dem Ärmel schütteln, also muss ich wohl doch auf eine Tablette zurückgreifen«, antwortete ich. Berta war plötzlich ganz in ihrem Element und da wusste ich, dass ich
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